„Ich war damals selbst schockiert“Einst stritt Heldt um ihn: Ex-Bayern-Talent über gescheiterte Karriere

Lucas Genkinger schaut auf den Ball.

Das ehemalige Bayern-Talent Lucas Genkinger (r.) in der B-Junioren-Bundesliga am 14. August 2011.

Ex-Bayern-Talent Lucas Genkinger war einst eins der größten Talente in Deutschland. In einem Interview sprach der 27-Jährige jetzt über seine Zeit in München und einen Streit zwischen Horst Heldt und dem FCB. 

Im Jahr 2010 war er mit gerade einmal 15 Jahren eins der interessantesten Talente im deutschen Fußball. Das sah damals auch der FC Bayern München so und verpflichtete deswegen Lucas Genkinger (27) vom VfB Stuttgart.

Zu seiner Zeit sorgte der Transfer für mächtig Zündstoff und führte sogar zu einem heftigen Streit zwischen den Sport-Bossen Horst Heldt (53, VfB Stuttgart) und Christian Nerlinger (49, Bayern München). 

Lucas Genkinger: „Den Streit nehme ich nicht auf meine Kappe“

Der Grund: Eigentlich gab es unter vielen Bundesliga-Klubs die Abmachung, dass man sich nicht gegenseitig die Talente wegnehme. Doch das galt damals nicht für den Rekord-Meister aus München – für Horst Heldt also Anlass genug, sich mit den Bayern anzulegen.

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Viele Jahre später blickt Genkinger selbst gelassen auf diese Zeit zurück. In einem Interview mit „Sport1“ sprach der ehemalige Mittelfeldspieler jetzt, Anfang Februar 2023, über seine gescheiterte Karriere und den Zoff zwischen dem VfB und den Münchenern.

„Den Streit nehme ich nicht auf meine Kappe. Ich war damals selbst schockiert, wie sich um mich gestritten wurde. Ich war erst 15. Das war echt der Mega-Zoff zwischen Bayern und dem VfB und das hätte man sich sparen können. Zu der Zeit war das schon sehr ungewöhnlich, dass es solche Transfers in meiner Altersklasse gibt. Es gab damals keinen Vertrag, nicht mal eine mündliche Vereinbarung. Ich sehe das nicht als meinen Fehler oder dass ich etwas bereuen müsste“, so Genkinger.

Im Nachwuchs-Leistungs-Zentrum (NLZ) in München hatte der heute 27-Jährige anschließend eine schwierige Zeit: „In der U19 war ich plötzlich der Bankwärmer. Wenn ich sie überhaupt wärmen durfte, überwiegend war ich nicht mal im Kader. Das war schon hart beim FC Bayern. Gerade unter dem Aspekt, dass ich nicht bei meiner Familie sein konnte und alles für den Fußball aufgegeben hatte. Alleine in München zu hocken, tat richtig weh.“

Genkinger erlebt nach Bayern München einen Karriere-Absturz

Als für das junge Talent in München Schluss war, fiel er in ein Loch: „Ein dunkler Moment war sicher, als ich merkte, dass es bei den Bayern für mich nicht mehr weitergeht. Bei mir ging es fast immer nur aufwärts. Ich bin immer von einem Verein zum nächsten gewechselt und war immer begehrt.“

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Und auch bei anderen Vereinen klappte es nicht wirklich: „Als es bei Bayern nicht weiter ging für mich, merkte ich zum ersten Mal, wie schnell es enden kann. Ich hatte damals auch hier und da ein Probetraining gemacht, zum Beispiel bei Schalke. Es war alles abgesprochen, doch auch dort wollte man mich nicht. Da spürte ich, dass es vorbei ist.“

Für die Zweitvertretung des FC Bayern, den VfR Garching und 1860 München absolvierte Genkinger daraufhin insgesamt 93 Spiele in der Regionalliga, ehe er im Jahr 2019 seine Karriere beendete. Heute arbeitet der 27-Jährige in der Landwirtschaft und als Personal Coach. (buc)