Gerade noch im Urlaub alles easy mit Karte bezahlt, und zurück in Köln heißt es: „Nur Bargeld, bitte!“. Viele Kölner und Kölnerinnen nervt das gewaltig. Doch warum sträuben sich so viele Läden noch immer dagegen?
Zoff an der KasseBargeld-Frust in Köln

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Klartext in einem Kölner Restaurant: Hier geht ohne Bargeld gar nichts.
Aktualisiert
Dieses Gefühl kennt doch jeder: Im Italien-Urlaub das Eis für 5.20 Euro mal eben mit der Karte piepen lassen – zack, erledigt.
Doch kaum zurück in Köln, ist der Ärger vorprogrammiert. Laut einer Umfrage zücken 55 Prozent der befragten Deutschen im Euro-Ausland lieber die Karte, zu Hause sind es deutlich weniger.
Denn hier wartet oft die Enttäuschung. Man steht in der Schlange, kramt im Portemonnaie und stellt fest: kein Bargeld! Genervt und peinlich berührt, muss man den Laden wieder verlassen. An vielen Ecken in Köln ist das leider noch die Realität.
Schilder wie „Kartenzahlung erst ab zehn Euro“ oder der Klassiker „Kartenlesegerät defekt“ sind in Cafés, Imbissen und Restaurants keine Seltenheit. Manchmal entdeckt man den Hinweis auch erst in der Speisekarte: „Bei uns ist leider nur Barzahlung möglich.“ Peinlich, wenn die Limonade schon bestellt ist.
„Unser Umsatz ist zu klein, die Gebühren zu hoch“
Was Bargeld-Fans nicht stört, bringt Karten-Zahler und Zahlerinnen zur Weißglut. Eine Imbiss-Besitzerin aus der Kölner Innenstadt, die anonym bleiben will, begründet den Verzicht gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ so: „Unser Umsatz ist zu klein, die Gebühren zu hoch.“
Dabei gibt es in Deutschland noch kein Gesetz, das ein Kartenlesegerät vorschreibt, die Wahl liegt also beim Händler oder der Händlerin.
Dass es auch anders geht, beweist Shirin Shaghaghi. In ihrem Köln-Kiosk im Belgischen Viertel sind beide Optionen möglich. Ihr Fazit ist eindeutig: „70 Prozent zahlen mit Karte, insbesondere die Jüngeren. Die meisten haben gar kein Bargeld mehr dabei.“

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Shirin Shaghaghi vom Köln-Kiosk im Belgischen Viertel
Sie ist überzeugt: „Man kann es sich kaum noch leisten, nur auf Bargeld zu setzen. Man verliert unheimlich viele Kunden ohne Kartenzahlung. Cash only ist ein Wettbewerbsnachteil.“
Die Zahlen einer Studie des Kölner Instituts EHI geben ihr recht: Der Umsatzanteil der Kartenzahlung im Einzelhandel kletterte auf 63,5 Prozent.
Hinter vorgehaltener Hand wird oft gemunkelt: Wer nur Bargeld nimmt, will am Finanzamt vorbeiwirtschaften. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wehrt sich entschieden gegen diesen Generalverdacht.
Und auch die Oberfinanzdirektion NRW stellt klar: „Allein der Umstand, dass ein Betrieb Barzahlung verlangt, führt nicht automatisch dazu, dass man von einer Steuerhinterziehung in solchen Fällen ausgehen muss.“

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David Oldenburg, Besitzer des Krua Thai, ist sich sicher: „Als Gastronom kann man es sich nicht mehr leisten, keine Kartenzahlung anzubieten.“
Auch David Oldenburg vom Krua Thai schüttelt über die Ausrede mit den hohen Gebühren den Kopf. Er rechnet vor: „Man müsste das mal gegenrechnen mit den Personalkosten und der Arbeitszeit, die draufgehen, fürs Geld zählen, in den Safe legen, zur Bank fahren, am Schalter anstehen und den Gebühren, die fürs Geld wechseln anfallen.“
Und er hat recht! Eine Studie der Deutschen Bundesbank hat die versteckten Kosten von Bargeld aufgedeckt: Jede einzelne Bar-Transaktion kostet den Händler oder die Händlerin im Schnitt satte 24 Cent! Nicht eingerechnet sind dabei Fehler beim Wechselgeld, die Gefahr von Falschgeld oder gar Raubüberfälle.
Bargeld deswegen gänzlich abzuschaffen, ist für Gastronom Oldenburg trotzdem keine Lösung: „Es muss mehrere Optionen geben.“ Die Zukunft sieht aber gut aus: Die Bundesregierung plant, dass bald jeder Laden mindestens eine digitale Zahlungsmöglichkeit anbieten muss. Der Zoff an der Kasse könnte also bald ein Ende haben. (red)