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Kölner AmateurfußballSaison vor dem Ende: Abstürze, Triumphe – und Ballermann-Stars mittendrin

Spieler von RW Zollstock feiern den Aufstieg mit Pyrotechnik.

In Zollstock war zur geglückten Meisterschaft und der Aufstieg Party angesagt.

Die Saison im Kölner Amateurfußball steht vor dem Ende: Wo wurde gefeiert? Wo wurde getrauert? Welche Vereine stehen vor dem Absturz?

von Niklas Brühl (nb)

Schafft der FC noch das Rettungswunder? Gelingt Bayer Leverkusen tatsächlich eine Unbesiegbar-Saison? Holt eine deutsche Mannschaft den Champions-League-Titel? Und wer wird eigentlich neuer Bayern-Trainer? Viele spannende Fragen sind zwei Bundesligaspieltage vor dem Ende der Saison 2023/2024 noch ungeklärt.

Aber knapp einen Monat vor dem Start der Europameisterschaft in Deutschland gibt es nicht nur ein Herzschlagfinale im üppig bezahlten Profilfußball. Auch in den Amateurklassen in Köln stehen wichtige Entscheidungen noch an, Aufstiege wurden frenetisch gefeiert oder Abstiege emotional betrauert. EXPRESS.de gibt einen großen Überblick über die endende Amateur-Spielzeit, von der Mittelrheinliga bis zur Kreisliga D.

Kölner Vertreter halten die Klasse in der Mittelrheinliga

Angefangen in der Mittelrheinliga, in der in dieser Spielzeit zwei Vertreter aus dem Kölner Kreis um die Punkte kämpften. Und die freudige Nachricht vorab: Sowohl die Zweitvertretung von Fortuna Köln als auch die Sportvereinigung Porz haben den Klassenerhalt zwei Spieltage vor Saisonende bereits sicher.

Alles zum Thema Isi Glück

Für die Zweite der Fortuna steht damit in der kommenden Saison die sechste hintereinander in der höchsten Spielklasse auf Verbandsebene an, noch besonderer ist der Klassenerhalt jedoch für die Porzer. Erstmals seit der Spielzeit 2006/2007 lief die Spielvereinigung wieder in der Mittelrheinliga auf, noch nie war es dem Verein gelungen, zwei Saisons hintereinander in der Spielklasse zu überleben. Bis jetzt!

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Trainer Jonas Wendt, der bereits seit 2018 an der Seitenlinie der Porzer steht, ist voll des Lobes für seine Mannschaft: „Ich bin verliebt in diese Mannschaft, in guten wie in schlechten Zeiten. Und auch in alle, die uns bei unserem Ziel unterstützt haben. Der Klassenerhalt ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, darauf können wir alle sehr stolz sein.“

Kölner Amateurfußball: FC Pesch gelingt der direkte Wiederaufstieg

Grund zu feiern gab es für einen Kölner Club auch in der Landesliga, allerdings aus einem anderen Grund. Dem FC Pesch ist nach dem letztjährigen Abstieg aus der Mittelrheinliga der direkte Wiederaufstieg nicht mehr zu nehmen. Aktuell rangiert das Team von Trainer Abdullah Keseroglu mit 58 Punkten auf dem zweiten Platz hinter dem SSV Merten (59), in den beiden ausbleibenden Spielen soll nun noch die Meisterschaft klargemacht werden.

„Wir haben es komplett selbst in der Hand, da wir noch zwei Spiele haben und Merten nur noch eins“, sagt Keseroglu gegenüber EXPRESS.de. Über den Erfolg seiner Mannschaft sagt er: „Es ist ein völlig verdienter Aufstieg, die Jungs waren in jedem Training und in jedem Spiel gierig auf diesen Wiederaufstieg. Wir haben gegen die Konkurrenten oben kein einziges Spiel verloren, in der gesamten Saison insgesamt nur zwei. Es war eine sehr erwachsene und konstante Leistung meiner Mannschaft und wir freuen uns auf unsere Rückkehr in die Mittelrheinliga.“

Akteuer vom FC Pesch bejubeln den Aufstieg.

Der FC Pesch kehrt nach einem Jahr in die Mittelrheinliga zurück, dem Team von Abdullah Keseroglu (r.) ist der Aufstieg nicht mehr zu nehmen.

Die weiteren Kölner Vertreter der beiden Landesligen können die Planungen für die kommende Spielzeit ebenfalls langsam angehen. Sowohl Deutz 05 als auch Borussia Hohenlind werden auch in der kommenden Saison in der Landesliga vertreten sein, der Spielvereinigung Flittard droht bei sechs Punkten Vorsprung und einem deutlich besseren Torverhältnis nur noch der theoretische Abstieg in die Bezirksliga.

Große Enttäuschung nach Abstieg bei Kölner Traditionsverein

In der Bezirksliga (Staffel 1) sind gleich sieben Kölner Mannschaften vertreten. Für die DJK Südwest, erst in dieser Saison von der Kreisliga A aufgestiegen, winkt zum Ende der Saison noch der ganz große Coup. Die Mannschaft steht zwei Spieltage vor Schluss mit 51 Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz hinter Marialinden (54). Nach dem ersten Jahr in der Bezirksliga in der Vereinsgeschichte ist also noch der direkte Durchmarsch möglich.

Früher erst-, heute unterklassig

Ex-Profis in den Niederungen des Amateurfußballs

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Eine Etage tiefer geht es dagegen für den SC West. Der Club aus Ehrenfeld muss nach sechs Jahren wieder den Gang in die Kreisliga A antreten. Der Abstieg wurde durch eine 1:9-Niederlage gegen den TV Hoffnungsthal am vergangenen Wochenende besiegelt. Abteilungsleiter Gianfranco Di Salvo bezeichnete die Leistung des Teams bei der Klatsche als „absolut charakterlos“.

Leverkusener Team dominiert die Kreisliga A, Chaos-Club droht Abstieg

In der Kreisliga A trifft der SC West in der kommenden Saison zumindest nicht auf den SV Bergfried Leverkusen. Denn die Mannschaft aus der Stadt des Bundesligameisters konnte sich in der Kölner Kreisliga A durchsetzen und den ersten Aufstieg in der Bezirksliga nach zehn Jahren klarmachen. „Wir haben es in den vergangenen drei Jahren immer versucht, den Sprung zu schaffen, jetzt ist es uns endlich geglückt“, sagt der sportliche Leiter Alfred Rekus gegenüber EXPRESS.de.

Was hat die Mannschaft über die Saison hinweg so stark gemacht? „Wir haben über die ganze Saison tollen Offensivfußball gespielt. Die Defensive war aber ebenfalls unser Prunkstück, wir haben nur 19 Gegentore in bislang 26 Spielen schlucken müssen. Dazu hatten wir eine hervorragende Kadertiefe, sodass auch Spieler, die mal verletzt oder durch die Arbeit verhindert waren, ersetzt werden konnten. Ein bisschen wie Bayer Leverkusen“, sagt Rekus lachend.

Die Party sei ebenfalls standesgemäß gewesen: „An dem Tag hat unsere Zweite den Klassenerhalt geschafft und die erste den Aufstieg klargemacht. Wir haben unseren Bierwagen eingeweiht, es gab Freibier, das Wetter war gut und viele Menschen waren da. Die letzten sind wohl gegen 4 Uhr nach Hause gegangen, wurde mir erzählt.“

Beim SV Bergfried Leverkusen gab es aufgrund des Aufstiegs in die Bezirksliga jede Menge Grund zum Feiern.

Beim SV Bergfried Leverkusen gab es aufgrund des Aufstiegs in die Bezirksliga jede Menge Grund zum Feiern.

Den bitteren Gang in die Kreisliga B muss neben dem FSV Köln wohl auch der SV Westhoven-Ensen antreten, der erst in der vergangenen Saison aus der Bezirksliga abgestiegen war.

In dem Club, in dem im Saisonendspurt unter anderem auch der Ballermann-Künstler Stefan Endler (47, Künstlername: Stefan Stürmer) zum Einsatz kam, machte im Verlauf der Saison immer wieder durch Querelen innerhalb des Vereins anstatt durch überzeugende Leistungen auf dem Platz Schlagzeilen (EXPRESS.de berichtete). Bei vier Punkten Abstand auf das rettende Ufer bei zwei ausbleibenden Spielen steht der zweite Abstieg in Folge kurz bevor.

Kölner Kreisliga: Ehemaligem Landesligisten droht Absturz

In der Kreisliga B (Staffel 2) ist dem SV Gremberg-Humboldt bereits der direkte Wiederaufstieg in die Kreisliga A geglückt. In der Staffel 1 könnte das Aufstiegsrennen kurz vor dem Ende der Spielzeit allerdings nicht spannender sein: Mit dem ESV Olympia (65 Punkte), der DJK Südwest 2 (64) und dem SC Volkhoven (64) kämpfen noch drei Teams um den goldenen Platz in der Tabelle.

Ein weiterer Kölner Traditionsverein von der Schäl Sick steht hingegen erstmals vor dem Absturz in die Kreisliga C. Der RSV Urbach, jahrelang Landes- oder Bezirksligist, steht mit vier Punkten hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz kurz vor dem Abstieg.

55-Tore-Stürmer ballert Kölner Club zum Aufstieg, Mallorca-Stars teilen Video

So richtig gefeiert wurde hingegen im Kölner Süden. Dem SV Rot-Weiss Zollstock gelang nach zehn Jahren die Rückkehr in die Kreisliga B. Ein Garant dafür war unter anderem der große Zusammenhalt innerhalb des Vereins, wie der sportliche Leiter Rene Klempnow gegenüber EXPRESS.de erklärt: „Bei uns sind nicht nur Freundschaften entstanden, wir sind wirklich zu einer großen Familie geworden. Unsere erste Mannschaft, die zweite Mannschaft, die Familien der Spieler und Funktionäre – wir alle haben auf diesen Tag hingearbeitet.“

Stürmer Gianluca Miranda steuerte ganze 55 Tore in 21 Spielen zum Aufstieg bei. „Das ist unfassbar, den Jungen kann man nicht verteidigen. Aber ohne das Team drumherum könnte er die Anzahl an Toren auch nicht schießen.“

Nach dem Gewinn der Meisterschaft ging es für die Mannschaft im Partybus von Chorweiler aus zurück zum heimischen Platz. „Dort wurden wir dann mit Feuerwerk und Pyrotechnik von unserer zweiten Mannschaft empfangen und die Party ging los. Es ging bis morgens früh, das war ein geiler Tag“, sagt Rene Klempnow.

Die Mannschaft von RW Zollstock feiert den Aufstieg.

Die Aufstiegsparty vom SV Rot-Weiss Zollstock dauerte bis zum nächsten Morgen.

Und prominente Glückwünsche gab es ebenfalls: Die Mallorca-Künstler Isi Glück und Marc Eggers posteten die Gesangskünste der Mannschaft in ihren Instagram-Stories, als die Spieler gerade den Song „Oberteil“ im gemieteten Partybus zum Besten gaben. Und auch der Kölner Rapper Mo-Torres gratulierte dem Verein zum geglückten Aufstieg: „Kreisliga B, jetzt geht es richtig ab!“

Sieben Punkte in der letzten Liga – das ist die schlechteste Bilanz in Köln

Abschließend ein Blick in die Kreisliga D, die „Niederungen“ des (Kölner) Fußballs. Als sicherer Aufsteiger steht Ditib Chorweiler bereits fest, die erstmals seit 2019 wieder in der Kreisliga C antreten werden. Absteiger gibt es in der letzten Liga selbstredend keine.

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Interessant ist allerdings noch die Saison von Anadolu Köln – mit sieben Punkten und einem Torverhältnis von 29:185 ist es die schlechteste Bilanz aller Kölner Mannschaften in der Kreisliga D, die ihre Saison regulär beenden werden und nicht frühzeitig zurückgezogen haben.

Aber ob Erfolge oder Tiefschläge, Siege oder Niederlagen – die tausenden Amateursportler werden auch in der kommenden Saison wieder auf dem Platz stehen und für zahlreiche besondere Geschichten sorgen. Oder auch nur für das Bierchen nach der Arbeit auf dem Platz dazustoßen.