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„Schlauer“-DebatteKölner Anwälte geben Gerichts-Chef kontra: „Wir sind nicht blöd!“

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Der Kölner Strafverteidiger Claus Eßer ist sauer.

Köln – Keinem wäre damit gedient, „wenn der Anwalt schlauer wäre als der Richter“. Mit dieser Aussage wollte Amtsgerichtspräsident Henning Banke (65) auf die geringen Bewerber-Zahlen für das Richteramt aufmerksam machen (hier lesen Sie mehr). Doch Kölner Anwälte fühlen sich vom Gerichtspräsidenten auf den Schlips getreten. Strafverteidiger Claus Eßer sagt: „Wir sind doch nicht blöd!“

Banke hatte darauf hingewiesen, dass die Bewerber für das Richteramt ein Prädikatsexamen aufweisen müssten – was nur etwa 15 Prozent der Studenten schaffen. Viele würden dann in Großkanzleien gehen, wo sie verglichen zum Staatsdienst das Dreifache verdienen könnten.

Köln: Eine Bankrotterklärung des Präsidenten

Schlau sein nur über die Examensnote zu definieren, das sei eine Bankrotterklärung des Amtsgerichtspräsidenten, der damit ein seltsames Menschen- beziehungsweise Richterbild vermittele,  sagt Abdou Gabbar, Fachanwalt für Strafrecht. „Der Abschluss zum Volljuristen setzt insbesondere intensives Pauken und Disziplin voraus und keine Hochbegabung“, so Gabbar. 

Wenn man all seine Zeit für Lernen aufwende und kein soziales Leben nebenher hat, dann könne man ein Prädikatsexamen  sicher leichter erreichen. Weiche Faktoren wie Lebenserfahrung und gute soziale Intelligenz blieben so aber womöglich auf der Strecke. Im Gerichtssaal müsse man Lebenssachverhalte begreifen, dafür reiche ein Prädikatsexamen nicht aus.

Köln: Fehlende Erfahrung führt zum schroffen Ton

„Wenn Richter nach drei Jahren im Staatsdienst bereits eine eigene Abteilung bekommen und dann Anwälten gegenüber sitzen, die die Themen schon seit 20 Jahren beackern, dann ist doch klar, dass die Richter da unterlegen sind“, meint Rechtsanwalt Claus Eßer.

Fehlende Erfahrung würde von Richtern dann gerne mit einer schroffen Verhandlungsführung kompensiert. Etwas überspitzt sagt Eßer: „Wenn Richterinnen aus dem Mutterschutz wiederkommen, dann ändert sich der Blick, dann wird emphatischer und weniger streng an die Sache herangegangen.“

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Sebastian Schölzel ist Fachanwalt für Strafrecht.

Köln: Ein Fachidiot im Elfenbeinturm nützt niemandem was

„Wem nützt der beste Richter als Fachidiot im Elfenbeinturm, der aber vom Leben keine Ahnung hat?“, so Sebastian Schölzel, ebenfalls Fachanwalt für Strafrecht. Klar müsse man eine Grenze ziehen bei der Zulassung zum Richterberuf, da dies eine Aufgabe mit weitreichenden Befugnissen sei, sagt Schölzel, der  auch in der Juristenausbildung tätig ist. Die Examensnote sei aber eine Momentaufnahme, „Schlauheit oder Dummheit orientiert sich nicht nur daran.“

Ein Rechtsanwalt müsse mehr mitbringen als eine gute Note, er brauche Verständnis für seine Mandanten und damit eine hohe soziale Kompetenz und Verhandlungsgeschick, sagt Markus Trude, Vorsitzender des Kölner Anwaltvereins.

Köln: Müssen Anwälte sogar schlauer sein als Richter?

„Salopp könnte man sagen, Anwälte müssen immer schlauer sein als die Richter“, so Trude, schließlich müssten sie etwa in Zivilprozessen voraussehen, was der Richter denkt und auch die gegnerische Partei. Die von Gerichtspräsident Banke angesprochenen Juristen in Großkanzleien würden vielleicht fünf Prozent der gesamten Kölner Anwaltschaft ausmachen.

Ein selbstständiger Anwalt trage immer auch ein unternehmerisches Risiko und arbeite im Schnitt zwölf Stunden am Tag. Ein Richter müsse das nicht. Trude verstehe die Not der Justiz, fähige Leute zu bekommen, dies sei in der Anwaltschaft nicht anders, „aber von Schlauheit zu sprechen ist da nicht ganz angemessen.“