Streit in der 3. LigaViktoria schießt gegen den DFB – Waldhof schickt Mega-Rechnung

DFB-Kritik

Der Streit zwischen dem DFB und den Drittligisten will nicht abklingen. Jetzt schießt mit Viktoria Köln auch ein Befürworter des Neustarts gegen den Verband. (Symbolfoto)

von Eric Karteusch (kart)

Köln – Die Verantwortlichen von Viktoria Köln haben deutliche Kritik an den Umständen der Saison-Fortsetzung in der 3. Liga und am Deutschen Fußball-Bund (DFB) geäußert. „Wir haben immer gesagt, dass wir eine Entscheidung auf dem grünen Rasen wollen“, sagte der Sportliche Leiter Marcus Steegmann (39) in einem Video auf dem eigenen Youtube-Kanal der Kölner.

„Aber dass am Vatertag fast eine Ad-hoc-Entscheidung des DFB gekommen ist, hat uns schon überrascht.“ Der Viktoria-Tross werde nun am Sonntag in ein Kölner Hotel umziehen, „aber der Sinn, jetzt sechs Tage in Quarantäne zu gehen und dann wieder raus, erschließt sich mir nicht ganz“, erklärte Steegmann.

Viktoria Köln hat 11 Spiele in 30 Tagen

Trainer Pavel Dotchev (54) stört vor allem die Belastung, die nach dem Restart am 30. Mai auf die Spieler zukommt. „Elf Spiele in 30 Tagen - das wird absolutes Roulette“, sagte der Ex-Profi und erfahrene Coach. Steegmann glaubt, „dass es so eine Belastung im Profi-Fußball noch nicht gegeben hat.“ Darin liege „ein hohes Risiko für alle Vereine, weil die Ergebnisse noch weniger vorhersehbar sind als ohnehin schon.“

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Aufsteiger Köln belegt nach 27 Spieltagen Rang zwölf, hat allerdings nur drei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.

Waldhof Mannheim fordert Übernahme der Hotelkosten vom DFB

Überhaupt nicht begeistert über die Saisonfortsetzung ist man beim SV Waldhof Mannheim. Der Verein fordert vom DFB nun Kosten in fünfstelliger Höhe zurück. Rund eine Woche vor dem geplanten Neustart hat der Tabellenzweite dem DFB nach dpa-Informationen eine Rechnung über 21 000 Euro geschickt, eine weitere über etwa 58 000 Euro soll in den nächsten Tagen folgen.

Dabei beruft sich der SVW auf eine Verordnung des Landes Baden-Württemberg. „Wir haben die Kosten für Desinfektionsmaterial, Masken und Arbeitszeit für den Hygienebeauftragten und seine beiden Assistenten weitergereicht“, sagte Geschäftsführer Markus Kompp (37) der Deutschen Presse-Agentur. Der jeweilige Hygienebeauftragte ist in den Clubs für die für den Spielbetrieb regelmäßig erforderlichen Corona-Testungen bei Spielern und Trainerteam zuständig.

Die 3. Liga soll am 30. Mai fortgesetzt werden

„Die Kosten für das Konzept, insbesondere für die Testungen, trägt die für die Durchführung des Wettbewerbs- oder Wettkampfbetriebs verantwortliche Organisation“, heißt es in der Verordnung hinsichtlich der Durchführung von sportlichen Wettkämpfen und Wettbewerben, auf die sich der Club beruft.

Die Waldhöfer werden die Kosten für das Quarantäne-Trainingslager, das Mannschaft, Trainer und Funktionsteam am Sonntag beziehen und das etwa 58 000 Euro kostet, an den Verband weiterreichen, wie Kompp ankündigte. 

Der DFB weist die Kritik zurück

Der DFB reagierte umgehend. Am 15. Mai sei nach Abstimmungen zwischen dem baden-württembergischen Kultus- und Sozialministerium seitens beider Behörden bestätigt worden, dass die Kosten der mit dem Hygienekonzept verbundenen Maßnahmen von den einzelnen Vereinen zu tragen sind, hieß es vom Verband am Samstag.

„Diese Bestätigung wurde nun noch einmal bekräftigt. Insofern sieht der DFB keine Grundlage für die Rechnung, die der SV Waldhof Mannheim an den Verband gestellt hat“, teilte der DFB weiter mit. Zur Begleichung dieser Kosten würden den Clubs der 3. Liga auch die Unterstützungsgelder der DFL zur Verfügung gestellt.

1. FC Magdeburg beantragt Verschiebung der ersten Spiele

Ob der Ball in der 3. Liga wirklich am 30. Mai wieder rollen wird, steht aber noch in den Sternen. Der 1. FC Magdeburg hat beim DFB eine Verschiebung der ersten drei Begegnungen gefordert. Die Sachsen-Anhalter pochen auf mindestens 14 Tage Mannschaftstraining. Eigentlich sollte sich der letztjährige Zweitligist an diesem Wochenende ins Quarantäne-Traingslager begeben, fehlende Corona-Tests machten dem aber einen Strich durch die Rechnung. Laut Vereinsangaben habe das zuständige Labor keine freien Kapazitäten.

„Damit war von Anfang an klar, dass der Neustart für uns nicht haltbar ist“, sagt Geschäftsführer Mario Kallnik (45) gegenüber der „Volksstimme“. Ein Start in die Liga ohne eine Vorbereitungszeit von „mindestens zwei bis drei Wochen Mannschaftstraining ist für uns nicht akzeptabel“, stellt Kallnik in einer Mitteilung des Vereins klar. „Daher haben wir beim Spielleiter des DFB die Verlegung unserer Meisterschaftsspiele auf einen Termin frühestens ab dem 11.06.2020 beantragt.“

Weiterhin verbietet das Land Sachsen-Anhalt dem 1. FC Magdeburg vor dem 27. Mai das Training aufzunehmen. Die Forderung des DFB, mit der Politik bezüglich einer Ausnahmeregelung in Kontakt zu treten, lehnt Magdeburgs Geschäftsführer ebenfalls ab: „Wir sehen uns nicht in der Verantwortung, die Politik zu bearbeiten, um früher ins Mannschaftstraining zu kommen. Wir nennen uns zwar die Größten der Welt, nehmen uns aber nicht wichtiger als alle anderen Menschen und Vereine dieses Bundeslandes.“

DFB: „Es gibt keinerlei Kapazitätsprobleme“

„Wir bedauern die missverständliche Kommunikation des 1. FC Magdeburg. Das Labor war und ist innerhalb der regulären Betriebszeiten zu jedem Zeitpunkt in der Lage, die Tests zu analysieren. Es gibt keinerlei Kapazitätenproblem“, sagte Florian Kainzinger (37), Berater des Deutschen Fußball-Bundes für Diagnostik/Tests und gleichzeitig Projektleiter der DFL in diesem Bereich, in einer Mitteilung des DFB.

Gleichzeitig verweist der Verband darauf, dass „der 1. FC Magdeburg einen für vergangenen Mittwoch geplanten Termin zur Testung am gleichen Tag kurzfristig ohne Nennung von Gründen abgesagt hatte.“ Auch einem am Freitag gestellten Magdeburger Antrag auf eine Testung noch am selben Tag wäre das zuständige Labor nachgekommen, wenn der Verein die Proben angeliefert hätte. Laut der DFB-Mitteilung hat Magdeburg daraufhin einen Testtermin für den kommenden Montag vereinbart.

Der SV Meppen freut sich auf den Liga-Neustart

Was bei der sehr lauten Kritik oft untergeht, es gibt auch Vereine, die sich auf die Fortsetzung der Liga freuen - der SV Meppen ist einer von ihnen. „Gott sei Dank geht es weiter“, wird Meppens Trainer Christian Neidhart (51) von der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ am Donnerstag zitiert.

„Jetzt können wir wieder genau planen“, sagte er nach der Terminfestlegung durch den Deutschen Fußball-Bund und präzisierte: „Am Samstag machen wir ein Testspiel mit unseren Spielern in der Hänsch Arena mit Trikots und allem drum und dran. Da spielen wir elf gegen elf über 90 Minuten. Das ist dann unsere Generalprobe.“ Tags darauf soll es ins Quarantäne-Hotel in Herzlake gehen.

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Für die Meppener wird die Saison am 30. Mai mit einem Heimspiel gegen die Würzburger Kickers fortgeführt. Die Emsländer liegen als Tabellenvierter nur zwei Zähler hinter dem Relegationsrang und Platz zwei. (ek)