Formel-1-RouletteMercedes-Boss erklärt Vettels Silber-Chancen

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff (l.) hält viel von Sebastian Vettel (hier sind sie beide beim Großen Preis von China 2019 zu sehen).

von Oliver Reuter (reu)

Brackley – Toto Wolff (48) sitzt zur Video-Konferenz in seinem Büro im Mercedes-Werk in Brackley. Doch der Teamchef sitzt auch an den Schalthebeln zur Zukunft der Silberpfeile, der Marke Aston Martin und einiger Top-Fahrer.

Ausstieg, Umstieg und natürlich das Formel-1-Dream Team aus Lewis Hamilton (35) und Sebastian Vettel (32) sind die Top-Themen, zu denen Wolff Stellung nahm. Wir erklären, was hinter den Aussagen des Österreichers steckt

Thema Mercedes-Ausstieg

Zur Spekulation, Mercedes würde nach der Saison 2020 sein Werksteam verkaufen (z.B. an Wolff und Aston-Martin-Investor Lawrence Stroll) und nur als Motorlieferant weitermachen, sagt Wolff: „Die Formel 1 ist gefestigt, wir haben den Support (er meint die Unterstützung vom Daimler-Konzern, d. Red.). Der Werbegegenwert ist enorm und wird auch wertgeschätzt. Insofern steht das im Moment nicht zur Debatte.“

Alles zum Thema Toto Wolff

Mercedes-Teamchef Toto Wolff fährt zweigleisig

Im Moment heißt, dass er für 2021 noch keine Entscheidung von Daimler-Boss Ola Källenius (50) hat. Wolff weiß um die Konzern-Probleme mit Diesel-Skandal und Corona-Krise, den Wachstumsmarkt Elektro-Mobilität und dass das Formel-1-Engagement als Werksteam jedes Jahr hinterfragt wird. Deshalb fährt der gewiefte Geschäftsmann auch zweigleisig.

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Daimler-Boss Ola Källenius am futuristischen Mercedes AVTR

Thema Aston Martin

Wolffs von Stroll eingefädeltes 40-Millionen-Investment beim britischen Nobelhersteller, dessen Boliden von Mercedes-AMG-Motoren angetrieben werden, wird von Insidern als Vorbereitung einer Übernahme des Werksteams gedeutet. Doch Wolff beharrt, es sei lediglich ein „Finanzinvestment“, operativ werde er bei Aston Martin „keine Rolle spielen“: „Ich bin bei Mercedes in der Formel 1 und mit Mercedes gemeinsam Aktionär dieses Teams. Darauf zielt meine ganze Tätigkeit.“

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Mode-Milliardär Lawrence Stroll gewann Mercedes-Teamchef Toto Wolff als Aston-Martin-Investor.

Thema Vettel

Wolff sagt über den von Ferrari für 2021 ausgebooteten Ex-Weltmeister: „Sebastian ist natürlich eine tolle Persönlichkeit, mit vier Weltmeistertiteln ein wirklich herausragender Rennfahrer seiner Generation. Vom Talent und der Persönlichkeit her ist er jemand, zu dem ich keinesfalls sofort nein sagen würde.“

Sebastian Vettel nur ein Außenseiterkandidat?

Aber dann schränkt er ein: „Er ist ein Außenseiterkandidat für ein Cockpit bei Mercedes, weil wir in allererster Linie auf unseren Mercedes-Kader schauen. Ihnen sind wir zu Loyalität verpflichtet.“

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Damit meint er das für 2021 vertragslose Weltmeister-Duo Hamilton und Valtteri Bottas (30), aber auch das bei Williams geparkte Briten-Juwel George Russell (22). Wolff: „Wir wollen beide Fahrer frei drauflosfahren lassen und auch sehen, wie sich George macht, und werden dann im Laufe des Sommers diese Entscheidung treffen.“

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Das Mercedes-Fahrer-Roulette mit den drei Kandidaten Sebastian Vettel, Valtteri Bottas und George Russell

Man sollte Wolffs Vettel-Prädikat „Außenseiterkandidat“nicht überbewerten. Denn die Vergangenheit lehrte uns: Mit der Loyalität ist es bei Mercedes nicht weit her, wenn es bessere Fahrer auf dem Markt gibt.

Schon zweimal ließ Mercedes Eigengewächse fallen

Nick Heidfeld (43) wurde 2002 als Mercedes-Junior und Formel-3000-Meister fallengelassen und stattdessen Kimi Räikkönen (40) von Sauber gekauft.

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Und Wolff selbst verpflichtete Ende 2016 lieber den von ihm lange gemanagten Bottas, statt den von Mercedes geförderten Pascal Wehrlein (25) in den Silberpfeil neben Hamilton zu setzen. Bottas kennt das Geschäft und streckte seine Fühler bereits nach Renault aus.