Autos rausKöln wie Barcelona? Politik setzt auf Wunderwaffe „Superblocks“

Seit 2017 setzt man in Barcelona auf «Superblocks». Das Prinzip: In Quartieren von drei mal drei Wohnblöcken wird das Auto größtenteils verdrängt. Autofreie Sonn- und Feiertage auf vielen Straßen, stark verkehrsberuhigte Viertel, groß angelegte Umwidmungen von Straßen für den Radverkehr - von solchen Beispielen aus dem Ausland erhofft sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Inspirationen für den Radverkehr in Deutschland. (zu dpa «Superblocks» und «Mini Hollands»: Radverband will vom Ausland lernen") +++ dpa-Bildfunk +++

Bänke, Grün, viel Platz für Radler und Fußgänger: In den Superblocks in Barcelona wird der Autoverkehr verbannt.

von Marion Steeger (MS)

Köln. Spielplätze und Bänke auf dem Asphalt, grüne Oasen, fast paradiesische Zustände für Fußgänger und Radfahrer: Barcelona setzt in Sachen Verkehr seit 2017 auf sogenannte „Superilles“, auch Superblocks genannt. Das Ratsbündnis in Köln lässt sich davon inspirieren, möchte von der Verwaltung einen Plan mit einem Grundnetz und Korridoren für die Stadt. Der Antrag für die Ratssitzung am 24. Juni steht.

„Lasst uns die Straßen mit Leben füllen“, hatte die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, als Parole ausgegeben. Und das Konzept mit den Superblocks scheint aufzugehen: Zwei mal zwei oder drei mal drei Häuserblocks werden zusammengefasst. Bis zu 500 dieser Superblocks könnten in der Stadt mit 5,5 Millionen Einwohnern entstehen.

Kölner Verkehrspolitik: Hauptverkehrsstraßen als Korridore

Hier dürfen nur Anwohner und Lieferwagen mit maximal 10 km/h rein zu festen Zeiten. Der Verkehr fließt über die Hauptachsen, also Korridore. Etwas langsamer, aber er fließt.

18.05.2021, Köln: Die Stadt Köln gestaltet im Rahmen des Radverkehrskonzept Innenstadt die Verkehrsführung auf den Ringen um. Weitere Teile werden für den Autoverkehr einspurig, die andere Fahrspur wird zum Radfahrstreifen. Der Radweg fällt weg.

Hohenzollernring


Foto: Csaba Peter Rakoczy/frei über shared services

In der Kölner Innenstadt, hier der Hohenzollernring, herrscht regelmäßig viel Verkehr. Ein Grundnetz soll das ändern.

Unterschied zu Köln: Barcelona ist kastenförmig angelegt. Also ein Knackpunkt bei der möglichen Umsetzung am Rhein. Doch Lars Wahlen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, erklärt: „Es gibt viele parallel laufende Straßen, die nach Köln hineinführen. Wie viele davon brauchen wir noch? Das sollen die Experten der Verwaltung herausfinden.“

Kölner Verkehrspolitik: Grundnetz und Superblocks

Die Superblocks könnten auch ein Ergebnis dieser Prüfung sein. Ziel sei es, Hauptverkehrsstraßen zu definieren. Wenn Autos überhaupt durch untergeordnete Straßen fahren sollten, dann untergeordnet, so Wahlen.

Für Aufsehen hatte vor Kurzem zum Beispiel der Vorschlag der Grünen gesorgt, im Agnesviertel den Verkehr zu verbannen. Auch in Köln angedacht: die Ehrenstraße zur „Wohlfühlmeile“ zu machen.

Kölner Verkehrspolitik: Anteil des Umweltverbundes erhöhen

Kölner Verkehrspolitik: Anteil des Umweltverbundes erhöhen

Weitere wichtige Punkte aus dem Antrag von Grünen, CDU und Volt für die kommende Ratssitzung:

Der stadtweite Anteil des Umweltverbundes soll bis 2035 auf 75 Prozent und innerhalb der Innenstadt von über 80 Prozent auf bis zu 90 Prozent erhöht werden. Um eine nachvollziehbare Umsetzbarkeit zu erreichen, wird das Stadtgebiet in Korridore eingeteilt.

Besonders berücksichtigt werden dabei Liefer-, Wirtschafts-, Ziel- und Quellverkehre. Das Grundnetz soll die Radverkehrskonzepte berücksichtigen und sollte insbesondere dem Gelben Netz nicht entgegenstehen oder zum Rückbau von Radinfrastruktur führen.

Kölner Verkehrspolitik: Wichtige Partner in Planungen einbezogen

Der ÖPNV muss weiterhin sowohl auf dem Grundnetz als auch auf den restlichen Straßen funktionieren. Die Erreichbarkeit der Innenstadt für Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, wie z. B. Anwohnende, Handwerkerinnen und Handwerker, Lieferverkehre, Menschen mit Behinderung, Pflege- und Gesundheitsdienste bleibt erhalten.

Grundnetz, Korridore, Superblocks: Die Planungen für Köln sollen aber nicht einfach „übergestülpt“ werden. IHK, Kreishandwerkerschaft, Einzelhandel, KVB oder Dehoga werden in die Planungen mit eingebunden.