Bonn – Katja Dörner hat im Wahlkampf deutlich aufgezeigt, was ihr als Bonner Oberbürgermeisterin wichtig ist. Ihre „klare Kante“ selbst beim brisanten Thema autofreie Innenstadt haben die Bonner akzeptiert und honoriert. Wie es zum spektakulären Polit-Wechsel in Bonn kam und was jetzt kommt – ein Kommentar.

Glückwunsch an Katja Dörner: Sie wird die erste grüne Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn. Der „Amtsbonus“ von Ashok Sridharan hat nicht ausgereicht, die Bonner für eine zweite Amtszeit des CDU-Politikers zu begeistern. 

Bonner wählten den kompletten Wechsel

Zu viele Probleme und Pannen, die nicht nur der noch amtierende OB zu verantworten hat, haben sich in den letzten fünf Jahren regelrecht aufgetürmt, die Bonner Wähler zu einem Komplett-Wechsel gebracht. Allein die Stichworte Beethovenhalle, Cityring, Urban Soul oder Bürgeramt reichen schon aus, um offensichtlich auch konservative Bonner zu Wählern der Grünen zu machen.

Die haben in der Jamaika-Koalition mit CDU und FDP zwar ab und zu gerade bei Öko-Themen „rumgezickt“, aber zum offenen Bruch ist es in der Koalition nie gekommen. Gut, dass diese komplizierte Konstellation jetzt aufgebrochen ist, die Grünen ihre Themen konsequent anpacken können. 

Neue Oberbürgermeisterin als souveräne Chefin

Mit Unterstützung und auch Führung einer neuen Oberbürgermeisterin, die sich im Wahlkampf als eine souveräne „Chefin“ präsentiert hat: ruhig, sachlich, kompetent, immer top-informiert. Dagegen konnte Ashok Sridharan auch mit seiner langjährigen Verwaltungserfahrung nicht punkten.

Der Wahlerfolg der Grünen sowohl bei der Wahl für die politischen Gremien als auch fürs OB-Amt in der als konservativ geltenden Bundesstadt kommt für Außenstehende vielleicht überraschend. Doch viele Bonner sind diese Betulichkeit, das uninspirierte Vor-sich-hin-Wurschteln, das Ausbremsen von wichtigen Entscheidungen der bisherigen Koalition mit CDU-Mehrheit einfach leid. 

Grüne Katja räumte in den Wahlbezirken ab

Und zwar so leid, dass die neue Oberbürgermeisterin in drei von vier Stadtbezirken (sogar im sonst so „schwarzen“ Bad Godesberg), in 25 von 33 Wahlbezirken abräumte.

Ein wirklich sensationeller Wahlerfolg der Grünen in Bonn. Doch dieser radikale Wechsel heißt auch: Die Grünen – wahrscheinlich in einer Koalition mit SPD und Linken – müssen zügig zeigen, dass sie ihre Wahlkampfthemen auch anpacken und umsetzen. Dabei wird Katja Dörner eine wichtige Rolle spielen: Die Noch-Bundestagsabgeordnete muss in der Stadtverwaltung, aber auch in der Fraktion den Ton angeben.

Wer die 44-Jährige in der Wahlnacht neben ihren verständlicherweise teils sehr euphorisierten Parteifreunden beobachtet hat, kann durchatmen: Diese Frau wird besonnen, aber auch zielorientiert ihren Job machen.