Bund mit FinanzspritzeDie Bonner Seilbahn kommt in Schwung

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Mit der Seilbahn über die Museumsmeile zum Haltepunkt Bonn UN Campus, zum Venusberg oder gar auf die andere Rheinseite. Es gibt Befürworter und Gegner des Verkehrsprojekts.

von Stefan Schultz (stz)

Bonn – Es ist ein Lieblingsprojekt von Oberbürgermeister Ashok Sridharan und natürlich der Grünen: die angedachte Seilbahn in Bonn. Die Machbarkeitsstudie war positiv und die Experten sprechen von einer Verkehrsentlastung in der Bundesstadt. Allerdings: In trockenen Tüchern ist die Angelegenheit noch lange nicht.

Doch jetzt kommt wieder Bewegung ins Projekt. Hintergrund ist ein Bundestagsbeschluss vom letzten Donnerstag. Dieser hat festgelegt, zukünftig auch Seilbahnen im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes durch Mittel des Bundes zu fördern. Mehrere Milliarden sind dabei für die deutschen Kommunen  im Topf. Das hört man in Bonn natürlich gern.

Sofort preschte auch die grüne Bonner Oberbürgermeister-Kandidatin und Bundestagsabgeordnete Katja Dörner vor: „Damit kommt eine langjährige Forderung der Grünen endlich zum Tragen. Der Beschluss eröffnet für die Seilbahn auf den Venusberg wichtige neue Finanzierungs- und damit auch Realisierungsmöglichkeiten. Die Seilbahn ist ein zentrales Verkehrsprojekt für Bonn.“

Die OB-Kandidatin fordert die Stadt auf, das Projekt endlich schnell voranzubringen und die neuen Finanzspritzen zu nutzen.

Bonner Seilbahn vom Venusberg bis zur schäl Sick möglich

Die Gondel soll die Verkehrssituation auf dem Venusberg in den Wohngebieten aber auch auf dem Uni-Klinik-Gelände deutlich entlasten. Verbindungen zum seit 2017 fertiggestellten DB-Haltepunkt UN Campus sind vorgesehen – eine Verbindung über den Rhein zur Stadtbahn in Ramersdorf ist möglich, aber auch zu zukünftigen Haltestellen der neuen Flughafenlinie S13.

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Die mögliche Trassenführung einer Bonner Seilbahn. Der auf der Karte eingezeichnete Punkt Bonn UN Campus ist seit 2017 bereits realisiert.

In der Verwaltung ist die Freude groß über die Berliner Entscheidung: „Damit wird nun anerkannt, dass eine Seilbahn, wie wir sie in Bonn zwischen Venusberg, Bundesviertel und Beuel planen, ein wichtiger Teil eines integrierten ÖPNV-Konzepts sein kann“, sagte der OB. Das neue Gesetz verbessert die Finanzierungschancen für eine Seilbahn deutlich.“

Nach Finanzspritze: Vorschläge zur Bonner Seilbahn bis zum Sommer

Jetzt will man ans Eingemachte gehen und wenn alles rund läuft, kann die Verwaltung bis zur Sommerpause den politischen Gremien Ergebnisse und Vorschläge präsentieren. Bislang ging man von Kosten zwischen 19 und 22,5 Millionen aus – bei einer optimalen Förderung kann sich Kämmerin Margarete Heidler entspannt zurücklehnen.

Doch es gibt nicht nur Freunde des schwebenden Projekts. Der Name macht es deutlich: Die Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei“ wettert gegen die Gondel. Sei es wegen der  Stützen der Bahn, die die Stadt nach ihren Augen nicht gerade optisch aufwerten, der Abholzungen im Bereich Venusberg oder des bislang nicht konkreten Finanzierungskonzepts.

Bonner Seilbahn: Kritik an grüner OB-Kandidatin Dörner

Auch Dörner erhält aktuell im Internet Prügel dafür, dass sie sich so vehement für das Projekt einsetzt. So solle das Geld besser in den maroden Bonner ÖPNV gesteckt und auf ein weiteres Großprojekt verzichtet werden. Aber auch als Mitglied der Grünen wurde sie angegriffen, ob sie eine Seilbahn guten Gewissens befürworten kann. Eine Leserin konfrontierte sie mit den Emissionen der Seilbahn und dass Teile der grünen Lungen Bonns zerstört sowie in ein Naturschutzgebiet eingegriffen würde.