Nach Anfeindungen gegen BVB-Juwel MoukokoSchalke 04 wertet Videomaterial aus

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Der 15-jährige Youssoufa Moukoko jubelt ausgelassen nach seinem Treffer zur 3:1-Führung gegen Schalke. Nach dem Tor wurde er heftig beleidigt.

von Eric Karteusch (kart)

Gelsenkirchen – Was für ein Tag für Youssoufa Moukoko (15)! Mit drei Toren schoss er die A-Jugend von Borussia Dortmund zum Derby-Sieg bei Schalke 04. Dank seiner Tore setzte sich der BVB knapp mit 3:2 gegen die Knappen durch. Für die Dortmunder war es der dritte Sieg im dritten Spiel. Aber die Begleitumstände waren skandalös.

Früh in der Partie hatte Moukoko bereits einen Schalker Abwehrfehler ausgenutzt und durfte den Ball im leeren Tor versenken (8.). Schalke konnte zwar wenig später bereits ausgleichen (11., Eigentor Gürpüz), doch der BVB und vor allem Moukoko zeigten sich davon unbeeindruckt.

Per Traumtor sorgte das Ausnahmetalent für die Halbzeitführung der Gastmannschaft (39.). Nach dem Seitenwechsel war es wieder Moukoko, der mit einem Distanzschuss für das 3:1 sorgte (62.). Aufgrund eines schlimmen Torwartfehlers konnte Schalke wenige Minuten später noch den Anschlusstreffer erzielen (67., Pavlidis), der Ausgleich blieb ihnen aber verwehrt.

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Beleidigungen gegen Moukoko waren im DFB-Stream zu hören

Überschattet wurde die Moukoko-Show von üblen Entgleisungen einiger Schalker Anhänger unter den 300 Zuschauern. Einige Beschimpfungen waren im Livestream des Spiels, den der DFB anbot, deutlich zu hören. Vor allem nach dem dritten Treffer Moukokos wurden einige Zuschauer ausfällig.

Er solle sich „ins Grab legen“, lautete ein Ruf. Ein Zuschauer drohte ihm sogar Gewalt an: „Ich brech' dir alle Knochen.“ Moukoko wurde zudem als „Hurensohn“ bezeichnet, sogar rassistische Äußerungen gab es. „Hier gibt es ein paar unqualifizierte Kommentare auf den Zuschauerrängen. Davon wollen wir uns distanzieren“, sagte Kommentator Marcel Pramschüfer, der die Partie bei YouTube begleitete.

BVB-Juwel Youssoufa Moukoko meldet sich bei Instagram

Der Spieler meldete sich nach der Partie auf seinem Instagram-Kanal zu Wort. „Ich bin stolz, mit dieser Hautfarbe geboren zu sein und werde immer stolz sein“, lautete Moukokos Statement. Das Ganze ergänzte er noch mit dem Hashtag „blacklivesmatter“.

Später schrieb Moukoko in seiner Instagram-Story:

Moukoko weiter: „Ich stehe weiterhin mit einem Lachen auf dem Platz. Ich mache weiterhin mein Ding. Das ist meine Leidenschaft, das ist, was mir Spaß macht. Egal, was jemand sagt, das macht mich nur stärker. Ihr könnt mich hassen und beleidigen. Aber ihr werdet mich niemals unterkriegen. Denn was ich liebe, werde ich immer tun, und das ist Fußball spielen und Tore schießen. Wir sagen NEIN zu Rassismus, es gibt genug Hass in der Welt. Lasst uns zusammenhalten. Black Lives Matter!“

Nach den Schalker Attacken bekam Moukoko Zuspruch von seinem Trainer Otto Addo (45); „Er hat seinen eigenen Weg und ist letztlich auch super damit umgegangen. „Leider gibt es immer noch zu viele Idioten da draußen, die so denken. Ich finde das traurig und schade“, sagte Addo zu den Vorfällen. „Dass so etwas in der Jugend passiert, setzt dem ganzen die Krone auf. Der Junge hat sportlich die richtige Antwort gezeigt und lässt sich auch von solchen Begleitumständen nicht aufhalten“, erklärte der frühere Abwehrspieler gegenüber Sport1.

Schalke 04 entschuldigt sich bei Moukoko

Auch Schalke 04 meldete sich über seine sozialen Kanäle zu Wort. „Wir können uns bei Youssofa Moukoko für die Aussagen einiger Fans nur entschuldigen. Bei allen Emotionen im Derby – solche Beleidigungen verurteilen wir aufs Schärfste und lehnen sie ausdrücklich ab. Wir werden die notwendigen Maßnahmen einleiten.“

Die Königsblauen teilten am Dienstag in einer Mitteilung auf der Homepage mit: „Der FC Schalke 04 hat das ihm zur Verfügung gestellte Audio- und Videomaterial des Spiels ausgewertet und arbeitet nunmehr intensiv an der Identifikation der verantwortlichen Personen.“

Genau das hat nun auch der DFB bereits getan. „Der Deutsche Fußball-Bund duldet grundsätzlich keinerlei Rassismus auf seinen Plätzen und tritt jeglicher Form davon entschieden entgegen. Anfang der Woche wird der Kontrollausschuss Ermittlungen aufnehmen und den Vorfall untersuchen“, erklärte Thomas Bergmann, Mitglied des DFB-Kontrollausschusses.

Schalke-Sportboss Jochen Schneider (50) erklärte zudem bei Sky: „Es ist natürlich aufs Schärfste zu verurteilen, was da passiert ist. Ganz ehrlich, es ist in der heutigen Zeit langsam nicht mehr in Worte zu fassen, was sich manche Menschen in unserer Gesellschaft erlauben.“

Leroy Sanés Bruder auch mit Derby-Einsatz

Vor den Augen der Schalker Bosse Baum, Naldo, Schneider und Knäbel kam übrigens auch der Bruder von Bayern-Star Leroy Sané (24), Sidi Sané (17), in der letzten Viertelstunde zum Einsatz. Für die positiven Momente sorgte aber Moukoko.

Youssoufa Moukoko ab November bei den Profis

Der Sprung zu den Profis ist für Moukoko nur noch eine Frage der Zeit. Der Youngstar wartet aus diesem Grund sehnsüchtig auf den 20. November. An diesem Tag wird Moukoko 16 Jahre alt und darf dann auch für die erste Mannschaft des BVB auflaufen.

Für Moukoko war es in dieser Saison das zweite Spiel in der A-Jugend-Bundesliga. Bereits in seinem ersten Spiel erzielte er beim 5:0 gegen Preußen Münster einen Dreierpack. Außerdem schoss er im DFB-Pokal ebenfalls drei Tore gegen Wehen-Wiesbaden.

Hans-Joachim Watzke und Lucien Favre sind von Moukoko begeistert

Aus diesem Grund freut sich Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (61) auf einen „geilen Zocker“ für die Profis. „Von ihm halte ich sehr viel. Er ist ein toller Junge, sehr geerdet. Wir sollten ihn aber nicht mit Erwartungen überfrachten.“

Auch Lucien Favre (62) zeigte sich nach Trainingseinheiten mit Moukoko ungewohnt euphorisch. „Er ist sehr gut, hat ein super Potenzial, ist Linksfuß, Rechtsfuß und sehr effizient. Es macht Spaß, ihn zu trainieren“, sagte der Schweizer. (ek/msw)