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„Raus aus Köln“Milieu-Größe Keddy: Darum erteilte mir Schäfers Nas Stadtverbot

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Keddy und der später ermordete Hamburger Günther in jungen Jahren.

von Markus Krücken (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre.

Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich dagegen, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Frischse Pitter“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Köln: Milieu-Führer schildert seine Rotlicht-Erfahrungen

Auf EXPRESS.de erinnern wir zum Jahreswechsel mit Episoden an die wilde und oft kriminelle Vergangenheit, die als Chicago am Rhein zu Köln gehörte, aber nicht verklärt werden darf.

Heute veröffentlichen wir Anekdoten von Ex-Szenegröße „Keddy“, der heute auf Stadtführungen das Milieu erklärt, aus dem oben erwähnten Buch von Roland Bebak. Das Interview.

Keddy, man erzählt immer von einer Schlägerei in der Snackbar. Wie kam es zu dieser berüchtigten Auseinandersetzung mit der Schäfers Nas?

Keddy: Also, ich saß mit dem Hermann Strick und dem Essers Häns, der jetzt tot ist, in der Snackbar und war eine Currywurst am Essen. Da kütt der Freund von dem Schäfers Hein rin, der kleine Gerd – der Plaatenkopp, und der Strick – der kam gerade aus dem Gefängnis. Der hatte gerade viereinhalb Jahre abgesessen, und der hatte keine Angst. Da sagt der Essers Häns zu dem Plaatenkopp: „Hör mal, wo is denn dinge Chef?“ Da luurt der Gerd und säd: „Der ist unge in der Madam. Du kannst ihm ens sagen er kann antreten.“

Keddy: Schlägerei in der Snackbar

Noch keine drei Minuten waren vorbei, da kam der rein. Da ging es su: Klack, klack klack – der hatte die Absätze immer mit Eisen verstärkt – Hein kommt rein, da schlägt der Strick dem Hein direkt ein paar in die Fresse rein. Aber, der Schlag ist für den Hein gewesen wie ein Mückenstich. Der zog den Strick an der Schulter hoch – der zappelte quasi in der Luft – legte den über den Zigarettenautomat mit nem Hohlkreuz und schlug dem vielleicht drei, vier Dubletten ins Gesicht.

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Heute kann er über die wilden Zeiten lachen. Milieu-Stadtführer Keddy mit dem Buch über Schäfers Nas.

Da hab ich gemeint, der Hermann, der ist tot – der muss tot sein. Jetzt stand auf dem Tisch eine Cola und eine Flasche Becks Bier. Ich nahm die Flasche Becks Bier, sprang hoch und wollte die Flasche dem Hein auf den Kopf hauen, um den Hermann zu retten. In dem Moment dreht der sich herum, hat den Strick noch am Hals und sieht, dass ich die Fläsch in der Hand hab. Da habe ich die rückwärts fallen gelassen im Rücken, als wenn die Fläsch gar nicht existiert. Klar, da wollte mich der Hein genauso parat machen in der Snackbar.

Und dann?

Keddy: „Wat wollst Du? Mir die Fläsch op de Kopf schlagen?“ Ich han ihm gar keine Antwort gegeben. Der kleine Gerd, der Plaatenkopp, der konnte mich gut leiden. Der war immer gut zu mir. Der hat gesagt: „Loss den Caddy in Ruhe, das ist mein Freund.“ Da hat er mir nichts getan.

Er hat aber gesagt: „Damit du Bescheid weißt, du hast Stadtverbot. Du musst innerhalb von drei Tagen alle Sachen packen und Köln verlassen. Und dann noch eins, nicht nur Stadtverbot. Du hast auch Klapperhofverbot.“ Da hab ich gesagt: „Ja wie kumm ich den dann in et Love Story“. Da hat er gesagt: „Wenn Du noch 'ne freche Antwort gibst, dann schlag ich Dir direkt ein paar auf den Kopf.“

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Legende: Die Nas auf seiner Yacht in Hochzeiten.

Schäfers Nas: Letzte Ansage für Hermann Strick

Da hab ich gesagt, das war nicht so gemeint, dann geh ich über den Friesenplatz – dann komm ich ja auch ins Love Story.

So – und der Hermann Strick kam dann wieder zu sich – das Blut lief in Rinnen runter und da hät der Hermann zu ihm gesagt, das ist noch nicht vorbei, ich hatte hier wenig Platz gehabt, ich muss Platz haben – du musst nochmal antreten. Und da hat der Hein ihn noch mal geschnappt, auf den Boden geschmissen, Knie auf den Brustkorb und hat ausgeholt. Da hab ich ganz laut „Nein, nein, nein!“ gerufen, da hat er dann auch nicht gehauen und hat dann, wie der Hermann wieder hoch kam, zu ihm gesagt: „Eins will ich Dir sagen, Du bist klein und leicht und hast Herz, aber Du hast keine Chance gegen mich. Niemals – du bist zu leicht und zu klein.

Aber jetzt sag ich Dir folgendes: Wenn du noch mal eine Revanche haben willst, dann kannst du morgen um 19 Uhr hier im Klapperhof vor der Madam antreten. Dann lass ich das Fernsehen kommen und dann kann das Fernsehen live aufnehmen, wie ich Dir das Genick breche.“

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Heute im Alter lässt es Keddy ruhig angehen und genießt das Leben.

Da hab ich zum Hermann gesagt: „Lass uns lieber gehen, schau wie du aussiehst, jetzt fahren wir ins Krankenhaus, Du musst erst mal geflickt werden.“

Dann sind wir ins Krankenhaus, der ist genäht worden und danach sind die beiden durch die Hunde Freunde geworden. Der Hein hatte ja die Rottweiler. Der Strick ist nachher nach Koblenz gegangen. Da war der ja auch der Held. Also ich hab Bilder von der Beerdigung von der Nas gesehen, da war auch ein Kranz vom Strick dabei. Der Strick muss danach gestorben sein, hat man mir erzählt. Der muss in Koblenz gestorben sein. Den haben Sie in Koblenz Honka genannt.

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Auch Heinz Flohe, der FC-Weltmeister von 1974, gehörte zu den Kickern der legendären Milieu-Mannschaft aus dem Klein Köln. Hier sitzt er bei einem Spiel neben Zementkopp.

Haben Sie damals auch Fußball gespielt beim FC Johnny aus dem Klein Köln?

Keddy: Ja ja, der Flohe war da Ehrenmitglied. Da hatte der gerade den Bruch vom Steiner von 1860 München bekommen. Der Flohe war Invalide und dann hat der Beckers Dieter den Heinz Flohe als Ehrenmitglied aufgenommen. Der war ja Nationalspieler, eine Persönlichkeit.

Dann hat der Flohe gesagt, ich spiele gerne bei euch mit, aber passt auf mein Bein auf. Der hätte uns fast auf einem Bierdeckel nass gemacht. Wenn der den Ball hatte – du wusstest gar nicht mehr, wo der Ball war. Auf einmal war Tor. Wenn wir dann so zwei Tore vor waren, hat der immer zu uns gesagt: „Nicht mehr groß angreifen, nur auf Zeit spielen, immer abgeben“. Ja, der war Profi.

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Roland Bebak plant eine Fortsetzung seines Milieu-Klassikers Wenn es Nacht wird in Köln.

Haben Sie noch eine Anekdote?

Keddy: Ich sag dir eins: Da war mal ein Länderspiel, da war der Schwarzenbeck und so, und die ganzen Stars kamen in das Love Story. Der Charlie Schäfer hatte die eingeladen ins Chez nous. Das war ja dann Publicity für den. Steht ja dann in der Zeitung. Und weißt du, wer nicht mitgegangen ist? Der Flohe. Hab ich zu dem gesagt: „Fahr doch mit, ist doch super.“ Aber Flocke sagte nur: „Hab ich kein Interesse dran, ich bleib lieber hier und will mit euch lachen.”