Mythos oder Preis-Falle?Wird der Sprit in den Ferien wirklich teurer? Darauf sollten Sie jetzt achten

Auf dem Bild sieht man eine Tanksäule an einer Tankstelle.

Es sind Osterferien – guter Grund, um wegzufahren. Auch bei steigenden Tankpreisen? (Symbolbild vom Juni 2022).

Es sind Osterferien – zumindest noch in elf von 16 Bundesländern in Deutschland. Viele nutzen die Ferien, um mit dem Auto zu verreisen – trotz hoher Spritpreise. Doch steigen die Preise in den Ferien tatsächlich an?

von Maria Isaak (mi)

Tanken ist teurer geworden. Das steht fest. Laut ADAC war 2022 das teuerste Jahr der Spritpreise, seit Beginn der Spritpreis-Aufzeichnung 1950. Doch welche Rolle spielen die Ferien im Zusammenhang mit den Tankpreisen? Ist das Tanken in der schulfreien Zeit günstiger oder teurer? EXPRESS.de hat nachgefragt.

Tanken in den Ferien ist teuer – das ist eine verbreitete Annahme. Manch einer fährt daher in den Ferien ins benachbarte Bundesland (ohne Ferien), um das Auto zu tanken. Andere zieht es sogar ins nahe Ausland, um dort auf billigere Spritpreise zu hoffen. Doch stimmt die Vermutung überhaupt? Oder haben Ferien gar keinen Einfluss auf die Preise an der Tanksäule?

Spritpreise teurer? ADAC klärt über Ferienmythos auf

Laut dem ADAC entspricht die Vermutung, dass Tanken in den Ferien, in einem anderen Bundesland (ohne Ferien) günstiger ist, nicht der Wahrheit. Auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt Andreas Hölzer, Unternehmenssprecher des ADACs: „Schon seit mehreren Jahren gibt es das nicht mehr, dass die Mineralölkonzerne pünktlich zum Ferienbeginn kräftig an der Preisschraube drehen.“ 

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Der Mythos sei aus vergangenen Tagen, so führt Hölzer fort, „Die Preisspirale dreht sich letztlich jeden Tag – morgens teuer, abends billiger. Im Schnitt beträgt der Unterschied 15 Cent“, so der Unternehmenssprecher. Es liege vor allem an der Ablösung der alten Preissetzungssystematik. Die neue Preissetzungssystematik ist unabhängiger.

Hölzer erläutert, „Diese Preissetzungssystematik hat die alte abgelöst, bei der die Preise vor den Wochenenden, vor bundesweiten Feiertagen, vor Ferien angehoben wurden – das gehört der Vergangenheit an.“ Zumindest registriere der ADAC solche Anstiege nicht mehr im selben Ausmaß wie früher. Dennoch gibt Hölzer zu, dass die Spritpreise „angesichts der stärkeren Nachfrage vor Ostern aber sicher ein wenig klettern“ würden. 

Spritpreise in den Ferien: Das sagt der Tankstellenverband 

Doch diese Meinung wird nicht überall geteilt. Auf Nachfrage beim Tankstellen-Interessenverband gab es eine überraschende Antwort, dort ist man nämlich anderer Ansicht. Herbert W. Rabl, Pressesprecher des Tankstellen-Interessenverbandes, erklärt: „Natürlich gibt es einen Zusammenhang mit den Ferien“. Das habe mit der Preispolitik der Mineralölgesellschaften zu tun. Der Tankstellenverband vertritt die Pächter der deutschen Tankstellen und beschäftigt sich intensiv mit der Preispolitik.

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Rabl ergänzt, dass Diesel und Benzin ein homogenes Massengut sei. Dieses Massengut gehöre zu einer sehr gut verdienenden Handelskette in der Wirtschaftspolitik. Während die Verbraucherinnen und Verbraucher im letzten Jahr so viel Geld wie nie fürs Tanken bezahlen mussten, haben die Mineralölgesellschaften richtig gut verdient.

Der europäische Energiekonzern Shell hat 2022 das beste Geschäftsergebnis seiner Geschichte notiert – der Gewinn verdoppelte sich auf rund 40 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr. So geht es aus einem Bericht der „Tagesschau“ hervor. Neben Shell, haben auch andere Big Player im Mineralölgeschäft, wie BP und Total Energies, 2022 gute Geschäfte gemacht.

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Der Unternehmenssprecher des Tankstellen-Interessenverbandes Rabl erklärt, wieso sich die Preise an den Tanksäulen über den Tag verändern. Es sei ganz simpel zu erklären. In den Zentralen von großen Mineralölunternehmen, wie Aral, Jet oder Shell, gibt es sogenannte Pricing-Abteilungen. Diese Pricing-Abteilungen schauen sich ganz genau an, wie die Menschen im Umkreis einer Tankstelle, die Tankstelle nutzen. Sprich, wann sie tanken fahren. Nach genauen Beobachtungen drehen die Mitarbeitenden der Pricing-Abteilungen also entsprechend am Preishahn.

Morgens ist Tanken teurer, abends billiger

Zu der Zeit, wo die meisten Menschen eine Tankstelle aufsuchen, werden die Preise erhöht. Laut Rabl, oft sogar ohne die Tankstellenpächter darüber in Kenntnis zu setzen. In der Regel ist die Peak Zeit zum Tanken morgens (vor der Arbeit). Abends fallen die Preise an der Tanksäule, weniger Menschen suchen die Tankstelle auf. Eine Erhöhung der Preise lohnt sich für die Pricing-Abteilungen in diesem Fall nicht.

Die gleiche Vorgehensweise wird auch in den Ferien genutzt. Es wird genau hingeschaut, welche Tankstellen als potenzielle Ziele in den Ferien angefahren werden könnten. Dann passiert das Gleiche – die Preise werden angeschraubt, egal, ob es ein Bundesland mit – oder ohne Ferien ist. 

Rabl beschreibt die Preispolitik der Mineralölgesellschaften als zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite könnte man meine, die Preispolitik der Mineralölgesellschaften sei „eine kluge Preispolitik.“ Aber wenn man doch ehrlich ist, so Rabl, sei diese Preispolitik eine, „reine Abzocke“, der Verbraucherinnen und Verbraucher an den Tanksäulen.