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Kuriose KarriereSander brettert aus der Skihalle Neuss zur Ski-WM

Andreas Sander

Andreas Sander zählt zur erweiterten Weltspitze im alpinen Rennsport.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln/St. Moritz – Andreas Sander (27) hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Er schaffte aus dem Flachland Nordrhein-Westfalen den Sprung in den Weltcup und zur gerade laufenden Ski-WM in St. Moritz. Zum Auftakt hat er im Super G mit einem siebten Platz für Furore gesorgt. Am Samstag, 11. Februar, 12 Uhr (ZDF und Eurosport) startet er bei der Abfahrt. Vorher sprach er mit uns über seinen kuriosen Werdegang.

Von Ennepetal zur Ski-WM - ihr Heimatort liegt nur 184 Meter über dem Meer -  wie startet man  da eine  große Alpin-Karriere?   Ich bin in einer skibegeisterten Familie groß geworden. Wir sind regelmäßig in Skiurlaub gefahren, oft ins Sauerland, aber auch nach Österreich,  Obergurgel oder Westerndorf. Und auch daheim habe ich, wenn denn mal Schnee lag, auf jeder hügeligen Wiese oder auch im eigenen Garten auf Ski gestanden. Das schon im Alter von zwei Jahren.  Mit 15 ging es dann ins Ski-Gymnasium nach Berchtesgaden. Wurden Sie dort nicht belächelt?   Nein, belächelt wurde ich vorher. Da bin ich beim Schülercup zwei Jahre für das Snow Team Neuss gestartet. In der Neusser Skihalle hatte ich gute Bedingungen und wurde auch bei der Ausrüstung unterstützt. Wenn ich zu Rennen kam, hieß es: 'Da kommt der Junge aus der Skihalle'. 

Wann haben Sie das nicht mehr gehört?   Als ich 2004 mit 14 Jahren Deutscher Schülermeister wurde. Da hat niemand mehr etwas gesagt, und der Erfolg war dann auch die Grundlage, dass ich ins Skiinternat durfte.

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War es ein harter Schritt, als Teenager von zu Hause weg zu gehen?   Das war schon eine harte Entscheidung, aber ich habe es gerne gemacht. Und weil ich es so sehr wollte, habe ich auch daheim von allen Unterstützung bekommen. Damals habe ich nie damit gerechnet, dass es bis in den Weltcup reichen könnte. Ich dachte einfach nur, dass es eine tolle Erfahrung wäre, die ich mir nicht nehmen lassen wollte. Und das war es auch. Selbst, wenn ich jetzt kein Ski-Profi wäre, hätte ich die Entscheidung mit dem Internat nie bereut.   Jetzt wohnen Sie in Burgberg im Allgäu und reden klingen auch schon ein wenig Bayrisch...   Naja, ich habe schon ein paart Worte im Dialekt übernommen, aber richtigen Dialekt kann ich nicht.   Wie oft sind Sie noch in Ennepetal?   Leider nicht so häufig. Zwischen April und Mai haben wir ein paar Tage frei, da komme ich ab und zu vorbei. Dann geht das Training aber schon wieder los, Gletscher- und Konditionskurse – den kompletten August bin ich beispielsweise in Chile zum Skifahren. Aber meine Familie kommt dafür öfter runter ins  Allgäu.   Jetzt sind Sie 27 und kratzen an der absoluten Weltspitze, waren Dreizehnter auf der legendären Streif-Abfahrt in Kitzbühel. Wie holt man nun weitere Zehntel Sekunden raus, um ganz oben zu landen?   Ich habe schon einen Plan. Wichtig sind Kontinuität und ein gutes Team. Dazu gehören Trainer, eine medizinische Abteilung mit Physiotherapeuten und last but not least Skitechniker.   Was sind denn die wichtigsten Faktoren, um schnell Ski zu fahren?   Ich sage: Psyche und Technik. Und da lernt man jeden Tag dazu auf der Piste. Mit dem Alter bekommt man mehr Stabilität und Vertrauen in die eigene Technik, dann kommt vom Kopf das Signal, dass man sich auch mehr zutraut.    Ist der Fleißigste nicht gleich der Schnellste?   Im alpinen Rennsport ist Erfolg ganz schwer zu planen. Es gibt Athleten, die sind im Sommer super fleißig und haben enorme Kraftwerte. Fahren auch in der Vorbereitung richtig schnell, aber im Winter kriegen sie es dann nicht auf die Piste. Wie gesagt: ich setzte auf Kontinuität und spüre, dass ich von Jahr zu Jahr besser werde.   Wie ist es, die Streif zu fahren? Muss man ein Freak sein, um ein Gefälle von 85 Prozent mit mehr als 130 km/h runter zu brettern?   Das sieht vielleicht von außen so aus, als ob wir Freaks wären, aber ich will das Ganze nicht überhöhen. Ich bin kein so krasser Typ. Allerdings: die Streif ist eine brutale Abfahrt. Man wächst aber da rein, um so etwas zu bewältigen. Man kämpft gegen Angst und hat wahnsinnigen Respekt, die mentale Anspannung vor dem Rennen ist einfach schon gewaltig. Ich habe das ein paar Tage danach gespürt, weil dann plötzlich alles von mir abgefallen ist. Sind Sie kein Adrenalin-Junkie? Oder wie fahren Sie Auto?  Natürlich fahre ich auch gerne schnell Auto und mache auch Funsportarten, aber immer kontrolliert. Ich mache keine verrückten Sachen. Im Privatleben aber versuche ich nicht unbedingt bei jeder Gelegenheit das absolute Limit auszureizen, da ich davon genug beim Skifahren habe. Dabei mache ich Schritt für Schritt, gerade was das Risikomanagement betrifft.    Wie verfolgt Ihre Frau Julia Ihre Karriere?    Sie war selbst ambitionierte Ski-Langläuferin und ist voll dabei. Sie weiß, was es bedeutet, Leistungssport zu betreiben und unterstützt mich, wo sie nur kann.   Jetzt steht die Abfahrt bei der WM in St. Moritz an. Was kann der Junge aus der Skihalle erreichen?   Also ich habe keinen Ziel-Zettel verfasst. Es gibt auch keine Ergebnisse von mir, die mich in irgendeiner Weise zu einem Favoriten oder Geheim-Tipp machen würden. Ich freue mich einfach auf die WM und will das Beste zeigen. Top 10 wäre super, aber da muss alles passen.    Frieren Sie eigentlich in ihrem dünnen Rennanzug?   Im Training schon ab und zu  - wenn wir vier bis fünf Läufe machen, dazwischen im Lift sitzen und wenig anhaben. Aber beim Rennen habe ich noch nie gefroren. Wir können uns meist in einem beheizten Zelt warm halten – und vor dem Start wärmen wir uns noch einmal gut auf. Dazu kommt die Anspannung, die Konzentration und das Adrenalin.

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