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Callis EM-Rundumschlag„Punkte gegen Frankreich: Dann springe ich in die Luft“

calli-Tür

Reiner Calmund an der Haustür bei sich in Saarlouis Anfang Juni 2021 - mit nur noch 91 Kilogramm.

München – Am Dienstag muss das deutsche Team Farbe bekennen. Nach der langen Vorbereitung wartet zum Start gleich der Riesen-Brocken Frankreich (15. Juni, 21 Uhr, ZDF) in München. Wie stehen die Chancen für das deutsche Team? Was zeichnet die Gruppengegner aus? Der frühere Top-Manager Reiner Calmund (72) präsentiert seine EM-Prognose und macht den Fans etwas Hoffnung.

  • Reiner Calmund im großen EM-Interview
  • Der frühere XXL-Manager schätzt die deutsche Gruppe ein
  • Calli wiegt inzwischen nur noch 91 Kilogramm

Wie schätzen Sie die Qualität der deutschen Mannschaft ein? Haben wir eine Chance auf den Titel?

Vom Talent, der Erfahrung und dem fußballerischen Vermögen her, hat eine deutsche Mannschaft eigentlich immer Chancen auf einen Titel. Trotzdem kann man diese Frage nicht so einfach beantworten. Tatsache ist, dass wir mit dem amtierenden Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal zwei absolute Weltklasse-Teams zum Start als Gegner haben. Wir spielen in einer Hammergruppe, der schwierigsten der EM. Schaffen wir den Sprung ins Achtelfinale, dann ist aufgrund von Sicherheit, Selbstvertrauen und Euphorie eine Menge möglich.

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Worin liegen Frankreichs Stärken?

Was Frankreich angeht, da ist alles noch ein Regal höher als bei den anderen National-Teams. Allein die Sturmbesetzung, da schnalzt jeder Fachmann mit der Zunge: Kingsley Coman, Wissam Ben Yedder, Marcus Thuram, Ousmane Dembélé und unser Alptraum Antoine Griezmann, Olivier Giroud, Karim Benzema und das Sahnehäubchen Kylian Mbappé. Das ist absolute Weltklasse, dazu eine solide Abwehr und im Mittelfeld wurde die französische Kante, N'Golo Kanté, beim Champions-League-Finale zum besten Spieler gekürt. Der Junge ist eine Granate, ein echter Panzer. Wer Frankreich schlagen will, muss schon einen absoluten Sahnetag erwischen und hoffen, dass die Franzosen nicht ihren besten Tag erwischt haben. Ich kalkuliere erst mal nichts ein. Wenn es Punkte geben sollte, springe ich in die Luft. Und mit meinem neuen Gewicht von 91 Kilogramm komme ich nun höher.

Trauen Sie unserem Gruppengegner Portugal rund um ihren Star Cristian Ronaldo zu, den 2016 errungenen Titel zu verteidigen?

Ja, das tue ich. Die Portugiesen sind seit 2016, als sie die Fachwelt mit dem Gewinn des EM-Titels überraschten, besser geworden. Die Spieler sind alle in den europäischen Top-Ligen beschäftigt. André Silva aus Frankfurt oder Raphael Guerreiro aus Dortmund zeigen Woche für Woche, welches Niveau da vorherrscht. Silva wurde zweitbester Torschütze in der Bundesliga, hinter Robert Lewandowski, aber noch vor Erling Haaland. Der BVB-Star Guerreiro hätte in unserem Nationalteam einen Stammplatz auf der linken Seite. Und wer Cristiano Ronaldo zum alten Eisen zählt, der ist selbst schuld. Der portugiesische Weltstar war mit 29 Treffern souveräner Torschützenkönig in Italien.

Im letzten Spiel der Vorrunde geht es gegen Ungarn. Können wir uns mit einem Sieg zumindest als einer der bestplatzierten Dritten für die Endrunde qualifizieren?

Da gibt es eine einfache Formel. Wenn man in der Vorrunde die beiden Top-Favoriten in der Gruppe hat, ist ein Sieg gegen das sogenannte „schwächste Team“ normal unabdingbar. Bei allem Respekt, Ungarn muss trotz Peter Gulacsi, Willi Orban (RB Leipzig), Adam Szalai (Mainz) und Roland Sallai (Freiburg) besiegt werden.

Welche positiven Auswirkungen sehen Sie durch die Rückkehr der Routiniers Müller und Hummels?

Sie strahlen beide positive Energie aus und können mit ihrer Erfahrung beruhigend auf die jüngeren Spieler einwirken. Sportlich ist Mats Hummels in Sachen Schnelligkeit zwar nicht mehr ganz vorne dabei, mit seiner großen Erfahrung kann er jedoch vieles kompensieren. Egal ob in einer 4er-Abwehrkette, oder in einem 3er-Abwehr-Block, wo wir dann mit Joshua Kimmich den modernsten und weltbesten Außenverteidiger aufbieten könnten. Die Situation um unser Sorgenkind Innenverteidigung hat sich nicht nur durch Hummels verbessert. Antonio Rüdiger hat von der sehr guten Zusammenarbeit mit Thomas Tuchel bei Chelsea enorm profitiert. Durch den Champions-League-Sieg hat Rüdiger sicher auch ein großes Selbstvertrauen. Bei Niklas Süle sieht es nach der langen Verletzung auch besser aus, und Matthias Ginter steht für Zuverlässigkeit.

Und was ist mit Müller?

Was Thomas Müller angeht: er ist einer von vielen guten Offensivspielern, und hat auch die größte Turniererfahrung. Er kann Löws verlängerter Arm auf dem Spielfeld sein, aber auch Motivator und Einpeitscher. Thomas ist genau wie Mats kein Stinkstiefel, sondern ein absolut positiver Typ, der jedem Team guttut.

Bei der EM findet endlich wieder Fußball mit Zuschauern statt. Was glauben Sie, wie wichtig ist das für den Stellenwert dieses Turniers?

Es tut gut, dass wieder Menschen in den Stadien sind, die positiven Krach machen, jubeln und Emotionen zeigen. Das hat gefehlt, wenn der Fußball auch gezeigt hat, dass er ein Notprogramm ohne Fans zumindest in TV-Programmen gut fahren kann. Mit Sicherheit sorgt die EM wieder für sehr hohe TV-Quoten weltweit. Public Viewings werden als große Veranstaltungen sicher noch nicht genehmigt, mir gefallen jedoch ohnehin kleinere EM-Abende mit Freunden vor der Glotze wesentlich besser.

Und jetzt Klartext: Wer wird Europameister?

Wenn ich mich sachlich festlegen muss: Frankreich. Wenn ich etwas träumen darf, sehe ich auch Chancen für Deutschland.

Warum hat das Team von Jogi Löw doch Chancen?

Mit Jogi Löw hat Deutschland einen der erfahrensten und erfolgreichsten Nationaltrainer. Viele Spieler wollen sich von Jogi mit einem guten Turnier verabschieden. Manuel Neuer, Mats Hummels, Toni Kroos, Thomas Müller sind dabei großartige Leader, alle können einen Weltmeistertitel und Champions-League-Siege vorweisen. Dazu stehen mit Ilkay Gündogan und Matthias Ginter perfekte Charakter-Typen im Kader. Selbst unsere mittlere und jüngere Garde konnte mit Joshua Kimmich, Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Leon Goretzka, Leroy Sané, Ilkay Gnabry, Timo Werner und Kai Havertz schon die Königsklasse gewinnen.