„Legen uns Steine in den Weg“Nach Platz-Zoff: Kölner Amateurclub fordert Ablöse für Kreisliga-Team

Ein Blick auf den Fußballplatz des SC West.

Der Fußballplatz des SC West Köln ist immer noch ein Aschenplatz. Die zweite Damenmannschaft hat den Verein geschlossen verlassen.

Ablösesummen sind im Profifußball gang und gäbe. In Köln fordert jetzt aber ein Amateurverein Geld für eine Damenmannschaft, die den Club vollständig verlassen hat.

von Niklas Brühl (nb)

Der SC West Köln gehört zu den größten und mitgliederstärksten Amateurfußballvereinen der Stadt. 26 Teams traten in der Spielzeit 2022/2023 für den Verein aus Neuehrenfeld im Jugend-, Herren- und Damenbereich an.

Der Verein hat aber auch mit der eigenen Infrastruktur zu kämpfen – die eigene Sportanlage am Apenrader Hof feiert bald ihr 100-jähriges Bestehen. Sie wurde rundherum komplett saniert, der Belag auf dem Spielfeld ist jedoch immer noch der gleiche.

Statt auf einem Kunstrasen trainieren einige Mannschaften immer noch auf dem in die Jahre gekommenen Aschenplatz (EXPRESS.de berichtete). Für den Ligabetrieb ist der Platz nicht mehr tauglich. Es gibt zwar einen Kunstrasenplatz, auf diesem gibt es aber nicht genug Platz für alle Mannschaften des Vereins. Der SC West wartet händeringend darauf, dass auch der Aschenplatz mit Kunstrasen ausgestattet wird – bislang vergeblich.

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Die zweite Damenmannschaft des SC West, die auf dem Aschenplatz trainiert, zog zur nun anstehenden neuen Saison Konsequenzen und wechselte geschlossen zum SV Lövenich/Widdersdorf – spielberechtigt sind die 28 Spielerinnen allerdings noch nicht, denn der SC West fordert eine Ablöse.

Kölner Amatuerfußball: SC West fordert Ablösen für Damenmannschaft

„Der Schatzmeister der Lövenicher kann sich freuen. Wir nicht!“, beklagt sich der Präsident des SC West, Kurt Nürnberg, im Juni bei EXPRESS.de. „28 Mädchen auf einen Schlag und ohne Vorwarnung zu verlieren – zwei Wochen vor Abmeldefrist ist schon finanziell hart.“ Durch die fehlenden Mitgliedsbeiträge der Spielerinnen würde dem Verein finanzielle Mittel im hohen vierstelligen Bereich flöten gehen.

Die Freigaben für die gesamte Damenmannschaft hat der SC West daraufhin nicht erteilt, fordert vom SV Lövenich/Widdersdorf für jede Spielerin eine Ablösesumme von 250 Euro. Falls das Geld nicht bezahlt werden würde, wäre jede Akteurin bis in den November hinein gesperrt – die Saison wäre damit gelaufen. Der Vorgang ist rechtens, in den unteren Klassen jedoch ziemlich ungewöhnlich.

Die Damenmannschaft des SV Lövenich/Widdersdorf.

Die ehemalige zweite Damenmannschaft des SC West ist geschlossen zum SV Lövenich/Widdersdorf gewechselt. Der ehemalige Verein fordert nun Ablösesummen für jede Spielerin.

Um das Geld aufzubringen, hat die Mannschaft nun einen Crowdfunding-Aufruf gestartet – unter dem Motto: „Wir wollen doch nur (Fußball)spielen!“ 5250 Euro müssten zusammenkommen, um das Geld für die betroffenen Spielerinnen aufzubringen. Bislang (Stand: 12. Juli 2023, 11 Uhr) sind bereits 3418 Euro gespendet worden.

Damenmannschaft aus Köln: „Aus eigener Kraft werden wir die Summe nicht aufbringen können“

„Aus eigener Kraft werden wir diese Summe nicht aufbringen können, viele von uns sind Schülerinnen, Studentinnen oder in der Ausbildung. Nur mit euch und eurer Hilfe können wir diese Ungerechtigkeit überwinden und wieder um die Meisterschaft kämpfen“, heißt es im Spendenaufruf der Damenmannschaft.

Das Team sei dem SC West für die vergangenen drei Jahre dankbar, allerdings lege der Verein den Spielerinnen nun Steine in den Weg und sei zudem nicht verhandlungsbereit. Und weiter: „Dabei ist es nicht üblich, in der Kreisliga Ablösesummen zu fordern.“

Hier geht es zu unserer EXPRESS.de-Umfrage:

Viele andere Spielerinnen aus den Amateurligen würden dieser Tage ablösefrei den Verein wechseln. Zumindest, wenn die jeweilige Abmeldung fristgerecht bis zum 30. Juni 2023 abgegeben wurde.

Die meisten Amateurmannschaften im Fußball-Verband-Mittelrhein starten am 13. August in die neue Spielzeit – die Damenmannschaft des SV Lövenich/Widdersdorf müsste das geforderte Geld bis dahin aufbringen, um in der Liga an den Start gehen zu können.