Ashok SridharanBonner OB wird Opfer von rassistischer Pöbelei

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Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan in seinem Dienstzimmer im Stadthaus

von Marion Steeger (MS)

Bonn – Das Aus kam überraschend deutlich: Mit knapp 13 Prozent Stimmenmehrheit gelang es der Grünen-Politikerin Katja Dörner (44) den noch amtierenden Oberbürgermeister Ashok Sridharan (55, CDU) bei der Stichwahl zu besiegen.

EXPRESS sprach mit dem scheidenden Bonner Stadtoberhaupt, fragte Sridharan, wie es ihm vier Tage nach dem Aus fühlt.

„Wenn man in einer Demokratie für ein Amt antritt, muss man immer damit rechnen, zweiter Sieger zu sein“, erklärt Sridharan. „Der deutliche Abstand bei den Stimmen hat mich allerdings überrascht. Aber: Ich hatte in der Stichwahl nicht weniger als im ersten Wahlgang. Und auch nicht weniger als bei der Wahl vor fünf Jahren. Daraus lese ich das positive Zeichen ab, dass es keinen regelrechten „Einbruch“ bei den Stimmen gegeben hat.“

Unterstützung für Ashok Sridharan

Und so erlebte der 55-Jährige den Wahlkampf: „Ich habe zusammen mit meiner Familie einen authentischen Wahlkampf gemacht, hatte keine Agentur zur Unterstützung. Auch von allen in der CDU bin ich sehr gut unterstützt worden: morgens an Haltestellen, nachmittags an Ständen. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch die Junge Union war enorm fleißig und engagiert. Gefreut habe ich mich über die Unterstützung aus der Stadtgesellschaft, die selbstorganisiert Anzeigen geschaltet, Flyer und Aufkleber hergestellt hat. Das war eine schöne Überraschung und ein toller Motivationsschub für die letzten zwei Wochen vor der Stichwahl.“

Doch es gab auch extrem Negatives, was Bonns scheidender Oberbürgermeister erleben musste: „Dass von Einzelnen Wahlkampf mit Schlägen unter die Gürtellinie gemacht wurde. So etwas führt zu Hass und Diffamierungen. Was ich leider selbst erleben musste. Ich bin vor Kurzem zum ersten Mal seit 55 Jahren rassistisch angegangen worden (Ashok Sridharan ist Sohn eines indischen Diplomaten und einer Bonnerin, die Red.). In Bad Godesberg hat mich jemand auf offener Straße beschimpft. Ich solle dahin gehen, wo ich herkomme, solle einfach verschwinden.“

Eindringlicher Appell von Bonner OB

Ashok Sridharan appelliert: „Wir müssen bedacht sein, welche Worte wir  wählen. Sie sollten nicht hasserfüllt, diffamierend oder abwertend sein. Nicht nur in der Kommunalpolitik sollte man jetzt zu einer Wortwahl zurückkehren, die von Wertschätzung geprägt ist.“

Für die Zeit nach dem 31. Oktober habe der CDU-Politiker und Jurist noch keinen Plan B, hatte Sridharan noch am Wahlabend gesagt. „Das ist unverändert, ich stehe allem offen gegenüber“, bestätigt er im EXPRESS-Interview. „Ich führe in den nächsten Tagen und Wochen viele Gespräche, bin zuversichtlich, dass ich eine sinnvolle Betätigung finden werde. Ich bin als studierter Jurist für viele Berufe offen, bin auch örtlich nicht festgelegt. Aber: Ich empfinde nicht keinen Druck ab dem 1.11. sofort beruflich tätig zu werden. Nach fünf Jahren als Bonner Oberbürgermeister bin ich auch froh, mal ein bisschen Ruhe zu haben.“

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Oberbürgermeister Ashok Sridharan gratulierte Katja Dörner nach der Stichwahl.

Fünf Jahre lang Bonner Stadtoberhaupt

Fünf Jahre lang war Ashok Sridharan Stadtoberhaupt. Sein schönstes Erlebnis? „Dass Bonnerinnen und Bonner mit ganz persönlichen Dingen auf mich zugekommen sind. Für mich ist das Schönste gewesen, dass es bei vielen Menschen so angekommen ist, dass ich ein Oberbürgermeister zum Anfassen bin und dass ich zuhören kann.“