Haftstrafen nach RaubüberfallBonner Richter: „Blöder ging es wohl nicht?“

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Die Angeklagten mit ihren Verteidigern im Bonner Gericht.

Bonn/Zülpich – Der Plan für einen Raubüberfall auf eine Spielhalle schien noch nicht ganz ausgreift, als am Abend des 8. November 2019 drei Freunde aus Euskirchen nach Zülpich aufbrachen. Keine dreißig Meter vor dem „Medusa-Play“ stoppten sie den privaten Pkw, ausgestattet mit eigenem Kennzeichen. Während der 22-jährige Fahrer des Fluchtautos am Steuer warten sollte, stürmten die beiden anderen – 21 und 20 Jahre alt – maskiert das Etablissement, ausgerüstet mit Spielzeugpistole und Hammer.

Haftstrafen nach Raubüberfall: Bis zu fünf Jahre Knast

Nicht schlecht staunten die beiden Räuber, als ihnen in der Spielhalle nicht nur die Aufsicht erwartete, sondern sie plötzlich zehn weiteren Kunden gegenüberstanden. „Nicht gerade der beste Start, um einen Raubüberfall zu starten”, kommentierte nicht ohne Süffisanz Wolfgang Schmitz-Justen, der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer, die das Trio am Freitag verurteilt hat.

Wegen schweren Raubes sowie schwerer räuberischer Erpressung wurde der 21-Jährige, der nicht das erste Mal einschlägig unterwegs gewesen war, mit einer Einheitsjugendstrafe von fünf Jahren belegt. Der 20-Jährige – nicht vorbestraft – erhielt eine Jugendstrafe von 21 Monaten zur Bewährung. Der Älteste, der Fahrer des Fluchtautos, kam noch mit einem Jahr und zehn Monaten Haft zur Bewährung davon – und einer Geldauflage von 1000 Euro für die Zülpicher Tafel. 

Haftstrafen nach Raubüberfall: Täter schlug mit Hammer um sich

Trotz der Übermacht an Spiel-Kunden, ließen sich die beiden Maskierten nicht beirren: Sie forderten lauthals Geld, dann würde auch keinem was passieren.  Die Dame an der Aufsicht bekam weiche Knie (und später einen Nervenzusammenbruch), reichte ihnen 300 Euro aus der Kasse. Als das dem Räuber mit dem Hammer zu wenig war, griff er schnell noch in die Kasse, schnappte sich eine Münzrolle mit 50 Euro und haute mit dem Werkzeug gegen die Wand. Dann traten sie doch schnell den Rückzug an, denn einer der Kunden, ein durchaus breitbrüstiger Mann, wirkte bedrohlich, so als wollte er gleich zuschlagen: „Zum Glück“, so Schmitz-Justen, „hat er sich zurückgehalten. Nicht auszudenken, wie das alles eskaliert wäre.“

Haftstrafen nach Raubüberfall: Täter konnten schnell gefasst werden

Aber auch das Ende des Überfalls war nicht besonders rühmlich: Die beiden Räuber wurden von einem Polizisten in Zivil beobachtet, wie sie zum Fluchtauto sprinteten und mit quietschenden Reifen davon fuhren. Schließlich traf sich das Trio – nachdem es die Beute geteilt hatte – in einer Shisha-Bar in Euskirchen, um den gelungenen Coup zu feiern. Dabei stellten sie das Tatauto direkt vor der Tür ab. „Blöder ging es wohl nicht?“, kommentierte Schmitz-Justen die kriminelle Einfalt der Jungs im Urteil.

Entsprechend erschien kurz danach die Polizei. Einer der Täter hatte noch versucht, seinen Beuteanteil unter das Auto zu werfen, ein anderer hatte das Geld in der Unterhose gebunkert. Diese Scheine wurden später auf der Wache sichergestellt. Sechs Monate saßen sie anschließend in Untersuchungshaft, nur der Fahrer – der gleich ein volles Geständnis abgeliefert hatte – blieb zwei Wochen hinter Gittern. Obwohl er der Initiator des Überfalls gewesen sein soll.  (ucs)