Ich bin eben so!Oder sind wir doch für die Treue gemacht? Alles über das Fremdgehen

Männliche und weibliche Spielzeugfiguren stehen in einer Gruppe zusammen und sollen die Beziehungen zwischen Menschen symbolisieren.

Fremdgehen und Treue sind Themen, die immer wieder diskutiert werden. Sind Menschen für die Monogamie überhaupt geschaffen?

Hier wird’s heiß – alles rund um Liebe, Sex und Zärtlichkeit gibt es von unserer Expertin Louisa Noack, Paar- und Sexualtherapeutin. Heute dreht sich alles ums Fremdgehen und die Frage, ob wir für Treue überhaupt geschaffen sind.

von Louisa Noack  (ln)

Das Thema Treue in der modernen Welt

Treue ist ein zentrales Thema in vielen Beziehungen: geht einer oder eine fremd, beginnt das Drama. Schließlich wird den meisten erst in diesem Moment klar, wie Treue und Fremdgehen überhaupt persönlich definiert werden und ob ein Seitensprung verziehen werden kann. Vorher redet Mann oder Frau in einer Beziehung nämlich meistens nicht darüber, wann der Seitensprung beginnt.

Wann Fremdgehen anfängt, darüber lässt sich nämlich streiten. Ist es ein Kuss, ein heimlicher Chat oder doch erst der Sex im fremden Bett? Doch abgesehen von der Definition des Fremdgehens, bleibt auch eine mystische Frage: Sind Menschen biologisch und psychologisch überhaupt für lebenslange Treue gemacht?

Gerade Männer hört man ja oft sagen, sie seien gar nicht dazu in der Lage, treu zu sein. Stimmt das?

Vorher noch etwas Interessantes: Männer und Frauen gehen gleich häufig fremd! jeder und jede Dritte ist in der aktuellen Beziehung schon mal fremdgegangen. Autsch! Und wenn man es ganz genau nimmt, gehen Frauen sogar ein kleines bisschen häufiger fremd, wenn man den Umfragen trauen kann! Hand hoch, wer das gedacht hätte!

Das Konzept der Treue gibt es schon lange in Beziehungen

Aber woher kommt eigentlich das Konzept der Treue? Warum ist es vielen Menschen so wichtig, treu zu ihrem Partner zu stehen, wenn sich am Ende jeder Dritte nicht daran hält? Und wenn das so viele also gar nicht können, diese Sache mit der Treue durchzuziehen: Sind wir Menschen also überhaupt dafür gemacht? Verschiedene Thesen aus der Forschung bieten da ziemlich interessante Einblicke in dieses komplexe Thema.

Das sagt die Biologie zur Treue in Beziehungen

Zuerst einmal zur Monogamie in der Tierwelt: Nur etwa drei bis fünf Prozent der Säugetierarten leben monogam. Einige Forscher argumentieren, dass die Seltenheit der Monogamie in der Tierwelt darauf hinweist, dass auch Menschen nicht von Natur aus für lebenslange Treue geschaffen sind.

Dann gibt es da noch die Hormone Oxytocin und die Bindung: Das Hormon Oxytocin spielt nämlich eine wichtige Rolle bei der Bildung von Bindungen zwischen Partnern. Es wird oft als „Kuschelhormon“ bezeichnet und fördert das Gefühl der Nähe und Verbundenheit. Studien zeigen, dass höhere Oxytocinspiegel mit stärkerer Bindung und Treue korrelieren können. Also: Bitte öfter kuscheln!


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Die Perspektive der Psychologen zum Thema Treue

Hast Du schon mal was von der Bindungstheorie gehört? Laut der Bindungstheorie, entwickelt von John Bowlby, sind sichere Bindungen in der Kindheit entscheidend für stabile und treue Beziehungen im Erwachsenenalter. Menschen mit sicherer Bindung neigen eher zu treuen Beziehungen.

Und dann gibt es noch das Thema Evolution: Einige evolutionäre Psychologen argumentieren, dass Männer und Frauen unterschiedliche Strategien für Fortpflanzung und Partnerwahl entwickelt haben. Männer könnten tendenziell mehr geneigt sein, mehrere Partnerinnen zu haben, um ihre Gene zu verbreiten, während Frauen möglicherweise treuer sind, um eine stabile Umgebung für ihre Nachkommen zu sichern. Aber grau ist alle Theorie.

Die soziokulturellen Einflüsse auf Beziehungen

Gesellschaftliche Normen und Werte spielen eine besonders große Rolle: Treue wird nämlich in vielen Kulturen als wertvoll und erstrebenswert angesehen. Gesellschaftliche Normen und Erwartungen spielen deshalb eine wichtige Rolle dabei, wie Menschen Treue in ihren Beziehungen betrachten und leben.

Und schließlich gibt es noch religiöse Überzeugungen: In vielen Religionen wird Treue als moralisches Gebot betrachtet. Religiöse Überzeugungen und Praktiken können daher einen starken Einfluss auf die Tendenz zur Treue in Beziehungen haben.

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Das sagen Umfragen zu Beziehungen, Treue und Betrug

Zuerst eine Studie zur Lebenszufriedenheit: Eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung ergab, dass Menschen in monogamen Beziehungen tendenziell zufriedener und gesünder sind als jene in offenen oder polyamorösen Beziehungen. Dies deutet darauf hin, dass Treue positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben kann.

Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2022 gaben etwa ein Drittel aller befragten Deutschen zu, in ihrer aktuellen Beziehung untreu gewesen zu sein. Frauen gehen sogar etwas häufiger fremd als Männer, können es aber besser verheimlichen.

Fazit: Treue und Fremdgehen sind kein einfaches Thema

Die Frage, ob Menschen für Treue gemacht sind, bleibt komplex und vielschichtig. Biologische, psychologische und soziokulturelle Faktoren spielen also alle eine Rolle bei der Gestaltung von Treueverhalten. Letztendlich scheint es keine universelle Antwort zu geben, da individuelle Unterschiede und persönliche Entscheidungen maßgeblich beeinflussen, wie Treue in Beziehungen erlebt und gelebt wird.

Aber eins steht fest: Will ich mit einem Partner oder einer Partnerin fest zusammen sein, kann ich mein Gehirn ein- und meinen Trieb ausschalten – egal, ob Alkohol, Anziehungskraft oder Rache im Spiel sind. Oder?

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