US-Open-DramaZverev dreht 0:2 und schafft, was seit 1994 keinem Deutschen mehr gelang

Alexander Zverev erreicht Finale der US Open 2020

Alexander Zverev bejubelt seinen Halbfinal-Sieg bei den US Open. Er gewann gegen Pablo Carreño Busta aus Spanien in 3:22 Stunden 3:6, 2:6, 6:3, 6:4, 6:3.

Flushing Meadows – Was für ein Krimi in Flushing Meadows – mit einem guten Ende für den besten deutschen Tennis-Profi!

Zum ersten Mal seit 1994 steht wieder ein deutscher Tennisspieler im Finale der US Open. 26 Jahre nach Michael Stich (51) erreicht der Hamburger Alexander Zverev (23) das erste Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere – und das nach einer historischen Aufholjagd.

Alexander Zverev besiegt Pablo Carreño Busta

Trotz eines 0:2-Satzrückstandes im Halbfinale hat Tennisprofi Alexander Zverev erstmals in seiner Karriere das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreicht.

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Bei den US Open in New York gewann der 23 Jahre alte Hamburger am Freitag (Ortszeit) ein packendes und anfangs bizarres Fünf-Satz-Match gegen Pablo Carreño Busta (29) aus Spanien in 3:22 Stunden noch 3:6, 2:6, 6:3, 6:4, 6:3.

Pablo Carreno Busta verliert bei US Open gegen Alexander Zverev

Pablo Carreño Busta verlor das Halbfinale der US Open 2020 gegen Alexander Zverev.

Im Finale am Sonntag (22 Uhr MESZ/Eurosport) trifft der Weltranglisten-Siebte auf den Australian-Open-Endspielteilnehmer Dominic Thiem (27) aus Österreich, der den Vorjahresfinalisten Daniil Medwedew (24) 6:2, 7:6, 7:6 besiegte.

„Ich führe 5:1 gegen Medwedew und liege 2:7 gegen Dominic hinten, also kann man sich wahrscheinlich vorstellen, für wen ich bin. Andererseits ist Dominic mein Freund, also werde ich wohl auf seiner Seite sein“, sagte Zverev vor dem zweiten Halbfinale. Nun trifft er also auf seinen Kumpel.

In Melbourne hatte er zu Beginn des Jahres erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale erreicht, vor der monatelangen Unterbrechung der Tour wegen der Coronavirus-Pandemie aber gegen Thiem verloren.

Laura Siegemund gewinnt US Open

Wenige Stunden zuvor hatte sich die deutsche Fed-Cup-Spielerin Laura Siegemund (32) den Titel im Doppel der US Open gesichert. Mit ihrer russischen Partnerin Vera Swonarewa (36) hatte sie sich gegen Nicole Melichar (27)/Xu Yifan (32) aus den USA und China mit 6:4, 6:4 durchgesetzt.

Es ist der erste Titelgewinn einer Deutschen im Doppel von Flushing Meadows seit Claudia Kohde-Kilsch (56), die 1985 gemeinsam mit Helena Sukova (55) aus der damaligen Tschechoslowakei den Titel holte.

Alexander Zverev im Oktober in Köln

Zverev, der im Oktober beim Tennis-Turnier in Köln aufschlagen wird, drehte erstmals überhaupt einen 0:2-Satzrückstand und zog als erster deutscher Tennisspieler seit Michael Stich 1994 in Flushing Meadows in das Finale ein.

Er ist der jüngste Grand-Slam-Finalist seit Novak Djokovic (33) vor zehn Jahren bei den US Open und der erste Deutsche im Endspiel bei einem der vier wichtigsten Turniere seit Rainer Schüttler (44) vor 17 Jahren bei den Australian Open.

„Ich konnte es nicht glauben, als ich 0:2 in Rückstand geriet, und das als Favorit. Ich wusste gar nicht, was los war, aber ich wusste, dass ich besseres Tennis spielen musste. Ich bin in meinem ersten Grand-Slam-Finale, das ist das Wichtigste“, sagte Zverev, der im Viertelfinale der US Open Borna Coric (23) besiegt hatte. „Ich könnte nicht glücklicher sein, aber es ist noch ein Schritt zu gehen.“

Dabei war er miserabel in die Partie gegen den Weltranglisten-27. gestartet. „Er hat die Balance nicht bei den Grundschlägen“, lautete die zwischenzeitliche Analyse des dreimaligen Wimbledonsiegers Boris Becker im TV-Sender Eurosport.

Pablo Carreño Busta gewinnt Satz 1 und 2

Zum 1:3 nahm der Weltranglisten-27. aus Gijon im ersten Satz Zverev das Aufschlagspiel ab. Als nach 40 Minuten eine Rückhand des Deutschen im Netz landete, war Durchgang eins entschieden.

Im zweiten Satz wurde es zunächst noch schlimmer: Gleich im ersten Spiel kassierte Zverev ein Break. Er kämpfte zwar, doch der frühere Top-Ten-Spieler Carreño Busta wusste auf alles die bessere Antwort und spielte grundsolide und unaufgeregt.

Nach 85 Minuten lag Zverev 0:2 nach Sätzen hinten und schien schon so gut wie auf dem Weg zum Flughafen „John F. Kennedy“.

Pablo Carreño Busta setzte sich gegen Novak Djokovic durch

Auf dem Weg in sein erstes Grand-Slam-Endspiel war Carreño Busta an dem Skandal um den Weltranglisten-Ersten Djokovic indirekt beteiligt. Im Achtelfinale hatte der Spanier dem serbischen Topspieler Probleme bereitet und ihm im ersten Satz den Aufschlag zum 6:5 abgenommen.

Djokovic schlug dann den Ball ohne zu gucken nach hinten und traf dabei eine Linienrichterin, die zu Boden ging und Probleme mit der Atmung hatte.

Djokovic wurde disqualifiziert, Carreño Busta kam ins Viertelfinale, in dem er den Kanadier Denis Shapovalov besiegte.

Alexander Zverev dreht 0:2-Rückstand im US-Open-Halbfinale

„Als ich 3:6, 2:6 hinten lag, habe ich mir gedacht, so kann ich ein Grand-Slam-Halbfinale nicht beenden“, sagte Zverev. „Ich hatte keine Chance, ich habe schlecht gespielt.“ 

Nach dem verlorenen zweiten Satz verließ er den Platz - und kam regelrecht verwandelt wieder. Er wurde nun stärker, spielte präziser und leistete sich weniger Fehler.

Unschöne Aktion gegen Alexander Zverev

Mit dem Satzgewinn zum 6:3 keimte wieder Hoffnung auf. Im vierten Durchgang wurde es dann kurzzeitig unschön, als Carreño Busta beim Stand von 3:5 aus seiner Sicht einen harten Ball direkt auf Zverevs Körper schlug.

Der Spanier entschuldigte sich zwar sofort, doch Zverev blickte in einer Mischung aus Unverständnis und Unversöhnlichkeit über das Netz.

„Na ja, es ist Teil des Spiels, aber er hatte das ganze Feld frei vor sich“, sagte Zverev später. Mit einem Ass nutzte er seinen vierten Satzball zum 2:2-Ausgleich.

Vor dem fünften Durchgang musste sich Carreño Busta am Rücken behandeln lassen und nahm eine dreiminütige medizinische Auszeit. Zverev nutzte diese Schwächephase und ging mit einem Break sofort 1:0 in Führung. Den ersten Matchball ließ Zverev wenig später noch ungenutzt, dann landete eine Rückhand des Spaniers im Netz. (dpa)