Finanz-Wirbel in BremenWerder-Boss Baumann erklärt die Lage

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Werder Bremen, hier eine Szene aus dem Kellerduell bei Arminia Bielefeld am 10. März, drohen harte Strafen wegen finanzieller Probleme.

von Béla Csányi (bc)

Bremen – Es war eine neue Hiobsbotschaft für einen der härtesten Konkurrenten des 1. FC Köln im Abstiegskampf. Weil sich Werder Bremen neben der sportlichen Misere auch mit gravierenden finanziellen Problemen konfrontiert sieht, drohen dem Verein harte Strafen bis hin zu einem Punktabzug in der Liga.

  • Werder Bremen steckt in finanziellen Schwierigkeiten
  • Geschäftsführer Frank Baumann: Lage nicht existenzbedrohend
  • Bremen drohen Konsequenzen bis hin zu Punktabzug

Zwar versuchte Sport-Boss Frank Baumann (45) noch am Donnerstag (13. Mai) mit Blick auf die finanzielle Lage zu beruhigen, allerdings hatte der Verein selbst zuletzt ein „wesentliches Bestandsrisiko für den SV Werder Konzern“ eingeräumt. Am Samstag (15. Mai) stellte Baumann gegenüber dem NDR noch einmal klar, die Lage sei nicht existenzbedrohend. „Nein, das ist sie nicht“, sagte er.

Werder Bremen will Finanzlücke mit neuer Anleihe schließen

Eine Mittelstandsanleihe soll ab kommendem Montag (17. Mai) zwischen 20 und 30 Millionen Euro in die klammen Klub-Kassen spülen. Damit würden die coronabedingten Ausfälle aus der vergangenen und der aktuellen Spielzeit ausgeglichen werden.

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„Wir sind optimistisch, dass die Anleihe auch in der zweiten Phase dementsprechend gut angenommen wird und dann hätten wir schon einen wichtigen Finanzierungsbaustein sicher, der uns dann nicht nur die Lizenz für die nächste Saison – egal ob erste oder zweite Liga – ermöglicht, sondern eben auch sichergestellt, dass wir in der nächsten Saison genügend Liquidität haben werden, um unsere Rechnungen, unsere Gehälter zahlen zu können“, sagte Baumann.

Im zugehörigen Wertpapierprospekt zur Anleihe gibt der Verein auf 219 Seiten Einblick in seine brenzlige wirtschaftliche Lage.

Geschäftsführer Klaus Filbry (54) hatte zuletzt mit Mindereinnahmen in Höhe von rund 35 Millionen Euro kalkuliert. Das als Sicherung benötigte Eigenkapital von zehn Millionen Euro war bereits durch die überraschenden finanziellen Einbrüche der Vorsaison auf ein Minimum geschmolzen.

Werder Bremen plant mit vier Punkten gegen die Finanz-Not

Um nicht in noch größere Schieflage zu geraten, hängt Werders Zukunft laut „Weser-Kurier“ an vier entscheidenden Punkten. Sportlich werden der Klassenerhalt in der Bundesliga und knappe zehn Millionen Euro Transfer-Einnahmen benötigt.

Darüber hinaus bräuchte es einen Verzicht von zehn Prozent der Dauerkarteninhaber auf Erstattung ihrer nicht genutzten Tickets sowie ein Mindestvolumen der neuen Anleihe von 20 Millionen Euro.

„Die Mittelstandsanleihe ist ein wichtiger Baustein. Es gab bereits eine gute Rückmeldung. Es soll eine attraktive Anleihe sein. Ich bin optimistisch, dass wir für die nächste Saison durchfinanziert sind, egal was passiert“, sagte Frank Baumann am Donnerstag. Garantieren konnte er die gewünschte Entwicklung allerdings nicht.

Werder Bremen droht Punktabzug wegen finanzieller Schwierigkeiten

Die Lizenz für die kommende Spielzeit erhielten die Grün-Weißen daher bislang nur unter Auflagen. Der 1. FC Köln hatte seine Lizenz dagegen zuletzt ohne Auflagen erhalten. Bis Mitte September muss Werder nachjustieren und eine Liquiditätslücke schließen, sonst droht ein Punktabzug von sechs Zählern in der Liga. 

Auswirkungen im aktuell laufenden Abstiegskampf hat das Bremer Finanz-Schlamassel damit aber nicht. Alle etwaigen Strafen würden erst für die kommende Spielzeit gelten. Dass Bremen die Bundesliga-Zugehörigkeit zum Überleben aber unbedingt braucht, erhöht den Druck für die seit acht Spielen sieglose Mannschaft im Schlussspurt der aktuellen Spielzeit jedoch um ein Vielfaches.

Vor den beiden abschließenden Spieltagen liegen die Bremer punktgleich mit Arminia Bielefeld auf Rang 15 und damit gerade noch über dem Strich. Am vergangenen Wochenende holte die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt (38) nach sieben Liga-Niederlagen in Folge immerhin ein 0:0 zu Hause gegen Bayer Leverkusen. Am Samstag (15. Mai, 15.30 Uhr) gastieren die Norddeutschen bei Keller-Konkurrent FC Augsburg. (bc)