Ausstiegs-Drohung und Witz-AngebotFerrari-Affront gegen Formel 1 und Vettel

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Eiszeit bei den Roten: Sebastian Vettel war über das Vertragsangebot von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto nicht erfreut.

Maranello – Bei Ferrari liegen in der Corona-Krise die Nerven blank. So ist der Eindruck nach dem Doppel-Affront von Teamchef Mattia Binotto (50).

Der unter massivem Erfolgsdruck stehende Italiener unterbreitete Sebastian Vettel (32) erst ein Witz-Vertragsangebot, um dann wegen der Formel-1-Kostenbremse mit dem Ausstieg zu drohen. Wir erklären, was wirklich hinter beiden Binotto-Aktionen steckt.

Der Vettel-Affront

Wegen seiner vielen Fehler und Degradierung hinter dem neuen Liebling Charles Leclerc (22) musste Vettel davon ausgehen, dass er keinen neuen Dreijahresvertrag mit 30 Millionen Euro Gehalt bekommt.

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Aber was ihm Binotto, der ihm zuvor noch seine Wertschätzung ausgesprochen hatte („Er liebt seine Arbeit. Das ist einer der Gründe, weshalb wir ihn bei Ferrari so schätzen“), dann vorlegte, empfand Vettel als „Witz“.

Ferrari will Sebastian Vettel Gehalt massiv kürzen

Ferrari bot dem Vierfach-Weltmeister nur einen Einjahresvertrag und ein Drittel seiner bisherigen Bezüge, was je nach Schätzung nur noch auf dem Niveau von Jungspund Leclerc liegt.

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Vettel war dem Vernehmen nach geschockt und lehnte ab. Noch entsetzter war er, dass der Vorgang durch eine erneute Indiskretion in die „Gazzetta dello Sport“ gelangte.

Auf die öffentliche Demütigung reagierte Vettel fast schon beleidigt. In einer Video-PK betont er trotzig, dass er bei Ferrari „bislang immer Dreijahresverträge hatte“, einer der „erfahrensten Piloten“ sei, aber „noch nicht alt“. In Italien gilt er aber wegen seiner Fehler als überbezahltes Auslaufmodell. Und weil es Nachfolge-Kandidaten genug gibt, kann Binotto leicht Vettels Preis drücken.

Auch Lewis Hamilton und Fernando Alonso Nachfolge-Kandidaten

Die Liste reicht von Daniel Ricciardo (30), der ihn 2014 bei Red Bull besiegte und dessen Renault-Vertrag ausläuft, über McLaren-Jungstar Carlos Sainz jr. (25) und Alfa-Italiener Antonio Giovinazzi (26) bis Weltmeister Lewis Hamilton (35) und zum comeback-süchtigen Fernando Alonso (38) und Formel-2-Jungstar Mick Schumacher (21).

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Sie machen Vettels Verhandlungsposition schwierig und man muss bezweifeln, dass ihm Binotto überhaupt noch ein verbessertes Angebot unterbreitet. Eine Vettel-Versteherin geht bereits vom Karriereende aus: „Seb ist eh bald weg.“

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Der Formel-1-Affront

So knallhart wie mit Vettel verfährt Ferrari auch mit F1-Rechteinhaber Liberty Media. Weil der den Teams das Budget 2021 nicht nur auf die vereinbarten 156 Millionen Euro, sondern auf 138 Millionen drücken will, droht Binotto mit Aufstieg: „Sollte es noch weiter runtergehen, wollen wir nicht in eine Position gebracht werden, nach anderen Optionen schauen zu müssen, wo wir unsere Renn-DNA entfalten können.“

Sind Langstrecken-WM und IndyCar Formel-1-Alternativen?

Unabhängig davon, ob vom Portal „the-race.com“ kolportierte Optionen wie die Langstrecken-WM oder Indycar-Serie eine adäquate Plattform für Ferrari bieten, ist ein Formel-1-Ausstieg immer eine ernstzunehmende Drohung. Auch wenn die Königsklasse wegen der Corona-Krise zum Sparen verdammt ist, kann sie sich nicht den Verlust das wichtigsten Rennstalls leisten.

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Das wurde zuletzt auch bei den Motor-Mauscheleien mit dem Weltverband FIA deutlich. Wie machtlos man gegen Ferrari ist, enthüllt Präsident Jean Todt (74): „Sie wurden sanktioniert, aber Details können wir nicht nennen. Sie waren dagegen.“

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Man darf davon ausgehen, dass Ferrari auch beim Budgetdeckel wieder eine Extrawust bekommt. Und beim zweiten Fahrer spart man ohnehin.