Bundesweit im EinsatzKölner Elitetruppe jagt Cyber-Kriminelle

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Die Kölner Cyber-Jäger (v. l.): Staatsanwalt Gregory Skavron (32), Staatsanwältin Tanja Klie (37), Oberstaatsanwalt Markus Hartmann (43),  Wirtschaftsreferent Carsten Gußmann (40) und Staatsanwalt Andreas Brück (38).

Köln – Eine Bank überfallen? Viel zu riskant und aufwendig. Wenn organisierte Verbrecher heute ans große Geld wollen, setzen sie auf Technik. Via Internet ergaunern sie jedes Jahr höhere Millionenbeträge in Deutschland. Aber der Schaden wäre mehr als doppelt so hoch, wenn es sie nicht gäbe: die Kölner Elitetruppe der „ZAC NRW“.

Die sieben Staatsanwälte und Mitarbeiter der „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime“ gehen täglich im Netz auf die Jagd nach Straftätern und arbeiten dabei oft eng mit Fachleuten von LKA und BKA zusammen. EXPRESS hat die Internet-Fahnder im Kölner Justizzentrum besucht.

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Im Justizgebäude der Staatsanwaltschaft haben die Elite-Ermittler ihre Büros und Besprechungsräume.

In ihren Büros geht es nicht  um kleine Fische. Abteilungsleiter  Markus Hartmann (43) und sein Team kümmern sich ausschließlich um große Fälle. Mit spezieller Software in besonders gesicherten Netzwerken gehen sie seit zwei Jahren auf Verbrecherjagd. „Wir ermitteln bei Waffen- und Drogenhandel im Darknet, bei Angriffen auf kritische Infrastrukturen und bei sogenannten CEO Frauds“, so Hartmann.

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Bei der wöchentlichen Frühbesprechung wird über die laufenden Fälle und Ermittlungen gesprochen. Abteilungsleiter Markus Hartmann (r.) geht mit seinen Kollegen die Einzelheiten durch.

Bei Letzterem machten Unbekannte zuletzt richtig Beute. So funktioniert die profitable Internet-Abzocke: Die Täter kundschaften große Unternehmen professionell aus. „Da wurde Kommunikation abgehört und Emails abgefangen. Alles nur, um mehr über die firmeninterne Struktur und den Umgang zwischen dem Chef und seinen Mitarbeitern zu erfahren. Haben die Täter genug Material, schnappt die Falle zu.“

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Nur eine von drei vollen Regalwänden im großen Aktenraum der ZAC NRW.

Einer der Verbrecher ruft entweder beim Buchhalter des Unternehmens an – oder er schreibt eine täuschend echt wirkende Email, in der er sich als der Firmenchef ausgibt. Der ahnungslose Mitarbeiter wird darin aufgefordert, für einen angeblich „wichtigen Geschäfts-Deal“ eine Geld-Transaktion in Millionenhöhe auf den Weg zu bringen.

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Im großen Besprechungsraum kommen die Ermittler der ZAC oft mit Beamten vom Landes- und Bundeskriminalamt zusammen und besprechen die aktuellen Cybercrime-Fälle und das weitere Vorgehen.

Dabei wirken die Täter offenbar so überzeugend, dass es in zahlreichen Fällen zu den verhängnisvollen Geldüberweisungen ins Ausland gekommen ist – direkt auf das Konto der Ganoven, von wo aus der Betrag gesplittet und auf weitere Konten verteilt wurde.

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Tanja Klie und Andreas Brück untersuchen eine Mail, in der ein Täter ein Unternehmen erpresst.

„Wir bearbeiten zurzeit ein Sammelverfahren von rund 120 Einzelfällen. Der tatsächliche Schaden beläuft sich derzeit auf rund 50 Millionen Euro. Hätten die Unternehmen nichts gemerkt und wir nicht eingegriffen, läge die Beute bei rund 120 Millionen“, erklärt Oberstaatsanwalt Markus Hartmann.

Und die Täter werden immer professioneller. Egal ob sie Konzerne betrügen oder durch Hackerangriffe ganze Krankenhäuser lahmlegen. „Deswegen sind wir rund um die Uhr in Bereitschaft und jederzeit für die anderen Behörden erreichbar“, sagt Hartmann.