Bei Knöllchen-ProzessUnfassbar: Kölner Richter nennt FC-Spieler „Pissnelke“

Das Gericht

Das Kölner Amts- und Landgericht.

Köln – Er ist Spieler des 1. FC Köln, derzeit ausgeliehen an Holstein Kiel, und kickt für die deutsche U21-Nationalmannschaft. Vorm Amtsgericht wollte sich Salih Özcan (21) gegen ein Knöllchen wehren; und wurde ausgerechnet vom Richter übel beschimpft.

Spieler des 1. FC Köln wehrt sich gegen Knöllchen

Özcan war auf der Autobahn 57 in Richtung Neuss mit 40 km/h zu viel geblitzt worden. Er hatte einen Bußgeldbescheid von 150 Euro, einen Punkt in Flensburg und einen Monat Fahrverbot kassiert. Dagegen hatte Özcan Einspruch eingelegt, daher kam es zur Verhandlung vor dem Kölner Amtsgericht.

In Saal 21 des Justizgebäudes tauchte aber nur Özcans Rechtsanwalt Devrim Girgin auf. „Ach, der spielt ja jetzt in Kiel“, sagte Richter Gerd Willi Krämer. Der Anwalt regte an, den Fall (Aktenzeichen: 647 OWi 70/19) ohne den Fußballspieler zu verhandeln. 

Alles zum Thema Salih Özcan

(Lesen Sie auch: Wie Salih Özcan als 15-Jähriger zum Ersthelfer wurde)

Richter beschimpft FC-Spieler als „Pisser“

Das lehnte der Richter ab und bestätigte per Verwerfungsurteil das Knöllchen. Doch dann folgte ein unfassbarer Ausbruch. „Wenn dieser Pisser nicht mal kommt, diese Pissnelke“, schimpfte Richter Gerd Willi Krämer über den FC-Spieler. 

Die Schimpftirade durfte sich der Anwalt beim Verlassen des Saales noch anhören. Der Fall dürfte ohnehin in die Verlängerung gehen. Anwalt Girgin hatte in der Verhandlung eine fehlerhafte Ladung gerügt und Beschwerde beim Oberlandesgericht angekündigt. 

Beleidigung kann Nachspiel für Richter haben

Ob die Äußerungen auch ein Nachspiel für den erfahrenen Jugendrichter haben, bleibt abzuwarten. Der als besonnen und freundlich bekannte Salih Özcan müsste dafür bei Polizei oder Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Beleidigung erstatten.

In Paragraph 185 des Strafgesetzbuchs heißt es: Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.