In Bonn vor GerichtVergewaltiger drohte: Sprenge Opfer und Familie „in die Luft“

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Der 38-jährige Angeklagte am Donnerstag (10. Dezember) vor dem Bonner Landgericht.

Bonn – „Verpiss Dich“, hatte die 12-Jährige noch dem Typen im Schnellrestaurant gesagt, der sie und ihre gleichaltrige Freundin so seltsam anstarrte. Aber den Typen habe das nicht interessiert, erzählte die Schülerin als Zeugin jetzt vor dem Bonner Landgericht.

Der Fremde und sein Freund waren den Mädchen die Treppen zu den Toiletten gefolgt: Dann soll der eine sie unsittlich berührt, der andere ins Haar gespuckt und schließlich vor ihren Augen onaniert haben.

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Die ganze unangenehme Szene soll sich bereits morgens um sechs Uhr abgespielt haben, damals hatten die Mädchen hier häufiger abgehangen. Die fiese sexuelle Anmache jedoch soll an diesem Sommertag 2019 nur der Auftakt zu einer weit brutaleren Sextat gewesen sein. Wenige Stunden später soll der gebürtige Iraker eine 15-Jährige, die er auf der Straße angesprochen hatte, vergewaltigt haben. 

Vor dem Bonner Landgericht muss sich der 38-Jährige wegen sexuellen Missbrauchs und Belästigung der beiden 12-Jährigen verantworten. Aber vor allem wegen Vergewaltigung, Körperverletzung sowie versuchter Nötigung der 15-Jährigen.

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Die Staatsanwältin wirft dem Angeklagten vor, die Minderjährige unter einem Vorwand allein in eine Grünanlage gelockt zu haben. Dann er soll er ihr erklärt haben, dass er „was mit ihr machen“ wolle, schubste sie laut Anklage zu Boden, schlug ihr auf den Kopf und vergewaltigte sie mehrfach.

Anschließend soll er ihr gedroht haben, er werde sie und ihre „ganze Familie in die Luft sprengen“, wenn sie irgendjemanden etwas erzähle. Danach hatte er sie laut Anklage noch zum Bahnhof begleitet, ihr etwas zu trinken und Geld angeboten. Die 15-Jährige jedoch lehnte ab.

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Zwei Frauen entdeckten das Mädchen weinend auf einer Bank, kümmerten sich um sie und informierten die Polizei, als sie erfuhren, was passiert war. Die 15-Jährige wurde sofort auch medizinisch versorgt. Wer der Täter war, konnte sie nicht sagen, den Mann kannte sie nur vom Sehen. Erst später - bei einer Lichtbildvorlage - konnte sie ihn identifizieren. 

Der Angeklagte jedoch hat sämtliche Vorwürfe bestritten. Er sei Opfer von vielen Lügengeschichten, beteuerte er zu Prozessbeginn. Mit der 15-Jährigen habe er eine „coole Beziehung“ gehabt, bis er einen Tag vor der Tat erfahren hätte, wie jung sie sei. Da habe er sofort mit ihr Schluss gemacht.

Angeklagter war trotz Vergewaltigungs-Vorwürfen noch ein Jahr auf freiem Fuß

Der Sex bis dahin sei einvernehmlich gewesen. Auch was die beiden 12-Jährigen aus dem Schnellimbiss erzählten, sei reine Fantasie, so der Angeklagte.  Er kenne die Mädchen aus dem Hofgarten, wo sie Cannabis rauchten. „Sie sind Schlampen.“

Unbegreiflich ist, warum der Angeklagte nach den sexuellen Übergriffen noch über ein Jahr auf freiem Fuß war. Erst als die Anklage im August 2020 mit viel Verspätung erhoben wurde, haben die Richter der 2. Großen Strafkammer - als sie die Akten in der Hand hatten - sofort Haftbefehl erlassen. Wegen Wiederholungsgefahr. (ucs)