Pokal-Drama im Rhein-Energie-StadionWolfsburg feiert Rekord – Zuschauer-Wut auf ARD

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Riesen-Jubel bei den Spielerinnen des VfL Wolfsburg. Keeperin Friederike Abt (vorn), die zwei Elfmeter parierte, wird von den Kolleginnen geherzt. Der VfL feierte den sechsten Pokal-Triumph am Stück.

von Martin Zenge (mze)

Köln – Schade, dass dieses Endspiel vor leeren Rängen stattfinden musste!

Das Rhein-Energie-Stadion erlebte im elften Anlauf das wohl spektakulärste Frauen-Finale der DFB-Pokal-Historie. Meister Wolfsburg hatte gegen Underdog Essen mächtig Mühe – sicherte sich erst im Elfmeterschießen (4:2, 3:3 n.V.) Double und Rekord: Der VfL gewann den Pokal als erster Klub zum sechsten Mal in Folge.

Coach Stephan Lerch (35): „Wir hatten heute das nötige Glück und sind froh, dass wir die Trophäe wieder mit nach Wolfsburg nehmen dürfen. Auch beim sechsten Mal ist das noch keine Gewohnheit.“

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SGS Essen schockt VfL Wolfsburg mit Blitzstart

Sixpack perfekt! Vom erwarteten Duell David gegen Goliath war allerdings nichts zu sehen. Essen schmeckte den Wölfinnen so gar nicht...

Weil der Fünfte der Liga vor den Augen von Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg (52) einen jecken Start erwischte: Essen überrumpelte den großen Favoriten nach genau elf Sekunden mit Lea Schüllers 1:0. Wolfsburg schüttelte sich und antwortete nach elf Minuten: Liga-Torschützenkönigin Pernille Harder traf zum 1:1.

Und das war nur der Auftakt eines packenden Pokal-Abends...

VfL Wolfsburg ungewohnt unsouverän

Essen bot den mit internationalen Stars gespickten Wolfsburgerinnen absolut die Stirn. Die SGS ging durch Kapitänin Marina Hegering (wechselt mit Schüller zum FC Bayern) erneut in Führung (18.).

Und der Underdog ließ sich nicht mal vom späten Wolfsburger Doppelschlag durch Anna Blässe (70.) und Dominique Bloodworth (86.) zum 3:2 unterkriegen. Irini Ioannidou brachte Essen mit einem direkten Freistoß in der Nachspielzeit noch in die Verlängerung (90.+1). Drama pur!

Wolfsburg (letzte Pokal-Pleite im November 2013) ungewohnt unsouverän: Die ganze Bundesliga-Saison über hatte der VfL (20 Siege in 22 Spielen, keine Niederlage) gerade mal acht Gegentore kassiert. Nun gleich drei in einem Spiel.

SGS Essen kämpft sich ins Elfmeterschießen

Essen träumte von der Sensation und rettete sich auf der letzten Rille ins Elfmeterschießen. Beim Shootout auf die Nordkurve, wo später auch die Pokal-Übergabe stattfand, behielt der Titelverteidiger dann die besseren Nerven und lag sich nach einem Kuller-Elfer von Dänen-Star Harder zum 4:2 in den Armen.

Ganz bitter für Essen nach 120 Minuten Kampf! Trainer Markus Högner (53): „Wir waren heute sehr nah dran, das Spiel zu gewinnen. Jetzt überwiegt der Stolz, dass wir einem so übermächtigen Gegner das Leben schwer gemacht haben.“

Kritik für die ARD

Und bitter wurde es auch für viele TV-Zuschauer, die sehen wollten, wie Wolfsburg den Pott in die Höhe streckt. Denn die ARD verabschiedete sich nach dem Final-Krimi ganz schnell aus Köln und schaltete nach Berlin. Die Vorberichterstattung des Männer-Endspiels mit Experte Bastian Schweinsteiger (35) war wichtiger als die Pokal-Übergabe der Frauen. Einhellige Meinung im Netz: „Respektlos!“

Die Sportschau reagierte auf die Kritik:

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In Müngersdorf feierte neben Wolfsburg übrigens noch jemand: FC-Stadionsprecher Michael Trippel wurde am Samstag 66 Jahre alt und ließ es sich nicht nehmen, am Mikrofon durch das Finale zu führen. Trippel zum EXPRESS: „Geburtstag feiert man besten in seinem Wohnzimmer.“