Immer mehr Bonner radeln81 neue Stellplätze nur Tropfen auf den heißen Stein

Fahrräder

In Bonn sollen zukünftig 82 neue Fahrradständer in Bad Godesberg und Hardtberg errichtet werden um den Fahrrad-Chaos, wie hier am Friedensplatz, zu entgehen.

Bonn – Morgens in der Bonner Innenstadt herrscht Parkchaos – von Fahrrädern! Die Stellplätze am Friedensplatz sind rappelvoll. Viele Radler sind bereits auf Laternenpfähle und Schilderstangen ausgewichen, um dort ihr Zweirad anzuketten. Andere nutzen Geländer oder die Schutzgitter der Bäume. 

Ein ähnliches Bild zeigt sich an Bahnhöfen, an Uni, an Haltestellen... Dazu kommt, dass zahlreiche Stellplätze durch Fahrradleichen blockiert sind. Viele Radler schieben Frust. Zumal immer mehr Bonner aufs Zweirad umsteigen. 

Jetzt will die Stadt mit 81 neuen Fahrradstellplätze dem täglichen Kampf um einen Platz für das eigene Fahrrad entgegenwirken. In den Standorten Hardtberg und Bad Godesberg sollen die neuen Abstellplätze an verschiedenen Standorten installiert werden.

Stadt Bonn lässt in Bad Godesberg und Hardtberg neue Fahrradabstellplätze errichten

Sowohl an der Rochusstraße, als auch auf dem Kirchbüchel/an der Ziegelei sollen 28 neue Abstellmöglichkeiten für den Stadtbezirk Hardtberg geschaffen werden. Im Stadtbezirk Bad Godesberg werden weitere 53 Anlagen auf dem Aennchenplatz, in der Plittersdorfer Straße/Steinstraße, Am Fronhof, in der Alten Bahnhofstraße, am Friedhof Rüngsdorf/Konstantinstraße sowie an der Turnhalle in der Margaretenstraße in Friesdorf aufgebaut.

Die Neuerrichtung kostet die Stadt Bonn insgesamt 18.370 Euro – eine gute Initiative der Stadt, die langfristig allerdings nicht reichen wird, wie Werner Böttcher vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) erklärt: „Nach und nach wächst die Zahl der Plätze, aber der Bedarf wächst schneller“.

Stadt Bonn rechtfertigt geringe Anzahl neuer Fahrradplätze

Seit Jahren versuchen die Mitglieder des ADFC die Innenstadt fahrradfreundlicher zu gestalten, ausreichende Abstellmöglichkeiten gehören dazu.

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In der Bonner Innenstadt werden die Fahrräder oftmals wahllos abgestellt, weil es an Fahrradständern fehlt.

„Jeder Fahrradstellplatz hilft dem Parkdruck entgegenzuwirken. Das Fahrradstellplatzprogramm wird allmählich fortgeschrieben und die Verwaltung wird stetig weitere Abstellmöglichkeiten schaffen”, heißt es von der Stadt.

Zudem soll das Angebot an Haltestellen des ÖPNV und SPNV mit Bike & Ride Anlagen ausgeweitet werden, um so dem wachsenden Bedarf zu begegnen.

Fahrradnutzung in Bonn steigt durch Corona-Pandemie

„Allmählich” ist dem ADFC nicht genug. Laut Böttcher sei die Zahl der Menschen, die mit dem Fahrrad fahren, insbesondere durch die Corona-Pandemie gestiegen. Darauf müsse die Stadt reagieren. „Wir freuen uns über die Aktion mit den neuen Abstellplätzen, aber da ist noch viel Luft nach oben”, so Böttcher.

So wie am Hauptbahnhof. Hier ist im Rahmen der Neubebauung vor dem Bahnhof das Parkhaus Rabinstraße hinzugekommen, in dem es in der ersten Etage einen Bereich für Fahrräder gibt. Hier werden in Kürze 200 neue Fahrradstellplätze verfügbar sein.

Neubau an Bonner Hauptbahnhof laut ADFC für Fahrräder zu knapp kalkuliert

Bötterchs Antwort darauf: „In anderen Städten würde man von vornherein mehr Abstellmöglichkeiten einkalkulieren. Wenn wir die Leute dazu bringen wollen mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren, dann reicht das hinten und vorne nicht aus.”

Mit über 6000 Mitglieder würde der ADFC zwar gehört, oft aber auch nicht berücksichtigt. Zumindest bei der Standortwahl der neuen Fahrradständer wurde der Verein, aber auch Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie Ermittlungen der Stadtverwaltung und der Bezirksvertretung Hardtberg und Bad Godesberg mit einbezogen.

Ziel von Bonn als Fahrradhauptstadt 2020 bleibt bislang unerreicht

Dennoch passiert Böttcher zu wenig in zu langer Zeit, immerhin sollte die Stadt Bonn 2020 zur Fahrradhauptstadt NRW werden und das, obwohl die Stadt zwei Jahre zuvor noch mit einer Note von 4,2 im ADFC-Fahrradklimatest abgeschnitten hatte.

Mittlerweile heißt es von der Stadt: „Die Radverkehrsförderung der Stadt Bonn wird in Zukunft nicht mehr unter dem Titel „Fahrradhauptstadt 2020“ laufen. Der Ausbau und die stetige Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur im Stadtgebiet endet dadurch aber natürlich nicht und wird fortgeführt.”

Stadt Bonn plant neue Projekte für Fahrradverkehr

Zudem sei man dabei das Projekt „Emissionsfreie Innenstadt” bis 2022 auszubauen, bei dem nicht nur 36 Mobilstationen mit Fahrradabstellplätzen, sondern auch neue Fahrradstreifen und Radschnellrouten in Planung sind.

An drei Stationen am Bahnhof in Beuel, am Frankenbad und am Beueler Rathaus wird es zudem vollautomatische Fahrradparkhäuser geben, die ein trockenes und besonders sicheres Abstellen von Rädern ermöglichen. Fahrradboxen für das Abstellen in Wohngebieten sind ebenfalls angedacht.

Die 81 neuen Fahrradstellplätze an den Standorten Hardtberg und Bad Godesberg sind demnach nur der Anfang eines, noch einige Jahre andauernden, Großprojekts.