Bande schlug in Essen zuWachtbergerin (22) in Millionen-Coup verwickelt

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Mit einem gefälschten Geldtransporter gelang der Coup. 

von Iris Klingelhöfer (iri)

Wachtberg/Essen – Die Täter kamen als Geldboten verkleidet, ihr Fahrzeug war die perfekte Nachbildung eines Geldtransporters: Zwei Jahre nach einem spektakulären Millionen-Coup hat in Essen (Hier lesen Sie mehr: Coronavirus – Asiatin in Essen geht zum Arzt und wird abgewiesen) der Prozess begonnen – neben sechs Männern sitzt auch eine junge Frau (22) aus Wachtberg auf der Anklagebank!

Die Bande soll bei einem Supermarkt in Gronau 1,8 Millionen Euro einfach abgeholt haben. Weil die Tatverdächtigen wie Geldboten aussahen und ihr Wagen dank Umlackierung und Magnetfolie ebenfalls echt schien, hegten die Marktmitarbeiter keinen Verdacht.

Die Tat war hollywoodreif, minuziös geplant

„Das war schon fast hollywoodreif“, erzählte Hans Reinhardt, einer der Verteidiger, am Rande des Prozesses. Ziel sei es gewesen, mit „Cleverness hohe Beute“ zu machen. Der Anwalt sagte: „Alles war minuziös geplant und durchdacht.“

Beim Prozessauftakt kam es gleich zu mehreren Geständnissen. So gab ein Angeklagter (25) zu, den Coup in Gronau gemeinsam mit dem ebenfalls angeklagten Ex-Angestellten (45) eines Sicherheitsdienstes geplant zu haben. Er habe dabei die Rolle eines Geldboten übernommen.

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Einer der Angeklagten, denen jetzt vor dem Essener Landgericht der Prozess gemacht wird.

Wachtbergerin ist mit einem Hauptverdächtigen liiert

Die Wachtbergerin ist mit dem 25-Jährigen liiert. Sie muss sich laut Landgerichtssprecher Johannes Hidding unter anderem wegen Geldwäsche verantworten.

Sie soll in ihrer Wohnung in Wachtberg 20.000 Euro in bar gebunkert und Beutegeld gewaschen haben, indem sie einen Goldbarren sowie zwei Goldmünzen gekauft und wieder verkauft hat. Auch soll sie bei sich eine halbautomatische Waffe versteckt haben.

Frau aus Wachtberg soll weitere Überfälle mitgeplant haben

Krass: Die 22-Jährige soll darüber hinaus mit weiteren Angeklagten geplant haben, eine Sparkassenfiliale in Köln-Ostheim sowie die Niederlassung eines Geldtransportunternehmens in Stuttgart zu überfallen.

Im Prozess gestand die Wachtbergerin unter anderem, dass sie ein Schließfach angemietet hat, um die Kölner Sparkassenfiliale auszuspionieren. Das habe sie jedoch aus Liebe und Dankbarkeit getan, behauptete sie vor Gericht. Denn schließlich habe ihr Freund sie aus den Fängen eines Escort-Service befreit. 

Bande wird Diebstahls- und Raubserie vorgeworfen

Den insgesamt sieben Angeklagten wird eine ganze Serie von Diebstählen und Raubüberfällen vorgeworfen. Die Gesamtbeute soll sich auf rund drei Millionen Euro belaufen.

So wurde Ende 2016 in Dortmund aus einem geparkten Geldtransporter rund eine halbe Million Euro entwendet. Laut Anklage hatten die Täter einen Originalschlüssel. In Werne im Kreis Unna wurde im Juni 2017 ein Geldautomat der Postbank geleert – kurz nachdem er befüllt worden war. Auch hier sollen die Täter einen Schlüssel gehabt haben.

Beute ging für Luxusgüter und Bordellbesuche drauf

Doch es geht auch um Gewalt. In Mönchengladbach wurde im Frühjahr 2016 eine Schmuckhändlerin vor ihrer Haustür überfallen und ausgeraubt. Der Wert der Beute soll sich auf rund 300.000 Euro belaufen. Außerdem sollen die Angeklagten weitere Überfälle auf Banken und Geldtransporter geplant haben. Die Beute wurde angeblich für Luxusgüter ausgegeben – für Schmuck, Autos, Urlaube und Bordellbesuche. (dpa, iri)