Wirbel um Online-UmfrageWas denkt Mehrheit der deutschen Fans über Super League?

von Béla Csányi (bc)

Madrid – Die Einführung der Super League hat bei Fußballfans in aller Welt für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Der Gegenwind von Spielern, Trainern, Verantwortlichen und Fans war nicht nur in den sozialen Netzwerken deutlich präsenter als die Zustimmung für die neue Elite-Liga. Laut einer Umfrage ist es in führenden Fußball-Nationen aber genau anders herum.

  • Super League: Fan-Umfrage zeigt überraschendes Bild
  • Umfrage der Super-League-Klubs widerspricht vielen Befragungen
  • Deutsche Umfragen zeigen deutliche Ablehnung der Super League

Die französische „L’Équipe“ gelangte an die Ergebnisse einer im Februar durchgeführten Umfrage des Marktforschungs-Instituts „OpinionWay“ – angeblich durchgeführt im Auftrag der Gründungsmitglieder der Super League.

Blickt man auf die Ergebnisse, drängt sich schnell der Gedanke an ein Sprichwort auf: „Wer zahlt, hat recht.“

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Umfrage zur Super League: Gründungsmitglieder stützen sich auf Zustimmung

Insgesamt wurden bei der vom 10. bis 15. Februar durchgeführten Online-Umfrage 4063 Fußballfans aus Italien (835), Deutschland (812), England (812), Spanien (804) und Frankreich (800) befragt. Die Abschlussfrage lautete: „Sind Sie für oder gegen die Schaffung einer europäischen Super League mit diesen festen Vereinen und fünf anderen Qualifikanten pro Jahr?“ In allen Ländern waren die Ergebnisse eindeutig.

In Spanien etwa votierten 76 Prozent für die Super League, in Italien waren es 72 Prozent und in Italien 71. Geringer fiel das Votum in England (59 Prozent) und Deutschland (56 Prozent) aus, dennoch wies die Umfrage auch hier die Mehrheit der Fußballfans als Befürworter der Super League aus.

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Im spanischen Fußball-Talk „El Chiringuito“ wurde im Beisein von Real Madrids Präsident Florentino Pérez am Montag (19. April) eine Umfrage zur Super League mit überraschenden Ergebnissen präsentiert.

Präsentiert wurde die Umfrage am Montag (19. April) auch im spanischen Fußball-Talk „El Chiringuito“. Dort durfte Real Madrids Präsident Florentino Pérez (74) über rund zwei Stunden in wohlwollender Atmosphäre nahezu ungestört ein Plädoyer für die Super League abhalten, der er nach den Plänen der zwölf Gründerklubs künftig vorstehen soll. Die zustimmende Fan-Umfrage passte als Argumentationshilfe hervorragend ins Bild.

Medien-Umfragen zur Super League zeigen deutliche Ablehnung von Fußballfans

Auffällig allerdings, dass sich die Ergebnisse der laut „L'Équipe“ von den Klubs beauftragten Umfrage überhaupt nicht mit diversen anderen Befragungen zur Einführung der Super League decken.

In Spanien etwa startete „Marca“ noch in der Nacht zum Montag eine Umfrage, an der sich bis Dienstag (15 Uhr) 234.000 Leser beteiligten. Hier stimmten 59 Prozent gegen die Super League und nur 41 Prozent für die neu geschaffene Elite-Liga.

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Fans an der Super League beteiligter Vereine brachten ihre Proteste deutlich zum Ausdruck. An der Anfield Road hängten Fans des FC Liverpool am Montag (19. April)

In England lieferte eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov deutliche Ergebnisse: 79 Prozent der britischen Fußballfans lehnten die Einführung der Super League entschieden ab. Lediglich 21 Prozent bekundeten Zustimmung.

Umfragen in Deutschland zeigen deutliche Ablehnung der Super League durch Fußballfans

Ähnlich die Resultate aus Deutschland. In der Voting-App FanQ im Auftrag des Sport-Informations-Dienstes (SID) sprachen sich knapp 85 Prozent der Befragten gegen die Super League aus.

Auch EXPRESS fragte die Leser am Montag: „Was halten Sie von der geplanten Super League?“ Das klare Ergebnis unter bislang 3.300 Teilnehmern: 93 Prozent meinten: „Gar nichts, da geht es doch nur noch um Geld.“ Lediglich sieben Prozent hielten dagegen und entschieden sich für: „Ich freue mich auf viele Top-Spiele.“

Welche Umfragen letztlich recht behalten werden, dürfte sich erst nach Einführung der Super League zeigen. Wann es angesichts der massiven Proteste und Sanktions-Androhungen von nationalen Verbänden sowie UEFA und FIFA überhaupt dazu kommt, ist bislang noch völlig offen – zu 100 Prozent.