Prozess in DüsseldorfLesebrille fällt auf dieses Ding – der Schaden ist gewaltig

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Sieht aus wie eine Raumstation, ist aber ein sündhaft teurer Plattenspieler: der „Transrotor Rondino Bianco FMD“

Düsseldorf – Es besteht aus Alu und Acryl, aber auch Gold, Diamant und Bor sind darin verarbeitet: Das Schallplattenspieler-System von Dr. Karl-Eugen B. (76). Dessen Freund Jürgen H. (72) stand vor Gericht, weil ihm beim Bestaunen des edlen Musikspenders die Lesebrille von der Nase gerutscht war und  den Tonarm zerstört hatte.

Seine Versicherung wollte den Schaden an dem 25.000 Euro teuren Gerät nicht zahlen. Doch das Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG) entschied nun in zweiter Instanz: Die Allianz muss haften.

Jürgen H.

Jürgen H. am Oberlandesgericht Düsseldorf: Seine Haftpflichtversicherung wollte den Schaden an dem Luxus-Gerät nicht übernehmen. 

Jürgen H. und Karl-Eugen B. sind gute Freunde. Sie fahren zusammen mit ihren Harleys quer durch Europa, lieben Wein und gute Musik. Anfang Januar 2017 kam es bei einem Treffen zu dem Malheur. „Wir hörten eine Jazzplatte, Karl-Eugen wollte gerade einen Flasche Wein holen, da guckte ich mir seinen Plattenspieler genauer an. Ich hatte noch nie so etwas Brillantes gehört und gesehen“, erzählte Jürgen H. vor Gericht.

Prozess um mega-teuren Schallplattenspieler am Oberlandesgericht Düsseldorf

Das Modell, das wie ein Raumschiff aussieht, hat es wirklich in sich: Es ist ein „Transrotor Rondino Bianco FMD“, der im Bergischen Land östlich von Köln hergestellt wird. In Kombination mit dem Tonarm „Goldfinger V2“ befriedigt er allerhöchste Musikansprüche. Kenner berichten von Hochtönen, die man so sonst nirgendwo zu hören bekommt. Jürgen H. bückte sich über das rotierende Gerät, weil er wissen wollte, was für eine Vinyl-Platte sich da dreht.

Da rutschte ihm die Lesebrille von der Nase. „Ich konnte sie gerade noch mit der Hand auffangen.“ Doch dabei geriet er an den sündhaften teuren Tonarm aus Gold, Bor und Diamant. „Das Ding rutschte einmal voll über die Platte. Crash!“ Der Aufsatz auf dem Gerät war hinüber.

Teurer Schallplattenspieler: Verhandlung vor Oberlandesgericht Düssseldorf

Die Allianz als Haftpflichtversicherung von H. wollte den Schaden in Höhe von etwa 7000 Euro nicht übernehmen. Sie vermutete, die beiden Männer hätten gemeinsame Sache gemacht. Das Landgericht entschied aber in erster Instanz: Die Allianz muss zahlen. Dagegen hatte die Versicherung Berufung eingelegt.

Vor dem Oberlandesgericht erzählte Jürgen H. erneut von dem Abend, der im Streit endete. „Mein Freund war nach dem Vorfall sehr verärgert und schickte mich nach Hause. Drei Tage später rief er erst wieder an und erzählte mir von dem immensen Schaden, und dass ich das meiner Versicherung melden müsste."

Sachverständiger Thomas Bäumerich

Sachverständiger Thomas Bäumerich sagte vor Gericht, dass ihm selbst auch schon zwei Mal so ein Malheur passiert ist.

Sachverständiger Thomas Bäumerich (59), der selbst mit solchen Anlagen handelt und ein 70.000 Euro teures Gerät sein Eigen nennt, wunderte sich nicht über das geschilderte Szenario. Der Experte war vor Gericht geladen, weil er beurteilen sollte, ob sich all dies wirklich so zugetragen haben konnte. „Das Metall Bor im Tonarm ist extrem hart und zerspringt bei der kleinsten Verbiegung wie Glas“, sagte Bäumerich. Er selbst habe bereits zwei solcher Luxus-Tonarme versehentlich zerstört.

Der Vorsitzende Richter Stefan Behring glaubte den Ausführungen von Jürgen H. „Wir fanden das recht überzeugend.“ Laut OLG muss die Allianz jetzt also doch den Schaden am Luxus-Plattenspieler übernehmen. Und noch viel wichtiger: Die beiden Männer wurden durch das Malheur keineswegs entzweit. Jürgen und Karl-Eugen haben sich nach dem Ton-Arm-Bruch versöhnt und fahren bald wieder mit der Harley durch Europa. Bestimmt hören sie auch wieder zusammen Musik.