Keine Plastik-Brüste und Dauer-StänderSex-Experiment aus Kalk zeigt Pornos mal anders

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Die stecken alle unter einer Decke bei "Schnick Schnack Schnuck": Olaf (Sören Störung), Magda (Lotta Habmut) und Roman (unter der Decke, v.l.)

von Martin Gätke (mg)

Köln – Keine Riesenpenisse. Keine Plastikbrüste. Kein künstliches Stöhnen. Nur echter Sex.

Die Kölner Pornoforscherin Maike Brochhaus (31) will eine Alternative zu den Hardcore-„Bück dich“-Filmen im Internet schaffen. Mit ihrem Kölner Sexfilm-Experiment „Kalk Post Porno“.

Kai ist völlig außer Atem, als er am Deutzer Bahnhof ankommt. Hier wartet sein Kumpel Felix auf ihn, beide wollen auf ein Festival.

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„Sorry, tut mir leid“, entschuldigt sich Kai. „Aber ich hatte erst einen Fahrradunfall. Und dann Sex.“ Im Stadtwald hat er nämlich Steffi gerammt. Und musste sich dafür bei ihr entschuldigen...

„Schnick Schnack Schnuck"

So beginnt er, der Sex-Film „Schnick Schnack Schnuck“ aus Köln-Kalk. Eine Geschichte so einfach, wie es sich für einen Porno gehört. Eine Mischung aus Spielfilm, Komödie, dokumentarisch gedrehtem Sex.

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Felix und Steffi in Aktion - im zweiten Sexfilm von „Kalk Post Porno": „Schnick Schnack Schnuck"

Kein Sperma im Gesicht. Keine Sätze á la „Knie dich hin!".  Keine Dauerständer.

„Es macht mich überhaupt nicht an, zwei glattrasierte, durchtrainierte Androiden bei ihrer schweißtreiben Sexarbeit zuzuschauen“,  erklärt die Kölner Porno-Regisseurin Maike Brochhaus.  „Das ist mir zu trostlos und fantasielos.“

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Die Darsteller Dana und Felix bei den Dreharbeiten im kalten Nass

Kein künstliches Stöhnen

Deshalb will sie mit ihrer kleinen Porno-Produktion „Kalk Post Porn“ eine Alternative zum Presslufthammer-Porno von Youporn, Pornhub und Co. schaffen.

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Blick auf das Set von „Schnick Schnack Schnuck“ in Köln

„Am klassischen Mainstream stören mich die unendlich langen Penetrationsszenen, dauererigierte Riesenpenisse, künstliches Stöhnen, perfekt angemalte, operierte Modelkörper, die allein dem Lustgewinn des Mannes dienen.“

Stattdessen hat sie zusammen mit ihrem Freund Sören Störung (35) ein Porno-Experiment gestartet: „Die Post-Porn-Bewegung ist eine bunte Sammlung queerer, feministischer und politischer Antworten auf die heterosexuelle, männlich dominierte Mainstream-Pornografie und wir sehen uns als ein Teil davon“, so  Brochhaus.

Porno muss nicht hardcore sein

„Es wird immer stupide, langweilige und sexistische Pornografie geben, also müssen wir Gegenbilder schaffen und den Menschen zeigen: Porno muss nicht immer so sein!“

Porno made in Köln: Preisgekrönt und beliebt

Kalk Post Porno: Regisseurin Maike Brochhaus

Die Kölner Porno-Regisseurin Maike Brochhaus (31) will mit ihrem „Post-Porno"-Projekt den Porno neu erfinden.

Die Alternative aus Köln: Liebenswert, zärtlich, witzig - und trotzdem echter Porno mit einer Menge Sex.

Und wissenschaftlichem Hintergrund: Die Pornomacherin Maike Brochhaus hat sich lange wissenschaftlich mit Pornografischer Kunst  auseinandergesetzt.

Mit der Kölner Porno-Produktion will sie einen anderen Blick auf Menschen beim Sex werfen.

Porno, mit Humor und Verstand

„Wir wollten eine nachempfindbare Geschichte schreiben. Mit Humor und Verstand, mit liebenswerten Charakteren statt mechanisch agierenden Körpern“, erklärt die Pornomacherin. „Außerdem fairen Produktionsbedingungen und dokumentarisch gedrehten Sexszenen, die sich dem Tempo der Darsteller anpasst.“

Das ganze Team arbeitet umsonst

Mit den Pornos Geld zu verdienen stehe überhaupt nicht im Vordergrund. „Und ist im besten Fall eine schöne Anerkennung einer ehrenamtlichen Arbeit“, so Brochhaus.

„Alle Leute aus dem Team arbeiten erstmal umsonst, einfach nur, weil sie die Idee gut finden und umsetzen wollen.“

Und Pornos made in Köln kommen an: Im vergangenen Jahr gewann Brochhaus mit „Schnick Schnack Schnuck„ den Titel „Best Director“ auf dem Pornfilm Festival in Berlin.

Zwei Filme haben die Kölner bisher produziert, beide wurden von Fans des Post-Porno-Konzepts via Crowdfunding im Internet finanziert – mit jeweils über 10.000 Euro, nur für die Postproduktion. Die Drehkosten hat „Kalk Post Porn" aus eigener Tasche bezahlt.

Dritter Film in Arbeit

In diesem Jahr noch soll der Dreh des dritten Films beginnen. „Wir haben allerdings gerade erst mit dem Drehbuch begonnen. Inhalte bleiben noch Top Secret“, so Brochhaus.