Nur Bundesliga war entschiedenDrama und Fan-Ekstase bei Saison-Finals in Top-Ligen

von Béla Csányi (bc)

Köln – Der Abstiegs-Dreikampf zwischen Arminia Bielefeld, Werder Bremen und dem 1. FC Köln war die letzte große Entscheidung, die in der Bundesliga am letzten Spieltag am Samstag (22. Mai) noch offen war. Das Rennen um Meisterschaft, Champions League und Europa League: bereits vorzeitig entschieden.

  • Spannender Meister-Kampf in LaLiga und Ligue1
  • Kampf um die Champions League in Premier League und Serie A
  • Neue Meister in vier der fünf Top-Ligen

Ganz anders die Lage in diversen Top-Ligen des Kontinents, in denen es am Wochenende im knappen Saison-Finale noch um Titel, Europa und Abstiege ging. Ein Überblick über die spannenden Entscheidungen in Premier League, LaLiga, Serie A und Ligue 1.

Jürgen Klopp und Thomas Tuchel jubeln in England über Champions League

Es war ein harter Kampf, doch am Ende reichte es für beide: Der FC Liverpool und der FC Chelsea spielen auch in der kommenden Spielzeit in der Champions League. Während die „Reds“ von Trainer Jürgen Klopp (53) ihre Aufholjagd der vergangenen Wochen mit einem 2:0-Heimsieg über Crystal Palace krönten, patzte Thomas Tuchel (47) mit den „Blues“ bei Aston Villa (1:2) und hatte Glück, dass Verfolger Leicester City spät mit 2:4 gegen Tottenham Hotspur unterlag.

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Dabei sah es nach 75 Minuten noch schlecht für Tuchel aus. Leicester führte gegen die Spurs mit 2:1 und hätte Chelsea somit auf der Zielgeraden überflügelt. Dann patzte der sonst so zuverlässige Kasper Schmeichel (34) im Tor, boxte sich eine Ecke ins eigene Netz.

Den Tiefschlag verkraftete Leicester nicht mehr, der Meister von 2016 warf alles nach vorne, fing sich in der Schlussphase aber noch die entscheidenden zwei Gegentore durch Gareth Bale (31). Dadurch schoss der Waliser seine Mannschaft noch in die Conference League – Erzrivale Arsenal zog den Kürzeren und spielt 2021/2022 erstmals seit 26 Jahren nicht international.

Juventus Turin schafft Champions League nur dank Schützenhilfe

In den vergangenen Jahren stand Juventus Turin vor dem letzten Spieltag oftmals bereits als Meister fest, diesmal musste die „alte Dame“ sogar um die Champions League zittern. Als Fünfter war die Star-Truppe auf Patzer der Konkurrenz angewiesen, um es doch noch unter die Top Vier zu schaffen. Schon früh sorgte Juve in Bologna klare Verhältnisse und schielte dann nervös auf die anderen Plätze.

Der AC Mailand verteidigte die Vizemeisterschaft durch einen 2:0-Auswärtssieg im Spitzenspiel bei Atalanta Bergamo, doch die SSC Neapel verpatzte die Pflichtaufgabe gegen Hellas Verona. Die Mannschaft von Trainer Gennaro Gattuso (43) verspielte ihre 1:0-Führung nach der Pause und rutschte durch ein 1:1 doch noch hinter Juve auf den fünften Platz.

Die starke Serie der vergangenen Wochen mit neun Partien ohne Niederlage (darunter sechs Siege) war letztlich umsonst, Juventus rettete eine enttäuschende Saison immerhin versöhnlich und darf mit der Königsklasse im Gepäck weiter auf den Verbleib von Cristiano Ronaldo (36) hoffen.

Atlético Madrid verteidigt knappen Vorsprung zur Meisterschaft in Spanien

Der FC Barcelona war bereits aus dem Rennen, der Kampf um den Titel in Spaniens La Liga spitzte sich im Saison-Finale am Samstag (22. Mai) auf das Fernduell zwischen Atlético Madrid und Real Madrid zu. Der finanziell deutlich unterlegene Außenseiter von Trainer Diego Simeone (51) hatte einen komfortablen Vorsprung im Saisonverlauf eingebüßt, ging aber als Tabellenführer ins abschließende Spiel.

Dort lagen die Rojiblancos zur Pause 0:1 bei Real Valladolid hinten, der Titeltraum drohte zu patzen. Mit einer Willensleistung drehte Atlético im zweiten Durchgang das Spiel, brachte letztlich einen knappen 2:1-Auswärtssieg nach Hause.

Parallel dazu hatte Real Madrid gegen Villarreal ebenfalls lange zurückgelegen, das Spiel aber gleichermaßen noch in einen 2:1-Sieg gedreht. Die Königlichen blieben bis zuletzt in Lauerstellung, konnten den Stadtrivalen aber nicht mehr abfangen. Bei den Meisterfeiern wurde Madrid in rot und weiß getaucht, allerdings kam es bei den Feierlichkeiten auch zum tragischen Tod eines Anhängers von Atlético Madrid.

Im Abstiegskampf hatte sich Atléticos Gegner Valladolid noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt gemacht. Doch weil der FC Elche sein Heimspiel gewann und sich noch über den Strich schob, geht es für den Klub von Präsident Ronaldo (44) in die zweite Liga. 

OSC Lille feiert überraschende Meisterschaft vor Paris Saint-Germain in Frankreich

Nach drei Jahren PSG-Herrschaft hat Frankreich wieder einen neuen Meister. OSC Lille krönte am Sonntag (23. Mai) seine sensationelle Saison und brachte den knappen Vorsprung gegenüber PSG über die Ziellinie.

Die „Doggen“ siegten im entscheidenden Spiel 2:1 in Angers, mussten allerdings noch einmal kurz zittern. Denn nach dem Anschlusstreffer in der Nachspielzeit war Lille nur noch ein Gegentor davon entfernt, den Titel doch noch zu verspielen.

Am Ende reichte es für die Mannschaft um Ex-Bayern-Rekordeinkauf Renato Sanches (23) jedoch zum Meister-Titel nach zehn Jahren Wartezeit. In Lille gingen Tausende auf die Straße, um den Triumph gemeinsam zu feiern.

Die erfolgsverwöhnten PSG-Stars beenden die Saison mit dem nationalen Pokal als einzigem Titel – zu wenig für die hohen Ansprüche in der Hauptstadt.

Neue Meister in England, Spanien, Italien und Frankreich

Der Blick auf die Tabellen der fünf Topligen zeigt: Die Corona-Krise hat den gewohnten Platzhirschen in der langen Saison offenbar zugesetzt. Bayern München konnte als einziger Klub seinen Titel verteidigen, ansonsten wurden sowohl der FC Liverpool als auch Real Madrid, Juventus Turin und Paris Saint-Germain abgelöst.

In der Premier League ist Manchester City nach einem Jahr Pause zurück auf dem Thron, in Spanien jubelte Atlético erstmals seit 2014. Inter Mailand feierte den ersten Scudetto seit 2010, bei Lille lagen exakt zehn Jahre zwischen der vorigen und der aktuellen Meisterschaft.