„Sie lachen jetzt hier“ – „Ne, ich lache nicht“ – „Natürlich haben sie gelacht“ stritt sich Thomas Müller (31) mit der Fernsehfrau. Am Sonntag konnte Müller lachen. Sein Tor zum 2:1 gegen den SC Freiburg brachte die Bayern nach zuletzt zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge auf die Siegerstraße.
Dennoch: Meisterlich war der Nachmittag in der Allianz-Arena einmal mehr nicht. In der 91. Minute knallte Nils Petersen noch einmal den Ball an die Latte – das war Mega-Dusel.
„Es war ein Arbeitssieg. Von der Spielweise können wir uns steigern. Es ist klar, dass nicht alles von alleine geht. Am Ende haben wir gezittert“, sagte Jerome Boateng bei Sky. „Wir hatten viele Torchancen gehabt. Am Ende haben wir verdient die drei Punkte geholt, die aufgrund der anderen Ergebnisse sehr wichtig waren“, sagte Leon Goretzka.
Hansi Flick strich sechs Kiel-Verlierer aus der Startelf
Trainer Hansi Flick (55) hatte ein klares Signal gesetzt. Gleich sechs Spieler aus der Kiel-Startelf waren nicht dabei. Niklas Süle, Leroy Sané, Lucas Hernandez, Corentin Tolisso und Jamal Musiala saßen auf der Bank, Bouna Sarr war nicht im Kader. Die Spieler aus der Triple-Saison sollten den Negativtrend stoppen.
Und es ging gleich furios los. Robert Lewandowski (32) stellte in der 7. Minute einen neuen Hinrunden-Torrekord auf. Auf Vorlage von Thomas Müller gelang dem Weltfußballer mit dem 1:0 der 21. Treffer - 14 mit rechts, drei mit links, vier mit dem Kopf. Bisheriger Spitzenreiter war Gerd Müller (75), der in der Saison 1968/69 20 Mal getroffen hatte.
Baptiste Santamaria und Serge Gnabry frühzeitig verletzt runter
Doch danach wurde es wieder holpriger. Nachdem bei den Gästen Baptiste Santamaria (25) schon in der 5. Minute verletzt runter musste, erwischte es bei den Bayern Serge Gnabry (25) in der 28. Minute. Freiburg wurde frecher, suchte die Abschlüsse und offenbarte erneut Münchner Schwächen.
Lauter Anpfiff für Leroy Sané von Hansi Flick
Flick ließ seinen Frust erneut deutlich hörbar raus. Als der eingewechselte Sané eine gute Chance versiebte, brüllte der Münchner Coach laut ein wütendes „Leroy“ über den Platz. In der 62. Minute rappelte es mal wieder im Tor von Manuel Neuer. 25 Sekunden nach seiner Einwechslung traf Nils Petersen mit seinem ersten Ballkontakt zum 1:1.
Schon 25 Bayern-Gegentore – einfach eine schlimme Quote, die schlechteste seit 40 Jahren. Dass sich die Münchner Spieler völlig erschöpft und uninspiriert über das Feld schleppen, ist deutlich sichtbar. Doch in der Chefetage denkt man nicht über eigene Fehler nach.
Oliver Kahn: Aus in Kiel ist „Endpunkt einer Entwicklung“
Vorstandsmitglied Oliver Kahn (51) hat das Ausscheiden in Kiel vielmehr als „Endpunkt einer Entwicklung“ bezeichnet und von den Spielern verlangt, die Erfolge der vorigen Saison auszublenden. „Das war für alle, ich will nicht sagen Tiefpunkt, aber es war im Grunde ein Endpunkt einer Entwicklung, die wir schon über mehrere Spiele gesehen haben“, sagte der „Titan“ bei Sky.
Nach fünf Titeln im vergangenen Jahr fordert Kahn, dass sich die Spieler nicht auf den Erfolgen der Vorsaison ausruhen. „Natürlich neigt man dann als Spieler auch schon mal dazu, es sich ein wenig bequem zu machen“, räumte der 51-Jährige ein. Fußball aber sei Tagesgeschäft. „Wir befinden uns im Hier und Jetzt, wir sind Bayern München und deswegen auch verpflichtet, in jeder Saison so erfolgreich wie möglich zu sein“, betonte Kahn.
Diskussionen, dass der Bayern-Kader in der Breite nicht stark genug sei, erstickte der künftige Vorstandsvorsitzende im Keim: „Wir sind absolut überzeugt von dem aktuellen Kader und werden uns nicht mit Wintertransfers beschäftigen.“
Vielmehr übte er Kritik an der Spielweise: „Wir haben seit Saisonbeginn erhebliche Probleme, was unser defensives Spiel und unser Pressing angeht. Hinzukommen kommen individuelle Fehler. Wenn sich das Ganze häuft, wird es sehr schwer, die Spiele zu gewinnen.“