„Sollten mit Gemetzel rechnen“Deutscher Rad-Star sagt Horror-Stürze bei Tour voraus

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Maximilian Schachmann vom deutschen Radrennstall Bora-hansgrohe appelliert vor der Tour de France an die Vernunft der Fans.

Köln – Der deutsche Straßenradmeister Maximilian Schachmann (26) hat wegen der grassierenden Corona-Pandemie für die Tour de France (29. August bis 20. September) spezielle Sicherheitsvorkehrungen gefordert und die Zuschauer zur Vernunft aufgerufen. Zudem fürchtet der Profi vom Team Bora-hansgrohe wieder schwere Stürze bei der Frankreich-Rundfahrt.

Maximilian Schachmann: „Wer die Maske nicht trägt, fühlt sich ertappt“

„Die Fans sollten ihr Hirn einschalten, Mundschutz tragen und uns nicht zu nah rücken“, sagte Schachmann der „Sport Bild“. Er schlug zudem vor, dass „zwei, drei Minuten vor dem Feld ein Führungsfahrzeug herfahren“ sollte, das „die Fans mit einer Animationstafel an die Hygienemaßnahmen“ erinnere. „Wer die Maske nicht trägt, fühlt sich ertappt“, sagte der Berliner.

Er selbst peilt einen Start bei der Frankreich-Rundfahrt an – trotz seines Sturzes am 16. August bei der Lombardei-Rundfahrt, bei dem sich Schachmann das Schlüsselbein gebrochen hatte. „In Sachen Schmerz wurde mir bei vorherigen Verletzungen, beispielsweise bei meinem Handbruch bei der letztjährigen Tour, attestiert, dass ich wohl sehr schmerztolerant bin. Aber das ist ja ein subjektives, nicht messbares Gefühl“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

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Der deutsche Straßenmeister war von einem Auto angefahren worden.

Tour de France: Organisatoren wollen Zuschauer an der Strecke

Am Samstag startet die Tour, 3484,2 Kilometer von Nizza nach Paris liegen bis zum 20. September vor den Fahrern. Die 107. Ausgabe der Rundfahrt wird eine Herausforderung für die Organisatoren und für die Fahrer. Zuschauer sind erlaubt, trotz der zuletzt stark ansteigenden Infektionszahlen in Frankreich. EXPRESS beantwortet die relevanten Fragen.

Wie sieht das Corona-Maßnahmenpaket der Tour aus?

Start- und Zielort wurden vom Robert Koch-Institut zum Risikogebiet erklärt, trotzdem werden Zuschauer zugelassen sein. Alle Fahrer werden jeweils zweimal vor dem Start sowie am ersten und zweiten Ruhetag getestet. Das gilt auch für das direkte Umfeld. Dieser Tross soll sich in einer sogenannten Blase bewegen. Eine zweite Blase umfasst die Entourage (Organisation, Werbekarawane, Medien, etc.), und die Öffentlichkeit stellt den dritten Bereich dar. Diese „Bubbles“ sollen nicht in direkten Kontakt treten.

Was passiert bei einem Positiv-Test eines Fahrers?

Ein Positiv-Test bedeutet einen Tour-Ausschluss. Gibt es innerhalb einer Woche zwei Corona-Befunde in einem Rennstall, wird die ganze Mannschaft ausgeschlossen – zu dieser zählen auch Betreuer und Offizielle, also eine Gruppe von 25 bis 30 Personen. So drohen unliebsame Überraschungen. Auch ein Abbruch kann nicht ausgeschlossen werden. Auch der deutsche Routinier Tony Martin (35) vom Team Jumbo-Visma fürchtet ein vorzeitiges Ende der „Großen Schleife“. Er gesteht: „Die Sorge ist da. Das schwebt wie ein Damoklesschwert über uns, dass jeder Tag der letzte sein kann. Das ist sehr schade.“

Wie viele Zuschauer werden an der Strecke zugelassen sein?

Im Start- und Zielbereich sind maximal 5000 Menschen vorgesehen, der Zugang zu den Bergen soll limitiert werden, Pässe können auch für Fans komplett gesperrt werden. Die Veranstalter appellieren, Masken zu tragen, mindestens zwei Meter Abstand zu den Fahrern zu halten und auf Selfies beziehungsweise Autogramme zu verzichten. Der mehrfache Zeitfahr-Weltmeister Martin sieht das jedoch kritisch. „Ich bin kein Fachmann und kann nicht beurteilen, wie sich die 5000 Leute im Start- und Zielbereich aufteilen können. Für mich ist das erst einmal eine sehr hohe Zahl. Ich war sehr überrascht, als ich das gehört habe. Ich war immer ein Befürworter einer Tour ohne Zuschauer. Lieber eine Tour ohne Zuschauer als gar keine Tour. Das wurde von den Organisatoren sehr früh abgelehnt, was ich nicht verstehe. Die Situation verschlechtert sich von Tag zu Tag.“

Maximilian Schachmann befürchtet „Gemetzel“ bei der Tour de France

Ist wieder mit dramatischen Stürzen zu rechnen?

Ja. Ein Etappensieg kann für Fahrer und Team die ganze Saison retten. So drohen gerade bei den Sprintankünften wieder Massenstürze. Auch auf den Abfahrten riskieren die Fahrer viel. Aber die Tour ist gut organisiert – durch die Gegend fliegende Absperrgitter wie bei der Polen-Rundfahrt oder ein plötzliches Auto auf der Strecke wie bei der Lombardei-Rundfahrt sind eher ausgeschlossen. Dennoch fürchtet auch Schachmann wieder heftige Crashs. „Die vorangegangen Ausgaben der Tour haben ja schon gezeigt, dass wir eher mit einem Gemetzel rechnen sollten“, sagte er.

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Wer sind die Favoriten auf den Tour-de-France-Sieg?

Es zeichnet sich ein Duell zwischen Titelverteidiger Egan Bernal (23, Kolumbien) und Vuelta-Gewinner Primoz Roglic (30, Slowenien) ab. Schwächeln die Kapitäne, könnten bei Ineos (Richard Carapaz, 27/ Ecuador) und Jumbo-Visma (Tom Dumoulin, 29/Niederlande) die Edelhelfer in die Bresche springen. Die Gastgeber setzen auf Thibaut Pinot (30), der im Vorjahr mit Muskelfaserriss aufgeben musste.

Warum sind die Ex-Sieger Chris Froome (35) und Geraint Thomas (34) nicht dabei?

Wegen ihrer schwachen Vorstellung bei der Generalprobe im „Kriterium Dauphiné“.

Wie stehen die Chancen von Emanuel Buchmann (27)?

Nach einem schmerzhaften Sturz mit Prellungen und Hautabschürfungen bei der Dauphiné musste der gebürtige Ravensburger im Training kürzer treten. Hat er nicht allzu viel Substanz verloren, könnte er sein Ziel Podestplatz tatsächlich erreichen – die Strecke mit vielen Bergen ist auf ihn zugeschnitten.

André Greipel nur mit Außenseiterchancen

Was ist von den weiteren deutschen Fahrern zu erwarten?

Martin kommt als Helfer von Roglic eine wichtige Aufgabe zu, wenn seine Tempoarbeit auf flachen Stücken gefragt ist. Routinier André Greipel (38) – elfmaliger Etappensieger – dürfte es schwer haben, in den Sprints noch einmal zu gewinnen. John Degenkolb (31) ist eher als Sprinthelfer für den Australier Caleb Ewan (26) gefragt. Lennard Kämna (23) fungiert in den Bergen als Edelhelfer von Buchmann.

Wo wird die Tour de France im TV übertragen?

Die ARD ist täglich ab etwa 16 Uhr auf Sendung. Vorher sind an den Wochentagen schon Live-Bilder auf One zu sehen. Dazu überträgt wie gewohnt Eurosport die Tour live.