Nach Wahnsinnstat in JülichBesitzer von Edelhengst in Haft, Pferd droht der Metzger

Das Pferd Apitou

Das abgemagerte Pferd Apitou. Der Besitzer sitzt im Gefängnis.

von Ayhan Demirci (ade)

Köln – Wir sehen „Amitou“, einen zwei Jahre alten Hengst edler Abstammung. Sein Besitzer träumte von einem Rennpferd, das von Sieg zu Sieg eilt. Doch es kam alles ganz anders. Der Herr des Pferdes lamdete im Gefängnis. Es geht um versuchten Mord.

Ehekrieg: Die Geschichte eines Verbrechens

Der Besitzer des Tieres, der Hufschmied Paul G. (52) aus Jülich, wurde im Februar wegen versuchten Mordes an seiner Frau und seiner 19-jährigen Tochter und besonders schwerer Brandstiftung zu einer Freiheitsstrafe von elf Jahren und einem Monat verurteilt.

Der Richter im Prozess vor dem Aachener Landgericht sah als erwiesen an: In Folge eines Rosenkrieges mit seiner Frau und der anstehenden Scheidung fackelte Paul G. in der Nacht zum 9. Mai 2018 seinen Hof in Jülich-Selgersdorf mit Hilfe von fünf Litern Benzin ab. 

Tod einkalkuliert: Hufschmied plante Versicherungsbetrug

Er brach in das Haus, zu dem er keinen Zutritt mehr hatte, ein. Frau und Tochter schliefen. Der Täter setzte mit Brandbeschleuniger Kleidung in Brand, die er vor den Zimmern der beiden zu Haufen zusammengelegt hatte. Er plante einen Versicherungsbetrug und nahm den Tod der Menschen in Kauf. Eine Wahnsinnstat, eine Familientragödie. Mutter und Tochter konnten gerettet werden, aber die seelischen Narben bei allen Beteiligten bleiben.

Paul G. besaß mehrere Pferde, unter anderen den Hengst „Amitou“. Angesichts der dramatischen Umstände gerieten die Tiere zunehmend ins Abseits. Sie hätten einfach auf der Wiese rumgestanden, keiner hätte sich gekümmert, heißt es im Umfeld. Die neue Lebensgefährtin des Täters soll dann einen Großteil der einfachen, sogenannten „Sprungtiere“ verkauft haben.

Der drohende Gang zum Pferdemetzger

Aber der Vollblüter „Amitou“, von dem sich der Besitzer einst Erfolg und Einnahmen versprochen hatte, blieb zurück. Derartige Hengste, die eigentlich für Rennen vorgesehen sind, schrecken Privatleute ab.

Hengst Amitou: Statt Ruhm zum Pferdemetzger

Die Lebensgefährtin des Täters kündigte bereits an, das Tier zum Metzger zu bringen, als der Kölner Pferdefreund und -experte Horst-Dieter Beyer (Hodibe) von der Geschichte hörte. Und er schritt sofort ein. (Beyers einmaliges Kölner Pferdekaufhaus: hier mehr lesen)

Hodibe sagt: „Dieses Pferd hat eine Chance verdient. Wir sorgen erstmal dafür, dass es am leben bleibt. Es war schon deutlich abgemagert, die Rippen waren zu sehen.“ Er hat Amitou mit Hilfe des Züchters Theo Hodinius nun in seine Obhut genommen. Das Pferd wird seit kurzem auf dem „Hof Valentin“ in Kerpen-Blatzheim aufgepäppelt. „Ein ruhiges, sanftes, schönes Tier“, sagt Hodinius.

Könnte Amitou je Rennen laufen? „Seine Zukunft steht in den Sternen“, so Beyer. Man müsse das kommende Jahr abwarten.

Horst-Dieter Beyer

Der Kölner Horst-Dieter Beyer, Freunde nennen ihn liebevoll Hodibe, betreibt ein Pferdekaufhaus in Köln. Das Foto zeigt ihn vor wenigen Wochen bei der Vorbereitung für eine Tombola. 

Verwaister Hengst stammt aus gewinnträchtiger Erfolgslinie des Gestüts Schlenderhan

Mutter des Tieres war die Stute Amandila, die aus der Linie des berühmten Vollblüters und jetzigen Deckhengstes Adlerflug aus dem Gestüt Schlenderhan stammt. Vater der Hengstes ist Wiener Walzer“, ebenfalls ein Schlenderhan (ging für 1,1 Millionen Euro an einen Istanbuler Jockeyclub). 

Horst-Dieter Beyer, der am kommenden Wochenende 87 wird, bittet seine Freunde, auf Geburtstagsgeschenke zu verzichten. Stattdessen wünscht er sich ganz viel Hafer für das Pferd. Drei Tonnen, sagt Beyer. Ein Freund sammelt bereits das Geld...