„Hoffe, ich sterbe früh“Krise im Kölner Einzelhandel trifft eine Gruppe besonders

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Der Kölner Einzelhandel leidet, die Krise bekommen vor allem Minijobber gerade zu spüren. Hier ein Symbolfoto vom 9. Januar 2021.

von Madeline Jäger (mj)

Köln – „Ich hoffe, dass ich früh sterbe, denn meine Rücklagen sind aufgebraucht“, sagte eine Kölner Unternehmerin jüngst zu Jörg Hamel, dem Geschäftsführer vom Handelsverband (NRW). Ihre Aussage zeigt die aktuell dramatische Lage des Kölner Einzelhandels.

  • Krise im Kölner Einzelhandel zeigt ihre Folgen
  • Besonders Aushilfen und Minijobbern geht es an den Kragen
  • Kölner Einzelhändler hoffen jetzt auf schnelle Finanzhilfen

Seit dem 16. Dezember 2020 sind die Kölner Geschäfte zu. Den Chefs geht das Geld aus, denn finanzielle Hilfen lassen auf sich warten. Aushilfen und Minijobber werden abgemeldet. Einer ganzen Branche fehlt die Perspektive.

Kölner Einzelhandel ohne Perspektive: „Keiner weiß, wie sich Mutanten verhalten“

Wann der Kölner Einzelhandel wieder öffnen darf, weiß gerade niemand, auch nicht Jörg Hemel vom Handelsverband NRW.

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Zwar würden die Infektionszahlen aktuell nicht mehr steigen, doch die britische Virus-Variante sei ein großes Thema im Einzelhandel und verhindere verlässliche Angaben zur Wiederöffnung von Ladenflächen. Denn: „Keiner weiß, wie sich die Mutanten verhalten“, sagt Jörg Hamel gegenüber EXPRESS.

Köln: Minijobber und Aushilfen schauen in die Röhre

Vor diesem Hintergrund werden aktuell vermehrt Minijobber aus dem Einzelhandel abgemeldet. Die Tendenz steigt, genaue Zahlen zum zweiten Lockdown kann die Minijobber-Zentrale aktuell noch nicht nennen, doch bald dürfte sich das ganze Ausmaß der anhaltenden Krise im Einzelhandel zeigen.

„Für viele Minijobber, die jetzt abgemeldet wurden, heißt das konkret, dass ein Großteil ihrer Einnahmen zur Lebenshaltung wegfällt“, erklärt Wolfgang Buschfort von der Minijob-Zentrale. Viele Menschen hätten einen Minijob als Zweitjob, um besser über die Runden zu kommen und ihren Lebensstandard zu verbessern.

Köln: Vor allem Frauen üben Minijobs aus

So sei die Situation auch in Köln, wo überwiegend Frauen einen Minijob ausüben und diesen jetzt zumindest zeitweise verloren haben dürften.

Laut dem aktuellen Pegel der Stadt Köln gingen 2019 bereits 127.400 Kölner einer geringfügigen Beschäftigung, also einem Minijob nach.

Gleichzeitig stieg die Zahl derer, die als Nebenjob zusätzlich zu ihrer Hauptbeschäftigung einen Minijob ausübten.

Handelsverband NRW: 60 Prozent der Betriebe stehen kurz vor Insolvenz

„Wir haben im Moment keine Perspektive. Zwar sind Hilfen angekündigt worden, doch die Frage ist immer noch, wann diese Hilfen kommen. Deswegen müssen die Betriebe jetzt schauen, wo sie sparen und somit überleben können“, erklärt Jörg Hamel vom Handelsverband NRW.

60 Prozent der Unternehmen hätten ihm gegenüber schon geäußert, 2021 Insolvenz anmelden zu müssen, wenn die Überbrückungs-Hilfen nicht bald fließen würden.

Die Anträge für die Überbrückungshilfe III sollen aber laut Bezirksregierung Köln erst Mitte Februar 2021 möglich sein. Der Bewilligungsstart sei für den 15. März geplant.

Köln: Stadtmarketing verweist auf Click and Collect

„Viele Betriebe in Köln haben gerade jetzt existenzielle Probleme“, sagt Geschäftsführerin Annett Polster vom Stadtmarketing Köln dazu.

Bis die Hilfen kommen, sei Kurzarbeit im Kölner Einzelhandel daher ein wichtiges Instrument, um zumindest die Jobs der festangestellten Mitarbeiter zu sichern, so Polster weiter.

„Kündigungen bei den Festangestellten sind aktuell zum Glück noch kein Thema“, versichert Polster. Die Einzelhändler seien schließlich auf ihre Fachkräfte angewiesen. Wenn Verbraucher dem Einzelhandel aktuell helfen wollten, ginge das vor allem über das Einkaufen mit „Click & Collect“.

„Hauptsache nicht zu Amazon gehen“, ergänzt Polster. Auch damit sei dem Kölner Einzelhandel gerade zumindest etwas geholfen.