Schallmauer geknacktAutofahrverbot in Köln – war nur mit Sondergenehmigung erlaubt

Polizisten kontrollierten am 25. November 1973 am Autobahnkreuz Köln-Nord die Einhaltung des Fahrverbots.

Polizisten kontrollierten am 25. November 1973 am Autobahnkreuz Köln-Nord die Einhaltung des Fahrverbots. Nur Fahrer und Fahrerinnen mit Sondergenehmigungen durften ans Steuer.

Köln in der Öl-Krise. An vier Sonntagen galt in der Stadt ein Fahrverbot. EXPRESS.de erinnert sich ...

Wenn der Scheich es will, stehen alle (Auto-)Räder still – so auch in Köln.

Am 25. November 1973 kommt es in der Bundesrepublik zum ersten „autofreien Sonntag“: Freie Fahrt für Rad- und Fußverkehr!

Öl-Krise trifft auch Köln hart – und das kurz vor Weihnachten

Bis zum Sommer 1973 ist der Liter Benzin für rund 75 Pfennig zu haben. Wegen des arabisch-israelischen Jom-Kippur-Krieges (6. bis 26. Oktober 1973) drosselt die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) die Fördermengen um rund fünf Prozent – und die Benzinpreise steigen.

„75,9 Pfennig, 86,5 Pfennig, 94,3 Pfennig: Die Schallgrenze lag bisher bei einer Mark – drüber wollte erst kein Tankstellenbesitzer gehen“, schilderte damals eine Tankstellen-Pächterin. „Als diese Schallmauer fiel, stieg der Benzin-Preis weiter und weiter. Und wir durften irgendwann nur noch 20 Liter je Kraftfahrzeug abgeben.“

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Die Politik reagierte: Zum ersten Mal seit dem Ende des Krieges verwandelte sich Deutschland an den vier Sonntagen vor Weihnachten in eine Fußgänger-Zone. Das kündigte Bundeskanzler Willy Brandt am 24. November 1973 in einer TV-Ansprache an. Ein einmaliges Experiment – und für alle ein Erlebnis.

Der Kölner Ring an der Ecke Rudolfplatz – mit Blick in Richtung Zülpicher und Barbarossaplatz am 25. November 1973: Kein einziges Auto war zu sehen.

Der Kölner Ring an der Ecke Rudolfplatz – mit Blick in Richtung Zülpicher und Barbarossaplatz am 25. November 1973: Kein einziges Auto war zu sehen.

Am 25. November 1973 regeln die Ampeln den nicht vorhandenen Verkehr: Mitten auf der Nord-Süd-Fahrt steht ein Mann, knipst die leere Straße.

An der Ecke Berrenrather beobachten zwei Polizisten die Lage: „In zwei Stunden sind hier nur zwei Autos durchgekommen“, berichten sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Aber die hatten eine Ausnahmegenehmigung.“ In Köln werden am ersten „autofreien Sonntag“ lediglich 15 „Schwarzfahrer“ erwischt. Vier dieser außergewöhnlich ruhigen Sonntage gibt's – dann ist die Ölkrise beendet.

Der Artikel von Inge Wozelka und Lisa Zehner erschien am 27. November 2013 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.