„HAL“ ist ein außergewöhnlicher „Tatort“ – weil er in der nahen Zukunft spielt.
Richy Müller: Grundsätzlich ist ein Tatort mit Niki Stein, der diesmal Autor und Regisseur war, immer besonders. Die Geschichte ist sehr utopisch, sie lehnt sich an den Film „2001“ an.
Im Film entwickelt eine künstliche Intelligenz ein Eigenleben. Halten Sie das in naher Zukunft für realistisch?
Das ist so. Weil ich Autorennen fahre, komme ich mit der Industrie in Kontakt. Da habe ich jemanden kennengelernt, der aus dem Silicon Valley kommt. Da gibt es schon Künstliche Intelligenz - in Form einer Hand, die selbstständig Dinge aus einer Kiste in die andere stellt.
Die Hand lernt das selbstständig und räumt Dinge aus dem Weg. Die Wissenschaft ist so weit vorne, das können wir gar nicht nachvollziehen. Und das wäre auch nicht gut.
Insofern ist die Handlung im „Tatort“ auch nicht abstrus. Sondern sehr realistisch.
Wie finden Sie selbst den fertigen Film?
Wir haben eine gute Stimmung geschaffen und dieses Thema auch greifbar gemacht. Wir Kommissare ermitteln weniger, stehen nicht im Mittelpunkt – sondern stellen stellvertretend für das Publikum die wichtigen Fragen. Und haben Ängste, die auch das Publikum hat.
Es gibt ja gerade aktuell das neue Sicherheitskonzept der Bundesregierung, nach dem wir uns Vorräte für 50 Tage anschaffen sollen. Das ist in meinen Augen Angstmacherei, was soll das?
Als der „Staatsfeind Nummer Eins“ mit Will Smith und Gene Hackman erschien vor vielen Jahren, wurde ja schon klar, wie gläsern wir sind. Und heute schreibt jeder auf Facebook, wo er ist, wie er sich fühlt und wie toll er aussieht. Das ist ein völliger Wandel. Man muss das akzeptieren, aber gesund und vernünftig damit umgehen.
Sind sie bei Facebook?
Nein, nicht mehr. Ich habe das mal vor ein paar Jahren angefangen – da bin ich dann zugeballert worden mit Freundschaftsanfragen.
Das waren aber alles keine Freunde von mir. Das war mir zu blöde. Soll ich da rein schreiben, dass ich gerade beim Frühstück bin? Ich habe lieber Instagram.
Wenn ich was Tolles sehe, fotografiere ich das und stelle die Fotos dort rein. Das ist alles. Man sollte auch die jungen, naiven Menschen aufklären. Die sind naiv und gut gläubig und kommen deshalb da auch in die Opferrolle.
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Wofür Richy Müller sein Smartphone benutzt und wann er glaubt, abgehört zu werden
Wofür benutzen Sie ihr Smartphone?
Grundsätzlich erstmal nur zum Telefonieren und Emails abrufen. Und mit den Fotos wird es leicht inflationär. Ich habe 17.000 Fotos auf meinem Handy, auch alte, eingescannte. Es wäre natürlich ein Horror, wenn die verloren gingen oder in falsche Hände kämen.
Heute knippst man schnell, früher hat man sich das überlegt. Man sollte schnell wieder löschen, bevor man den Überblick verliert. Das mache ich aber selbst auch nicht immer. Ich klebe manchmal die Kamera zu.
Beim Autorennen wird die auch oft zugeklebt, wenn dort Erlkönige unterwegs sind.
Das kann aber auch generell sinnvoll sein, weil es die Frage gibt ob man durch die Kamera, auch am Laptop, beobachtet wird.
Aber selbst wenn das Telefon auf dem Tisch liegt, ist es beunruhigend, dass man dabei abgehört werden kann. Einerseits beeindruckend, aber eben auch beunruhigend.
Können wir etwas dagegen unternehmen?
Nein, im Endeffekt nicht. Ich habe vor 35 Jahren „Illuminati“ gelesen. Da steht ja schon alles drin: Eine Handvoll Menschen hat alles in der Hand und überwacht alles.
Und wir sind nur Schachfiguren. Alles Utopien, die aber auf eine gewisse Art denkbar sind.
Warum ist Kennedy erschossen worden und keiner weiß was? Waren die Amerikaner wirklich auf dem Mond? So eine Theorie ist schick, aber kommt natürlich nicht von ungefähr.
Ich sage mir zwar immer: Ich habe eigentlich nichts zu verbergen. Aber man kann schnell in etwas reingeraten.
Es gibt ja Codes, wenn gewisse Worte beim Telefon fallen, wird aufgezeichnet und nachverfolgt. Wenn von Sprengstoff geredet wird oder Kokain etwa. Jetzt wird also dieses Gespräch auch nachverfolgt.