Brandbrief an LandratFeuerwehr funkt SOS: Mitarbeiter der Leitstelle sind am Limit

Leistelle_Siegburg

Die Kreisleitstelle ist 24 Stunden am Tag besetzt. Insgesamt 34 Mitarbeiter sind im Einsatz.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Siegburg – Bei schlimmen Unfällen oder verheerenden Bränden sind sie die ersten Ansprechpartner: Die Disponenten der Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises nehmen unter 112 die Notrufe oft aufgewühlter Anrufer entgegen und alarmieren die Einsatzkräfte.

Sie erledigten aber auch die Nachbearbeitung von Einsätzen und Bürokram. Ein umfangreicher, nervenaufreibender Job – rund um die Uhr. Doch jetzt schlagen die Mitarbeiter Alarm.

In einem Brandbrief an Landrat Sebastian Schuster erheben sie krasse Vorwürfe. So würden sie im Bereich der Belastungsgrenze arbeiten. „Die Pause im Tagdienst reicht oft nur zum Verschlingen der Mahlzeit, damit die Kollegen frühzeitig wieder Unterstützung bekommen“, heißt es in dem Schreiben, das auch EXPRESS vorliegt.

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Landrat Sebastian Schuster und Pressereferentin Rita Lorenz

Siegburger Leitstellen-Mitarbeiter schlagen Alarm: Regeneration kaum möglich

Regenerationsphasen seien kaum möglich, beklagen die Verfasser. „Diese Zeiten sind aber wichtig, um zum Beispiel belastende Telefonate nachzubesprechen beziehungsweise sacken zu lassen.“

Krass: Im Schnitt geht in der Kreisleitstelle alle 85 Sekunden eine Meldung aus der Bevölkerung über die Notrufnummer 112 ein – im Schnitt sind das 400 Notrufe täglich! Eine hohe Belastung für die insgesamt 34 Mitarbeiter, die in Tag- und Nachtschichten arbeiten.

In dem Brandbrief wird daher auch auf die aktuelle Zahl der Kollegen hingewiesen, die hinschmeißen – die sei erschreckend hoch, so die Verfasser. Neue Kollegen, die keinerlei Vorkenntnisse haben, würden daher innerhalb von nur zwei Wochen eingearbeitet werden. Auch der Krankenstand sei aktuell sehr hoch. 

Siegburger Leitstellen-Mitarbeiter wollen entlastet werden

Zudem prangern sie an, dass für 2019 die Teilnahme an der Rettungsdienstfortbildung gestrichen worden sei. „Wie soll der Disponent den Rettungsdienstmitarbeiter fachlich korrekt unterstützen, wenn er keine entsprechende Fortbildung nachweisen kann?“„Wir müssen entlastet werden!“, fordern sie am Ende.

Die Dienstgruppenleiter müssten aus dem Alltagsgeschäft rausgehalten werden, um Kollegen zu schulen und zu unterstützen. Der Brandbrief wurde anonym abgesandt. „Wir haben sonst das Gefühl, dass wir nicht gehört werden“, erklären die Verfasser. 

Siegburger Leitstellen-Mitarbeiter schlagen Alarm: Stellungnahme der Kreisverwaltung

EXPRESS bat die Kreisverwaltung um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. „Den Beanstandungen, die vorliegen, wird nachgegangen und sie werden geprüft“, erklärt Kreissprecherin Rita Lorenz. In den letzten Jahren sei die Personalkapazität in der Leitstelle schon aufgestockt worden, um dem wachsenden Anrufaufkommen gerecht zu werden.

Des anonymen Schreibens habe es laut der Sprecherin aber nicht bedurft. Rita Lorenz: „Der Landrat und die Vorgesetzten sind für die Situation in der Leitstelle bereits sensibilisiert.“