Moderatorin Andrea KiewelDramatische Erinnerungen an Kriegsausbruch in Israel: „Wie kann das sein?“

„Fernsehgarten“-Moderatorin Andrea Kiewel steht mit einem Mikrofon in der Hand auf der Bühne.

„Fernsehgarten“-Moderatorin Andrea Kiewel (hier zu sehen in der Show vom 10. September) durchlebt in ihrer Wahlheimat Israel gerade Schreckliches. 

Seit einigen Jahren lebt Andrea Kiewel in Israel. Mit dramatischen Worten berichtete die „Fernsehgarten“-Moderatorin, wie es ihr nach den Großangriffen der Terrororganisation Hamas auf das Land ergeht. 

von Thimon Abele (tab)

Auf der Bühne erleben Zuschauerinnen und Zuschauer Andrea Kiewel (58) in ihrer Paraderolle: Humorvoll, gut gelaunt und voller Energie führt sie durch Sendungen wie den „Fernsehgarten“ im ZDF oder aktuell durch „Kiwis große Partynacht“ (am 9. Februar, 20.15 Uhr bei Sat.1).

Allerdings handelt es sich dabei um eine Aufzeichnung – die Gefühlslage bei Andrea Kiewel sieht nämlich ganz anders aus. 

Andrea Kiewel meldete sich aus Israel

Bereits seit einigen Jahren lebt die TV-Moderatorin in der israelischen Stadt Tel Aviv, wo auch ihr Partner beheimatet ist, dessen Namen Andrea Kiewel aus der Öffentlichkeit heraushält. 

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Am 7. Oktober 2023 wurde das Land von Großangriffen der radikalislamischen Terrororganisation Hamas erschüttert. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden seit Beginn der Kämpfe Tausende Menschen getötet und weitere verletzt. In einem von der „Jüdischen Allgemeinen“ veröffentlichten Live-Blog berichtete Andrea Kiewel, wie sie die Situation in Tel Aviv an diesem Tag erlebte – ihre Worte lassen einem das Blut in den Adern gefrieren.  

„Dies ist der Live-Ticker eines Morgens, der vorbei ist – und noch lange andauern wird“, begann Andrea Kiewel. Um sieben Uhr habe sich ihre Schwiegermutter per Telefon bei ihr gemeldet und sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigt. Andrea Kiewel habe sich kurz gewundert und dann geantwortet: „Oh ja. Wir hatten so einen lustigen Abend bei Freunden ...“ 

Plötzlich habe eine Sirene losgeheult. Zusammen mit ihrem Hund habe sie sich in einen Schutzraum in ihrer Wohnung begeben. „Beim hektischen Schließen der Metallfensterläden bemerke ich, dass meine Hände zittern. Es liegt am Klang der Sirene. Dieser Ton. Er geht durch Mark und Bein. Tief ins Herz. Und er öffnet alle Schleusen. Ich weine. Der Hund presst sich an mich. Die Sirene stoppt, und es macht ‚Bumm Bumm‘. Iron Dome, das Schutzschild, für das ich tagtäglich dessen Entwicklern danke, hat die feindlichen Raketen abgeschossen.“

Ihr Telefon habe nicht mehr aufgehört zu klingeln. „So viele eingehende Nachrichten. Von Familie und Freunden in Israel. Ich lese zuerst die News. Wir werden angegriffen. Von Raketen aus Gaza. ‚Nicht schon wieder‘, denke ich mit meiner inzwischen vorhandenen stoischen israelischen Mentalität. Und ich weiß in diesem Augenblick noch nicht, wie sehr ich mich irre.“

Andrea Kiewel beschließt, ihrer Mutter in Deutschland nicht zu schreiben. Diese würde von den Ereignissen noch früh genug aus den Nachrichten erfahren. 

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Videos von den Kämpfen sorgen bei ihr für Erschütterung: „Szenen wie aus Horrorfilmen. Ich finde keine Worte, die auch nur annähernd beschreiben können, was ich fühle. Mein Magen ist ein einziger Krampf. Ich zittere. Innerlich. Äußerlich. Ich weine.“

Ihr Hund muss dringend raus. Andere Hundebesitzerinnen und -besitzer seien ihr entgegengekommen, man habe sich gegenseitig Mut gemacht. Schließlich ist Andrea Kiewel wieder zu Hause. „Ich lese die schlimmsten Nachrichten, die es geben kann, in diesem Moment fängt das ‚Wie kann das sein?‘-Karussell an, sich in meinem Kopf zu drehen. Wie ist es möglich, dass Terroristen mit Motorrädern, Toyota-Pickup-Jeeps und aufmontierten Sturmgewehren eine der am besten geschützten Grenzen durchbrechen können?“ 

Andrea Kiewel: „Ich weine um die Menschen, die eiskalt abgeschlachtet werden“

Wo sei die Armee? Warum habe dieser Terroranschlag so blutig und gewalttätig über die Bühne gehen können? Wieso haben die Geheimdienste nichts geahnt? Diese Fragen gehen Andrea Kiewel fortlaufend durch den Kopf. 

Um neun Uhr morgens erreichen Andrea Kiewel jede Menge Nachrichten aus Deutschland: „Mami, bist du okay? Was zum Teufel ist bei euch los? Terroristen? Wo ist die Armee? Andrea, sollen wir dir einen Flug buchen?Bist du in Sicherheit?“ Die Anteilnahme sei überwältigend gewesen.

Sie habe keine Worte gefunden, nur Tränen: „Ich weine um die Menschen, die eiskalt abgeschlachtet werden. Jawohl! Abgeschlachtet. Ich weine um die Geiseln, die in den Gazastreifen verschleppt werden. Die Bilder, auf denen ich schreiende, weinende Kinder sehe, noch im Schlafanzug und sich an ihre Eltern klammernd, sind unerträglich. Wenn so etwas geschieht, übersteht man das? Kann man das überhaupt überstehen?“

Seit Monaten habe es Auseinandersetzungen im Westjordanland gegeben. „Araber gegen Siedler. Siedler gegen Araber. Terror. Mord. Tote. Verletzte. Es wird gezündelt und Öl ins Feuer gegossen.“ Die israelische Regierung habe kein Machtwort zu ihren gewaltbereiten Siedlern gesprochen. „Wie auch? Deren Partei ist in der Regierung. Es wäre, wie sich selbst ins Bein zu schießen.“

Andrea Kiewel: Ihr Mann ist in den Kampf gezogen

Ihr Mann sei ihr Fels in der Brandung. 25 Jahre als Elite-Soldat hätten ihn viele schlimme Ereignisse erleben und überleben lassen. „Es wird noch ein paar Raketen geben. Die Ruhe jetzt ist nur eine Atempause, meine Süße“, habe er zu ihr gesagt. Kurz darauf habe wieder die Sirene aufgeheult.

Plötzlich habe ihr Partner die Worte gesagt, die Andrea Kiewel am meisten gefürchtet habe: „Andrea. Ich bekam einen Anruf. Ich gehe. Mein Mann zieht die Jeans aus und die Uniform an. Die kugelsichere Weste liegt neben der großen Blumenvase, deren Orange leuchtet wie die Sonne, wenn sie allabendlich im Mittelmeer versinkt. Noch gestern sangen und tanzten wir. Es ist absurd. Makaber. Unrealistisch.“ Sie habe auf der Straße gestanden und seinem Auto hinterhergewunken.

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Später habe sie sich gefragt: „Wie lange werde ich nichts von ihm hören? Bis er wieder zu mir zurückkommt, schlafe ich in seinem T-Shirt, welches er trug, bevor seine Augen von blau zu grau wechselten und er sich in einen Kämpfer verwandelte.“

Auf den Rat eines Freundes hin sei Andrea Kiewel zu einem Supermarkt gefahren und habe sich mit dem Nötigsten eingedeckt. „Wenn mir ein Auto begegnet, rast es. Am Steuer junge Männer. Reservisten. Sie eilen zu ihren Armee-Stützpunkten. Gaza wird schon bombardiert. Alle sprechen davon, dass es diesmal sehr, sehr heftig wird.“

In den Nachrichten hört sie Folgendes: „Die Welt verurteilt den Krieg, den die Hamas-Terroristen gegen Israel führen. Und in Berlin-Neukölln verteilt der Clan-Chef Abou-Chaker Süßigkeiten. Es ist ein Ausdruck seiner Unterstützung der Hamas. Ich schreibe mit geballten Fäusten.“