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Bundesweit im EinsatzKölner Elitetruppe jagt Cyber-Kriminelle
Köln – Eine Bank überfallen? Viel zu riskant und aufwendig. Wenn organisierte Verbrecher heute ans große Geld wollen, setzen sie auf Technik. Via Internet ergaunern sie jedes Jahr höhere Millionenbeträge in Deutschland. Aber der Schaden wäre mehr als doppelt so hoch, wenn es sie nicht gäbe: die Kölner Elitetruppe der „ZAC NRW“.
Die sieben Staatsanwälte und Mitarbeiter der „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime“ gehen täglich im Netz auf die Jagd nach Straftätern und arbeiten dabei oft eng mit Fachleuten von LKA und BKA zusammen. EXPRESS hat die Internet-Fahnder im Kölner Justizzentrum besucht.
In ihren Büros geht es nicht um kleine Fische. Abteilungsleiter Markus Hartmann (43) und sein Team kümmern sich ausschließlich um große Fälle. Mit spezieller Software in besonders gesicherten Netzwerken gehen sie seit zwei Jahren auf Verbrecherjagd. „Wir ermitteln bei Waffen- und Drogenhandel im Darknet, bei Angriffen auf kritische Infrastrukturen und bei sogenannten CEO Frauds“, so Hartmann.
Bei Letzterem machten Unbekannte zuletzt richtig Beute. So funktioniert die profitable Internet-Abzocke: Die Täter kundschaften große Unternehmen professionell aus. „Da wurde Kommunikation abgehört und Emails abgefangen. Alles nur, um mehr über die firmeninterne Struktur und den Umgang zwischen dem Chef und seinen Mitarbeitern zu erfahren. Haben die Täter genug Material, schnappt die Falle zu.“
Einer der Verbrecher ruft entweder beim Buchhalter des Unternehmens an – oder er schreibt eine täuschend echt wirkende Email, in der er sich als der Firmenchef ausgibt. Der ahnungslose Mitarbeiter wird darin aufgefordert, für einen angeblich „wichtigen Geschäfts-Deal“ eine Geld-Transaktion in Millionenhöhe auf den Weg zu bringen.
Dabei wirken die Täter offenbar so überzeugend, dass es in zahlreichen Fällen zu den verhängnisvollen Geldüberweisungen ins Ausland gekommen ist – direkt auf das Konto der Ganoven, von wo aus der Betrag gesplittet und auf weitere Konten verteilt wurde.
„Wir bearbeiten zurzeit ein Sammelverfahren von rund 120 Einzelfällen. Der tatsächliche Schaden beläuft sich derzeit auf rund 50 Millionen Euro. Hätten die Unternehmen nichts gemerkt und wir nicht eingegriffen, läge die Beute bei rund 120 Millionen“, erklärt Oberstaatsanwalt Markus Hartmann.
Und die Täter werden immer professioneller. Egal ob sie Konzerne betrügen oder durch Hackerangriffe ganze Krankenhäuser lahmlegen. „Deswegen sind wir rund um die Uhr in Bereitschaft und jederzeit für die anderen Behörden erreichbar“, sagt Hartmann.