Natascha KampuschSo war mein Leben in einem Gefängnis der Vorurteile

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Am 23. August vor 10 Jahren gelang Natascha Kampusch die Flucht aus ihrem Verlies. 

Wien – Vor zehn Jahren entkam Natascha Kampusch ihrem Peiniger Wolfgang Priklopil, der sie auf dem Schulweg entführt und in seinem Haus gefangen gehalten hatte. Doch auch das Leben in Freiheit fühlte sich für die junge Frau oft wie ein Verlies aus Vorurteilen und Anfeindungen an.   

„Ein Gefängnis der Urteile und Verurteilungen“

„So richtig frei war ich in den vergangenen zehn Jahren nur in wenigen Momenten. Es war auch ein Gefängnis, in das ich zurückgekehrt bin. Ein Gefängnis der Urteile und Verurteilungen“, erzählte sie dem ORF-Reporter Christoph Feurstein, dem sie 2006 das erste TV-Interview gegeben hatte.

Mit ihm ging sie zurück in ihr altes Gefängnis, das Haus in Strasshof, wo der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil sie acht Jahre lang gefangen hielt. Das Haus gehört seit 2006 Natascha Kampusch. Zwar ist das Verlies inzwischen zugeschüttet, doch im Wohnbereich sieht es noch fast so aus wie damals.

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Lange Jahre lebte Natascha Kampusch  in einem  fünf Quadratmeter kleinen Verlies im Keller des Hauses.

Und auch wenn sie sich dort unwohl fühlt, sieht sie regelmäßig nach dem Rechten. Es ginge ihr darum, das „Ganze noch so zu lassen, damit man sich noch besser erinnern kann –  damit es noch da ist, um es zu bewältigen“, erklärte die 28-Jährige dem Reporter. 

Bei vielen sorgte das für Unverständnis. Oft sah sich das Opfer sogar in die Rolle einer Täterin gedrängt, wurde auf offener Straße als Lügnerin, Schlampe und Luder beschimpft.  Auch das Gerücht, dass Priklopil kein Einzeltäter und sein Tod kein Suizid war, hält sich hartnäckig.

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Wolfgang Priklopil hielt Natascha Kampusch acht Jahre gefangen. Als ihr die Flucht gelang, warf er sich vor einen Zug.

Erst im Januar ging bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen des Verdachts des Mordes an Priklopil ein. Selbst Natascha Kampuschs Vater glaubt an einen Mittäter. Dabei hat seine Tochter wieder und wieder betont, dass ihr Peiniger allein war. 

„10 Jahre Freiheit“

„Ich habe unterschätzt, wie lange ich gezwungen sein würde, der Vergangenheit so einen großen Platz einzuräumen in meinem Leben“, sagte die 28-Jährige zum „Stern“.  Um ihre Sicht der Dinge zu erzählen, hat Kampusch das Buch „10 Jahre Freiheit“ geschrieben.

Sie hofft, damit die Vergangenheit hinter sich lassen zu können und endgültig ihren Weg in eine freies, selbstbestimmtes Leben zu finden.  „Jetzt beginnt erst die Phase, wo ich wirklich versuche, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und mich zu entfalten.“

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