Bei WhatsappAzubis verschicken erotische Fotos der Chefin: Das ist ihre Strafe

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Die drei Angeklagten beim Prozess in Köln

Köln – Im Kollegenkreis machte das Gerücht schnell die Runde: Teamchefin Anna S. (alle Namen geändert) hatte sich freizügig ablichten lassen. Ganz professionell im Studio, mal in Unterwäsche, mal ganz nackt. Die erotischen Fotos – fein säuberlich zum Aufblättern in einem Fotokalender, pro Monat ein Bild – befanden sich offensichtlich im Spind ihres Lebensgefährten.

Kein Problem für eine Clique angehender Rettungssanitäter bei einem Kölner Wohlfahrtsverband, nach Feierabend und ein paar Bier, sich einen Spaß daraus zu machen, das Schloss zu knacken und sich ausgiebig über den Fotokalender lustig zu machen.

Köln: Nacktfotos der Chefin über Whatsapp verschickt

Nicht nur das: Einer hielt das Handy drauf, schickte die Fotos über Whatsapp an sämtliche Kollegen und stellte sie ins Netz. „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs“ befand die Anklagebehörde, nachdem die Teamleiterin außer sich vor Scham und Entsetzen Strafanzeige erstattet hatte. Die pubertäre Neugier hatte zumindest zwei der Ex-Azubis den Job gekostet. Sie waren fristlos gekündigt worden, nachdem die Chefin den Betriebsrat eingeschaltet hatte.

Der jüngste der Clique hatte sofort reinen Tisch gemacht, als das Ganze aufgeflogen war, alle Namen der Beteiligten genannt, sich bei der Chefin entschuldigt, ihr 750 Euro Schadenersatz gezahlt und eine Unterlassungserklärung unterschrieben. Daraufhin durfte er bleiben, seine Ausbildung zu Ende führen und wird möglicherweise auch übernommen, wie der 23-Jährige am Freitag auf der Anklagebank erwähnte.

Köln: Angeklagter zeigt sich kleinlaut vor Gericht

Betroffen, kleinlaut und verlegen ebenso sein Ex-Kollege Dieter S. (25), der nach der Kündigung als Verkäufer jobbt. Er hatte das Werkzeug im Spind gehabt, mit dem das Schloss geknackt wurde, allerdings Einhalt geboten, als es hieß, den Fotokalender auch noch ans Schwarze Brett des Unternehmens zu hängen: „Das geht gar nicht.“

Als Haupttäter hatte die Anklage den Dritten im Bunde im Auge, Piet S., der inzwischen bei einem Abschleppdienst arbeitet und zuvor als Rettungshelfer gearbeitet hatte. Der 28-Jährige leugnete zunächst hartnäckig, die Fotos ins Netz gestellt zu haben, so wie es seine Mitangeklagten ausgesagt hatten: „Die wollen mir nur was anhängen.“ Als jedoch ein weiterer Zeuge gehört wurde, ein Kollege, der am nächsten Tag die Fotos prompt auf dem Handy hatte, war schnell klar, dass der 28-Jährige der Absender war.

Haupttäter gesteht bei Prozess in Köln

Er habe an jenem Abend Nachtschicht gehabt, sei nur zufällig in die Feierabend-Clique geraten und macht sich heute Vorwürfe: „Ich war nur dabei, hätte es vermeiden können.“ Letztlich gab er sein Leugnen auf und gab zu, aktiv beteiligt gewesen zu sein.

„Sie haben es auf die Spitze getrieben“, sagte die Richterin und verurteilte ihn zu 2400 Euro Geldstrafe. Sein Geständnis sei erfolgt, „als nichts anderes mehr ging“, hieß es strafschärfend. Die beiden reumütigen Mitangeklagten kamen mit einer Verfahrenseinstellung davon. Jeder muss dem Opfer 750 Euro Schadensersatz zahlen und anteilig dessen Anwaltskosten.

Neben der Peinlichkeit und der Scham ist das Opfer nicht nur Leidtragende, sondern ebenfalls seinen Job los. Nachdem die Fotos im gesamten Unternehmen Thema waren, hatte ihr Chef sie zu sich gerufen und deutlich gemacht: „Es ist besser, wenn sich unsere Wege jetzt trennen.“