Neue Diskussionen um europäische SuperligaEx-Boss Bartomeu: Barca hat schon zugesagt

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Josep Bartomeu fuhr am Dienstag am Stadion des FC Barcelona vor. Der Vereinsboss verkündete anschließend seinen Rücktritt als Präsident des Klubs – und ließ noch eine Bombe platzen.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Barcelona – Steht das System nationaler Fußball-Ligen in Europa vor dem Aus? „Ja!“, sagt Barcas Ex-Präsident Josep Bartomeu. „Nein!“, sagt DFB-Vizepräsident Rainer Koch (61). In die tot geglaubte Debatte um eine europäische Superliga kommt plötzlich neuer Schwung.

Bereits seit einigen Wochen geisterte die Idee wieder vermehrt durch die Medien. Britische Top-Klubs wie der FC Liverpool oder Manchester United sollen mithilfe von finanzstarken Investoren eine europaweite Liga planen, lauten Berichte von der Insel.

Rücktritt mit Knall: Josep Bartomeu macht Ankündigung zu Superliga

Der scheidende Barca-Chef Bartomeu ließ dahingehend am Dienstagabend eine Bombe platzen – gewissermaßen als Abschiedsgeschenk. Im Statement zu seinem Rücktritt verkündete er: „Ich kann bekannt geben, dass wir gestern die Voraussetzungen beschlossen haben, um Teil einer europäischen Superliga zu werden.“ Diese Entscheidung müsse aber letztlich in der nächsten Hauptversammlung von den Mitgliedern beschlossen werden.

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Ein derart öffentliches Bekenntnis zur Superliga durch einen Klub-Funktionär, nicht als vagen Zukunftsplan, sondern als feste Teilnahmebestätigung – das hatte es bislang nicht gegeben. Liverpool, Man United und Barca in einer eigenen Liga, dazu Bayern oder Paris St. Germain? Ein Erdbeben für den europäischen Vereinsfußball.

LaLiga-Chef kontert Bartomeu: bestätigt sein Unwissen

Entsprechend heftig fiel die Reaktion auf Bartomeus Ankündigung aus. Javier Tebas (58), Chef der spanischen La Liga, schrieb auf Twitter dazu: „Unglückliches Statement von Josep Bartomeu an seinem letzten Tag über eine Teilnahme des FC Barcelona an einem imaginären und schwachen Wettbewerb, die sein Ruin sein würde. Es bestätigt sein Unwissen über das Fußballgeschäft.“

Deutlich sachlicher meldete sich dagegen einer der mächtigsten deutschen Fußball-Funktionäre zu Wort. Doch auch DFB-Vizepräsident Rainer Koch (61) fand klare Worte. 

DFB-Vize lehnt Superliga in Europa ab

„Eine europäische Super League mit 18 bis 20 Vereinen ohne Auf- und Abstiegsregelungen wäre ein Stich ins Herz des europäischen Fußballs und ist daher strikt abzulehnen”, ließ Koch am Tag nach Bartomeus Rücktritt verlauten. „Sie würde den von der Uefa seit vielen Jahren […] gewährleisteten solidarischen Interessenausgleich zwischen Nationalverbänden, Ligen und Vereinen in allen 55 UEFA-Mitgliedsverbänden massiv in Gefahr bringen.“

Im europäischen Fußball ginge es nicht nur um die Interessen einiger Spitzenklubs, so der DFB-Funktionär. Die Qualifikationsmöglichkeiten für Vereine aus allen Nationalverbänden sei ein wichtiger Bestandteil, dem eine geschlossene Super League zuwiderlaufe.

DFB-Vize Rainer Koch: Superliga widerspricht Grundidee des Fußballs

„Das Haus des europäischen Fußballs ist aber geprägt von Solidarität und Miteinander, von Fairness und sportlichem Wettbewerb“, betonte der DFB-Vize. 

Der DFB ist der größte nationale Sportverband der Welt. Ihm gehören insgesamt mehr als 25.000 Fußballvereine an. Einer von ihnen ist der FC Bayern München.

Superliga? Karl-Heinz Rummenigge weiß von nichts

Dessen Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (65) mimte noch in der vergangenen Woche beim Thema Superliga den Unwissenden.

„Ich habe darüber keinen Kenntnisstand“, hatte der Bayern-Chef am Rande des Champions-League-Spiels gegen Atlético Madrid (4:0) behauptet.