Bonner Neubaugebiet im Visier der Stadt„Blaue Briefe” für Schottergarten-Fans

190830_schotter_hs_58.jpg -neu

Steine statt Blumen: Insgesamt rund 30 Schottergärten zählten Stadtmitarbeiter in dem Neubaugebiet. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Bonn – Nackte Steine statt blühender Pflanzen, Folie statt Erde: Die Stadt hat jetzt zu drastischen Mitteln im Kampf gegen Schottergärten gegriffen. Weil Mitarbeiter bei Kontrollen im Neubaugebiet „Am Hölder“ rund 30 dieser Insekten feindlichen Vorgärten gezählt haben, flatterten allen Eigentümern „blaue Briefe“ ins Haus.

Darin macht Sigrun Scharf,  Leiterin des Bauordnungsamtes deutlich, was sie von Schottergärten hält. Nämlich gar nichts.

Bonner Amtsleiterin schlägt scharfen Ton

„Es mag sein, dass Sie bereit sind, beim ökologischen Wert Ihres Gartens Abstriche zu machen, wenn Sie dafür mit geringem Pflegeaufwand einen ordentlichen Vorgartenbereich erwarten“, schreibt sie in scharfem Ton. Diese Hoffnung auf Zeitersparnis und Arbeitserleichterung erfülle sich aber nicht, so Scharf, denn auch Schottergärten bräuchten Pflege.

Die Amtsleiterin appelliert an die Hauseigentümer, Schotter „aus eigener Überzeugung“ durch Pflanzen zu ersetzen. Dies sei „behördlichem Druck“ vorzuziehen. Sie droht behördliche Maßnahmen an, sollte ihr Schreiben nichts bewirken.

Androhung behördlicher Maßnahmen stößt auf Irritation

„Alle, auch die ohne Schottergarten, haben diesen Brief bekommen“, erklärt der CDU-Stadtverordnete David Lutz, der auch „Am Hölder“ wohnt. „Dadurch ist eine Verunsicherung entstanden.“

Das Neubaugebiet am Rande von Röttgen wurde regelrecht an den Pranger gestellt. Besonders die Androhung behördlicher Maßnahmen würde die Hauseigentümer irritieren, so Lutz. Gerade erst eingezogen, kämen jetzt weitere Kosten für den Rückbau der Schottergärten auf sie zu.

Stadt Bonn gibt keine finanziellen Hilfen

„Wir warten nun zunächst die Entwicklung ab. Vielleicht überdenken mache Hauseigentümer ihre Gartengestaltung ja nun“, sagt Isabel Klotz vom Presseamt. Finanzielle Hilfe gäbe es nicht.

Den „blauen Brief“ haben die „Höller“-Bewohner erhalten, nachdem sich offenbar Schottergarten-Gegner bei der Stadt beschwert hatten.  „Von dort wurden die meisten Fälle durch Bürger an uns herangetragen“, erklärt Klotz.  Es sei nicht geplant, das Schreiben auch in anderen Wohngebieten zu verschicken.

Brief hat zumindest Prozess angestoßen 

Laut David Lutz sei durch den Brief auf jeden Fall ein Prozess angestoßen worden. „Die Leute beschäftigen sich damit und überlegen, was sie begrünen können“, erzählt er.