FIA ermittelt gegen WeltmeisterHamilton droht Strafe für T-Shirt-Protest

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Mugello-Sieger und Weltmeister Lewis Hamilton (r.) protestierte bei der Siegerehrung gegen Polizeigewalt. Links sein zweitplatzierter Teamkollege Valtteri Bottas.

von Oliver Reuter (reu)

Mugello – Was für ein Crash-Wahnsinn beim Großen Preis der Toskana. Erstmals wurde auf der Strecke in Mugello ein Rennen ausgetragen. Es war ein Spektakel mit schlimmen Unfällen, zwei Unterbrechungen, drei Starts – und einem bekannten Sieger, dem nun Ärger droht.

Einmal mehr triumphierte Lewis Hamilton (35), der nach seinem Sieg nur noch einen einzigen Erfolg braucht, um mit den 91 Siegen von Michael Schumacher (51) gleichzuziehen. Hinter Hamilton kamen sein finnischer Teamkollege Valtteri Bottas (31) und erstmals Alex Albon (24/Thailand/Red Bull) auf das Podium.

„Das waren heute drei Rennen an einem Tag, es war unglaublich hart. Mein Herz rast immer noch“, freute sich der Mercedes-Superstar. Dann nutzte er die große Bühne und protestierte auf dem Podium mit einem schwarzen T-Shirt gegen Polizeigewalt in den USA.

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Hat Lewis Hamilton gegen Regeln verstoßen?

Die Aufschrift „Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben“ bezieht sich auf eine im März nach einem umstrittenen Einsatz verstorbene schwarze US-Amerikanerin.

Dies könnte nun jedoch ein Nachspiel haben. Ein Sprecher des Weltverbands FIA bestätigte der BBC, der Vorfall werde „aktiv geprüft“. Die FIA untersuche, ob der Mercedes-Pilot mit dem Shirt gegen die Statuten des Verbands verstoßen hat. Der Weltverband sieht sich als unpolitische Organisation und hat für das Verhalten auf den Rennstrecken ein detailliertes Regelwerk.

Max Verstappen nach turbulentem Start im Kiesbett

Ferrari hat hingegen bei seinem 1000. Grand Prix die nächste Demütigung eingesteckt. Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel (33) kam trotz einer turbulenten Anfangsphase mit sieben Ausfällen nach acht Runden nicht über Rang zehn hinaus, sein monegassischer Teamkollege Charles Leclerc fuhr auf Platz acht. Ein Pünktchen also für Vettel – allerdings kamen auch nur zwölf Autos ins Ziel.

Sebastian Vettel: „Hart und ernüchternd“

Entsprechend bitter fiel Vettels Fazit aus: „Es gab hier nicht viele Autos, die langsamer waren. Das ist hart und ernüchternd. Ich hätte mir gewünscht, dass wir bei so einem Rennen mehr abstauben. Aber wir hatten keine Geschwindigkeit, das war alles, was geht.“

Schon der Start ins Ferrari-Jubiläum mündete im Chaos. Hamilton kam von der 95. Pole Position seiner Karriere schlecht weg, Bottas raste sofort auf Rang eins. Dahinter versagte der Motor von Max Verstappens Red Bull, der Niederländer fiel ins Mittelfeld zurück und wurde dann von Kimi Räikkönen im Alfa Romeo unsanft ins Kiesbett geschoben. Schon zuletzt in Monza war der vermeintlich stärkste Mercedes-Jäger Verstappen nicht ins Ziel gekommen.

Sebastian Vettels Ferrari muss früh in die Box

Auch für Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly aus Frankreich, in der Vorwoche noch Sensationssieger, war der Arbeitstag nach wenigen Kilometern wegen dieses Unfalls schon vorbei. Weil sich auch der Spanier Carlos Sainz noch in seinem McLaren auf der Strecke drehte, mussten die folgenden Fahrer mühsam ausweichen. Vettel sah Sainz erst spät und beschädigte sich am McLaren den Frontflügel. Die Rennleitung griff ein und beorderte das Safety-Car auf die Strecke.

Acht Runden kreiselte Bernd Mayländer im diesmal ferrari-rot lackierten Mercedes-Sportwagen zur Sicherheit vor dem Feld. Dann wurde das Rennen wieder freigegeben – und erneut kam es zum Crash.

Rote Flagge nach der achten Runde

Bottas fuhr an der Spitze langsam Schlangenlinien, hielt damit den Rest zu lange auf. Weil am hinteren Ende die ersten Fahrer schon beschleunigten, krachte Antonio Giovinazzi mit seinem Alfa Romeo in den Haas-Rennwagen von Kevin Magnussen. Auch Sainz und Williams-Pilot Nicholas Latifi wurden in den Unfall verwickelt.

Romain Grosjean schimpft im Team-Funk

Romain Grosjean (34) war außer sich: „Wer auch immer das da vorne war, das war das Dümmste, was ich je gesehen habe. Wollen die uns umbringen oder was?“, schrie er über Funk. Das Rennen wurde vorerst unterbrochen.

Carlos Sainz: „Das hätte anders ausgehen können“

Carlos Sainz (26) sagte zum Crash: „Mir geht es gut, genau wir den anderen“, so der Spanier. „Das ist die Hauptsache. Die anderen dachten wohl, dass der Restart schon erfolgt war und dann sind sie plötzlich auf die Bremse gestiegen. Ich war bereits wieder voll auf Gas und konnte nicht mehr ausweichen. Es ist kein tolles Gefühl, wenn man mit 280 km/h unterwegs ist und plötzlich auf ein anderes Auto zuschießt. Das hätte auch anders ausgehen können.“

3000 Zuschauer sahen das Rennen in Mugello

Die Zielgerade war übersät von Trümmerteilen, das Rennen wurde wie schon eine Woche zuvor in Monza vorerst gestoppt. Immerhin bekamen die knapp 3000 Zuschauer, die erstmals in diesem Jahr bei einem Rennen zugelassen waren, aufregende Action in Überlänge geboten.

Lance Stroll knallt in die Barriere

17 Runden vor dem Ende errwischte es dann Lance Stroll. Der Kanadier, im nächsten Jahr Teamkollege von Vettel bei Aston Martin, kam in Kurve neun von der Strecke und schlug in die Barriere ein. So muss das Safetycar zum dritten Mal raus.

Strolls Auto fing Feuer

Dabei enstand nach dem Einschlag Panik bei den Streckenposten, die den Racing Point gerade mit dem Kran wegheben wollten. Strolls Auto begann zu brennen. Das Rennen wurde abermals unterbrochen.

Am Ende schafften zwölf Fahrer der Zieleinlauf. Und trotzdem fanden sich die beiden Ferraris nur am Ende des Klassements. (msw/or)