Die Bank-Posse von KölnMächtig Gegenwind für Melaten-Pläne – „unsensibel, erschreckend“

Das bunte Grab von Dirk Bach in Köln, daneben die rosafarbene Bank.

Es geht nicht nur, aber auch um sie: die rosafarbene Bank am Grab von Dirk Bach auf dem Melatenfriedhof in Köln. Das Foto wurde am 11. August 2023 aufgenommen.

Die Bank-Posse von Köln erhitzt weiter die Gemüter. In der Öffentlichkeit bekommt die Stadt Köln für ihre Pläne viel Gegenwind.

von Ayhan Demirci (ade)

Der Streit um die privaten Bänke auf dem Melaten-Friedhof (EXPRESS.de berichtete) wird jetzt auch politisch: Die Kölner FDP hat sich eingeschaltet und fordert die Stadt auf, weder die Bank am Grab von Dirk Bach noch die anderen privat aufgestellten Bänke zu entfernen.

Der Kreisvorsitzende der Liberalen, Lorenz Deutsch, wirft dem zuständigen Grünflächenamt mangelnde Sensibilität vor, dies sei „erschreckend“. Deutsch erklärte am Wochenende in einer Pressemitteilung: „Ohne Rücksicht auf die konkrete Situation wird jede aufgestellte Bank gleich behandelt. Für die Angehörigen sind diese Möglichkeiten zum Verweilen aber wichtige Orte zur Einkehr und Zwiesprache. Das Grab von Dirk Bach ist das prominente Beispiel für ein individualisiertes Gedenken. Ich fordere das Grünflächenamt auf, von diesem unsensiblen Kahlschlag Abstand zu nehmen.“

Gegenwind für Pläne der Stadt: Kölner FDP und viele andere Menschen sind entsetzt

Sollten einzelne Bänke marode sein, müssten sie einzeln betrachtet und vielleicht auch entsorgt werden. „Das rechtfertigt aber nicht dieses unterschiedslose Vorgehen!“

Nach Angaben der Stadt Köln beeinträchtigen die vielen Bänke zunehmend das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Melatenfriedhofs, zudem stellten sie ein Sicherheitsrisiko dar. Bis zum 8. September sollen die Bänke weg. Die Frist wolle man aber „mit Augenmaß“ angehen, sagte eine Sprecherin der Stadt. Bänke, die schließlich – auf Kosten der Stadt – von Mitarbeitern eingesammelt werden und noch einen Wert haben, sollen demnach eingelagert werden.

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Schauspielerin Hella von Sinnen, die eng mit Bach befreundet war, schrieb die Stadt mit „freundlichen und flehentlichen Grüßen“ an, die Bank stehen zu lassen (EXPRESS berichtete).

Zahlreiche EXPRESS-Leserinnen und -Leser äußerten auf Facebook ihren Unmut über das Vorgehen der Stadt: „Was macht so eine Bank? NICHTS! Lasst diese doch für unsere Alten stehen.“

Oder: „Die Stadt sollte lieber einmal die Straßen, Plätze (insbesondere rund um den Dom) und Parks sauber bekommen, anstatt hier auf diesem Friedhof den Ordnungssheriff zu spielen. Wen stören da ernsthaft ein paar Bänke?“

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Oder: „Vermutlich gibt es einen Grund, warum so viele Bänke aufgestellt wurden? ‚Möglicherweise‘ gibt es sehr viele alte Menschen, die bei ihren Verblichenen etwas verweilen wollen (jetzt mal ganz unabhängig von Dirk Bachs Bank).“

Vereinzelt gibt es auch Stimmen, die Verständnis für die Maßnahme der Friedhofsverwaltung haben: „Ein Friedhof ist doch kein Zirkus“, heißt es da, oder auch: „Jeder meint, er könnte machen was er will. Furchtbar.“

Individuelle Bänke auf Melaten: „Das ist ein Stück aktive Trauerarbeit“

Der Kölner CDU-Politiker und Köln-Kenner Günter Leitner, der auch Führungen auf Melaten veranstaltet, sagte auf EXPRESS-Nachfrage: „Ich halte es für wichtig, heute Trauernden die Möglichkeit zu eröffnen, individuell gestaltete Bänke an die Grabstätten stellen zu können. Das ist ein Stück aktive Trauerarbeit und sollte auch mindestens für einige Jahre erlaubt sein. Die Energie, die man für die Begutachtung von Bänken aufwendet, könnte man gut auch in jene Grabstätten hinein legen, die unbedingt saniert werden müssten.“

Das Problem der Sitzgelegenheit ist kein Neues. Vor allem in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts seien einige Grabstätten entstanden, bei denen die (steinernen) Bänke gleich mitgebaut wurden – zu sehen etwa an der Grabstätte der Industriellenfamilie Clouth an der sogenannten „Millionenallee“ auf Melaten.