Telekom in BonnErfundene Dienstreisen: Ex-Mitarbeiterin ergaunert unglaubliche Summe

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Die Zentrale der Deutschen Telekom in Bonn - das Archivbild stammt aus dem Jahr 2017.

Bonn/Niederkassel – Eine finanzielle Not kann die Mitarbeiterin der Deutschen Telekom nicht gehabt haben. Trotz eines jährlichen Bruttoeinkommens von 100.000 Euro soll die 47-Jährige aus Niederkassel regelmäßig fiktive Reisekosten abgerechnet haben. Als der Fall im Oktober 2018 aufflog, summierten sich die erfundenen Geschäftstouren zu angeblichen Großkunden auf 150.000 Euro.

Wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann auf Anfrage am Montag bestätigte, hat die Bonner Staatsanwaltschaft die einst hochdotierte Angestellte des Bonner Telekommunikations-Konzerns jetzt wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 75 Fällen angeklagt. Demnächst muss sie sich vor dem Bonner Amtsgericht verantworten.

Telekom-Mitarbeiterin erfand reihenweise Dienstreisen nach Mecklenburg-Vorpommern

Laut Anklage soll die Telekom-Mitarbeiterin - damals zuständig für die interne Kommunikation mit Großkunden - ab Januar 2017 regelmäßig Reisekosten vorgetäuscht und in das interne Abrechnungssystem eingespeist haben.

Standorte von zwei Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern will sie mit ihrem privaten PKW bevorzugt aufgesucht haben. Wie sich später herausstellte, ist die 47-Jährige kein einziges Mal dort gewesen. Beide Unternehmen erklärten, dass sie die Telekom-Ansprechpartnerin nie zu Gesicht bekommen hätten.

Prozess um erfundene Reisekosten: Telekom-Mitarbeiterin flog bei interner Prüfung auf

Laut Anklage soll sie sich Tausende von fiktiven Kilometern teilweise selbst  mit den Zugangsdaten des entsprechenden Sachbearbeiters genehmigt haben, wenn sie außerhalb der Dienstzeiten noch im Büro saß. Als der Betrugsfall durch eine interne Prüfung aufflog, soll die 47-Jährige die Manipulationen zunächst bestritten haben.

Es gab aber zu viele verräterische Hinweise, dass die Reisen nie stattgefunden haben. Niepmann: „Zum einen wurde anhand der Laufleistung ihres Fahrzeugs wohl festgestellt, dass die Angaben nicht stimmen konnten.“ Auch soll die Ex-Mitarbeiterin ausschließlich in Bonn und nie auf dem Weg zu ihren Reisezielen in Ostdeutschland getankt haben.

Vergleich vor Bonner Amtsgericht: Ex-Telekom-Mitarbeiterin will 150.000 Euro zahlen

Schließlich soll die 47-Jährige gegenüber einem Mitarbeiter den Betrug eingeräumt haben. Ihr wurde fristlos gekündigt. In einem Vergleich vor dem Bonner Arbeitsgericht hat die Ex-Mitarbeiterin sich bereit erklärt, 150.000 Euro an das Bonner Unternehmen zu zahlen.

Erst anschließend wurde der Fall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Im Ermittlungsverfahren jedoch hat die 47-Jährige bislang geschwiegen. (ucs)