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Vier Wochen KomaEmotionales Video: So kämpft sich Kölner zurück ins Leben

Minarik

Jockey Filip Minarik mit Besitzer Eckhard Sauren (l.) und Trainer Henk Grewe bei einem Sieg am 31. Juli 2019 in Köln-Weidenpesch.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Es sind Szenen, die unter die Haut gehen. Ein Profisportler, der nahezu alles neu lernen muss, ein Kampf zurück ins Leben – mit Rückschlägen, Tränen und viel Verzweifelung, aber auch mit unbändigem Willen.

Filip Minarik (45) war viermal Deutscher Meister der Jockeys, ritt über 20 Millionen Euro Preisgeld ein und siegte in elf Ländern in den letzten 30 Jahren.

Der sympathische Jockey, geboren in Prag, fand seinen Lebensmittelpunkt in Köln, auf der Galopprennbahn in Weidenpesch, wo er trainierte und auch die Pferde von Eckhard Sauren (Vizepräsident des 1. FC Köln) ritt. Doch der 3. Juli 2020 veränderte Minariks Leben und das seiner ganzen Familie.

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Jockey Filip Minarik: Folgenschwerer Sturz in Mannheim

Filip Minarik stürzte bei einem Galopp-Rennen in Mannheim und stand nicht mehr auf. In der Folge lag er vier Wochen im Koma. Die Ärzte kämpften um sein Leben.

Jetzt ist Minarik wieder zu Hause und er sprach mit seiner Frau Katja im Interview mit Sebastian Weiss über die schwerste Zeit in ihrem Leben. Er drehte einen emotionalen Film über Minariks Kampf zurück ins Leben. Das ganze Video sehen sie hier:

„Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin, denn ich werde nicht in der Klinik gesund. Ich werde im Krankenhaus eher kränker, ich bin jemand, der zu Hause gesund wird.“

Die Zeit im Koma erlebte er so: „Ich war bewusstlos, habe gar nichts gedacht. Seitdem ich wach war, hatte ich aber nur einen Gedanken: Ab nach Hause zu meiner Familie.“ Minarik der Kämpfer.

Filip Minarik: „Das war jetzt eher einer der langweiligen Stürze“

An den Unfalltag hat er gar keine Erinnerungen mehr, alles ist ausgelöscht. Doch er wollte wissen, was passiert war.

„Den Sturz habe ich mir natürlich nochmal angeschaut. Es sieht schon billig aus. Ich bin im Leben oft gefallen, oft spektakulär, wo aber nichts passiert ist. Das war jetzt eher einer der langweiligen Stürze, wo man denkt, der steht sofort wieder auf und geht weiter“, so Minarik.

Doch so war es nicht. Minarik zog sich schwere Kopfverletzungen zu. Bis heute kann er nicht richtig gehen, kämpft sich zurück ins Leben.

Seine Frau Katja erzählt: „Wie schlimm es war, haben wir erst in der Folgewoche nach dem Sturz mitbekommen.“ Minarik wachte nicht mehr auf aus dem Koma. Der komplizierte Beinbruch wurde nicht operiert, weil Minariks Zustand nicht stabil war.

Er wurde von Mannheim nach Hannover in eine Spezialklinik verlegt.

Minariks Frau Katja war fünf Tage am Stück wach

Katja ging emotional durch die Hölle: „Es war alles unreal. Ich dachte, das ist nicht meine Geschichte, die hier gerade passiert.“

Als ihr Mann im Koma lag, gab es eine Zeit, da hat sie fünf Tage am Stück nicht geschlafen. „Man funktioniert einfach. Du spulst einen Automatismus ab und funktionierst einfach. Woher man die Kräfte nimmt, weiß ich bis heute nicht.“

In Hannover lag ihr Mann zwei weitere Wochen im Koma, sein Bein wurde zweimal operiert.

Am 27. Juli dann war er erstmals kurz wach. Minarik zu seiner Koma-Zeit: „Ich bin von Natur aus sehr pessimistisch veranlagt. Ich wäre der erste gewesen, der nach zwei Wochen Koma gesagt hätte: Das wird nichts mehr. Bete für Filip ist ja alles schön und gut, aber der kommt nicht mehr nach Hause. Das wird, wenn‘s gut läuft, der nächste Michael Schumacher, aber mehr wird das nicht mehr.“

Filip Minarik im Koma: Sprachnachrichten am Krankenbett

Die Ärzte sagten, es brauche Zeit und Geduld. Über eine Box spielte die Familie ihm am Krankenbett Sprach-Nachrichten von seiner Tochter Finja (4), Freunden und Familie vor. Die Stimmen sollten ihm beim Aufwachen helfen.

Es gelang! Nach vier Wochen begann die Aufwach-Phase.

Katja: „Als er aufwachte, wusste er erstmal gar nicht, dass er eine Tochter hat. Er hat sich noch nicht mal selbst erkannt. Wenn wir ihm Videos gezeigt haben, meinte er, er sei das nicht.“

Die Ärzte meinten, solche Phasen seien nach dieser Verletzung ganz normal. Dieser Zustand könne monatelang andauern. „Wir haben verrückte Phasen durchlebt“, sagt seine Frau heute.

Minarik hatte dann Angst, dass er für den Rest seines Lebens im Rollstuhl sitzen muss. Als er aufgewacht war, konnte er sich kaum bewegen. Sein Geist wurde wach, aber er hatte keine Kontrolle mehr. Er spürte, wie der Körper nicht mitzieht. Zuerst konnte ihm auch keiner sagen, dass sein Gehirn wieder so wird wie früher.

Minarik war drei Wochen an den Rollstuhl gefesselt und musste dann alles neu lernen. Bei ihm war es ein Wechselbad der Gefühle: Er war froh, dass er überhaupt überlebt hat, hatte aber auch extreme Ängste vor dem neuen Leben in seinem Zustand.

Auch wenn er sich täglich verbessert und mittleiweile kurze Strecken wieder ohne Hilfe gehen kann, eins ist gewiss: „Dass ich wieder im Rennsattel sitze ist ausgeschlossen“, sagt er. „Nach so einem Sturz mit 45 Jahren geht man nicht mehr zurück in den Sattel. Da kommt die Angst. Das war mein Leben, das sollte so passieren. Ich will die Uhr nicht zurückdrehen.“

Schmerzen hat er weiterhin im ganzen Körper, doch er kämpft sich zurück ins die Normalität.