Nach traurigem SchicksalKölns Triathlet Schramm: „Hawaii ist jetzt mein großes Ziel“

Schramm von vorne

Till Schramm beim Lauftraining in Dubai.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Er ist ein Kämpfer. Till Schramm (33) zählt mit fünf Siegen auf der Triathlon-Langdistanz  (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,195 km Laufen) zur deutschen Spitze und erweiterten Weltelite. Seit 2010 ist der gebürtige Kölner Profi, landete Top-Platzierungen unter anderem bei Triathlon-Wettbewerben in Israel und Taiwan.

Im Jahr 2016 musste seine junge Familie einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Der dreijährige Sohn Henry verstarb.

Wir sprachen mit Schramm über seine Ziele und die unendliche Trauer.

Wie läuft es momentan mit der Triathlon-Karriere? 

Aktuell läuft es gut, ich arbeite seit Oktober mit Rad-Experte Lars Teutenberg als Trainer zusammen. Es ist gut jemanden zu haben, der mal pusht, vor allem aber im richtigen Moment bremst. Letzten Sommer war ich ab Juni ziemlich ausgebremst durch eine hartnäckige Entzündung, welche sich durch die starken Antibiotika auch sehr schlecht auf meine Sehnen und damit auf meine Laufleistung ausgewirkt hat. Ich bin froh wieder gesund zu sein! Mein Ziel ist es, in den nächsten Jahren auf der Langdistanz eine Zeit unter acht Stunden zu erreichen.

Lesen Sie hier mehr: Schramm und Frodeno in Taiwan erfolgreich

Sie überwintern teilweise in Dubai, wie kann man sich das vorstellen?

Ich habe in Dubai beste Kontakte, eine perfekte Infrastruktur und alles was man braucht, um konzentriert zu trainieren. Wenn das Wetter hier in Köln mal wirklich zu schlecht ist und ein Block mit mehr Umfang ansteht, steige ich ins Flugzeug und kann am selben oder spätestens nächsten Tag in der Sonne weiter trainieren. Ich habe eine Art Einliegerwohnung bei Freunden und auch ein Auto zur Verfügung. Da ich seit 2005 in die Emirate reise, ist es für mich keine Umstellung und ich bewege mich wie zu Hause. Es ist quasi ein zweites zu Hause.

Patrick Lange hat in diesem Jahr neue Maßstäbe beim Ironman auf Hawaii gesetzt, erreichte das Ziel als erster Athlet  unter acht Stunden. Wie beurteilen Sie diese Leistung?

Er hat einen schnellen Tag erwischt, hatte die schnellsten Beine und ein perfektes Rennen. Er war der Beste, auch wenn ich denke, dass er gegen Jan Frodeno nicht gewonnen hätte. (Frodeno fehlte wegen einer Hüftfraktur, Anm. d. Red.)

Ist die Triathlon-Weltmeisterschaft auch ein Ziel für Sie?

Jetzt ist Hawaii ein Ziel! Vorher war das Qualifikationsprogram für uns Profis so ausgelegt, dass man die meisten Rennen des Jahres innerhalb der Ironman-Rennserie machen musste, um genügend Punkte zu sammeln für die Qualifikation. Jetzt reicht wie bei den Amateuren/Hobbysportlern ein Top Ergebnis innerhalb der Serie. Sprich wenn man im Winter einen raushaut, kann man das ganze Jahr auf den Hawaii-Start im nächsten Jahr ausrichten und kommt nicht wie vorher unter Umständen platt durch die Qualifikation Hatz in Hawaii an. Dazu kommt, dass außer Hawaiisiegern keiner mehr automatisch qualifiziert ist und somit defakto mehr Startplätze auf dem „freien Markt“ sind.

Till Schramm: Depressionen nach Tod des Sohnes

Wieviel trainieren Sie eigentlich als Ironman?

Es sind 20 bis 30 Stunden pro Woche hier in Köln, in Dubai gehe ich auch mal Richtung 40 Stunden wenn alles passt.

Lesen Sie hier mehr: So bewegend spricht Till Schramm über den Tod seines Sohnes

Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie privat?

Es bleibt sehr schwer, mit dem Tod von Henry umzugehen. Es ist ein Leben, was man so nie leben wollte. Wir versuchen, eine gute Zeit zu haben. Ich hoffe, Henry sieht die Welt durch meine Augen und freut sich. Ich habe mit Depressionen zu kämpfen manchmal, die sind gemein, weil sie kommen und gehen wie sie wollen. Aber mit Sport, einer tollen Familie und starken Partnern im Beruf schafft man das.