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„Rocker“ emanzipiertNur meine Frau hat die Hosen an

Selbstbewusst schlendert Michael Schmiedel durch die Siegburger Innenstadt. Er fühlt sich in seinem Rock pudelwohl.

Selbstbewusst schlendert Michael Schmiedel durch die Siegburger Innenstadt. Er fühlt sich in seinem Rock pudelwohl.

Siegburg – Es ist warm draußen, nur gelegentlich umspielt ein Lüftchen die behaarten Beine von Michael A. Schmiedel (48). Mit dem Pferdeschwanz unter der Kappe und seinem grauen T-Shirt fällt er eigentlich nicht sonderlich auf. Wäre da nicht seine außergewöhnliche Beinbekleidung. Seit seinem 34. Lebensjahr trägt der Religions-Wissenschaftler Röcke! Seine Frau hat lieber die Hosen an.

Warum trägt ein erwachsener, seriöser Mann Röcke? „Weil es sich angenehm anfühlt und ich emanzipiert bin. Vor allem bei warmem Wetter kann ich es allen nur empfehlen“, erklärt der 48-Jährige begeistert.

Weder während des Studiums an der Bonner Uni, noch jetzt an der Uni Bielefeld bekam er Probleme damit. „Einer Absprache mit dem Chef bedurfte es nicht, alle haben mich einfach so respektiert“, sagt Schmiedel. Seine vorherige Stelle bekam er sogar, als er rocktragend bei einem Vortrag war, jetzt hält er Vorlesungen.

„Ich erkläre anfangs den Studierenden, dass ich gerne Röcke trage. Wer Fragen dazu habe, könne sie gerne stellen, und dass das nicht prüfungsrelevant sei“, scherzt der Siegburger. Auf dumme Sprüche reagiert er mit Gelassenheit.

Rund 30 Röcke hängen schon in seinem Kleiderschrank. „Ideal für meine Statur ist Größe 46. Ich kaufe meistens in Damenläden. Die Vielfalt ist da einfach größer.“ Dort gäbe es nämlich auch die etwas knapperen Modelle und nicht nur schottische Kilts. Seine Ehefrau habe damit kein Problem. „Sie trägt aber lieber Hosen“, gesteht er.

Er sieht in seinem Rock auch ein politisches Statement: „Es ist gut für die Gleichberechtigung, wenn wir den Frauen entgegenkommen.“

Auch die toleranten Kölner nahmen seine Beinbekleidung gelassen hin, allerdings erlebte er trotzdem eine Überraschung in der Domstadt. „Dort hieß es dann in den Kneipen 'noch ein Bier', weil sie mich mit einem Köbes verwechseln.“ Gestern war er wieder in Köln, mit anderen „Rockern“, wie sie sich nennen. Am Sonntag hält er als einziger Mann einen Vortrag im Frauenmuseum – über Religionsvielfalt.

„Es ist wichtig, dass über röcketragende Männer berichtet wird. Noch besser wäre es, wenn es ganz normal wäre.“