Leipzig – Ein würdiger Rahmen wird es nicht gerade. Im menschenleeren Leipziger Stadion stellt Deutschlands Kapitän Manuel Neuer (34) am Samstagabend gegen die Ukraine (20.45 Uhr, ZDF) eine Bestmarke ein. Der Keeper steht zum 95. Mal zwischen den Pfosten – diesen Rekord hielt seit 41 Jahren Sepp Maier (76).

„Das ist mal Zeit geworden“, sagt Fußball-Rentner Maier. „Es ist 41 Jahre her, dass ich die Marke aufgestellt habe. Daran sieht man, was das für eine großartige Leistung von mir war. Ich beglückwünsche Manuel Neuer.“ Für Maier ist Neuer ein „würdiger Nachfolger“. Der Bayern-Keeper zieht am Samstag in der Statistik gleich, Dienstag in Spanien überholt er dann die so genannte „Katze von Anzing“.

„Rekord-Nationaltorhüter im Torhüterland Deutschland - das ist eine besondere Leistung“, zollte auch Joachim Löw (60) seiner unumstrittenen Nummer eins höchste Anerkennung. Der Bundestrainer adelte seinen Kapitän als „Ausnahmetorhüter“ und „Glücksfall für den Fußball in Deutschland“. Neuer sei für die „Entwicklung unseres Spiels“ und die „Erfolge der vergangenen Jahre“ einer der „größten Faktoren“ gewesen, betonte Löw.

Joachim Löw: „Neuer ist Glücksfall für den Fußball in Deutschland“

Für Sepp Maier ist Neuer ein würdiger Nachfolger als Rekordkeeper. „Das hätte aber auch schon Oliver Kahn verdient gehabt. Aber das hat Jürgen Klinsmann verhindert“, bemerkte er. Der heutige Bayern-Vorstand Kahn (51) kam von 1995 bis 2006 auf 86 Länderspiele. Vor der WM 2006 in Deutschland wurde er vom damaligen Bundestrainer Klinsmann zur Nummer 2 hinter Jens Lehmann degradiert.

Sein Debüt in der DFB-Auswahl gab Neuer am 2. Juni 2009 im Rahmen einer Asienreise. Beim 7:2-Erfolg in Dubai gegen die Vereinigten Arabischen Emirate musste der damals 23-Jährige nach zwei Distanzschüssen hinter sich greifen.

Oft passierte das nicht. Im Schnitt kassierte der gebürtige Gelsenkirchener weniger als ein Gegentor pro Spiel. Maier bestritt seine 95 Länderspiele zwischen 1966 und 1979. Neuer benötigte - trotz einer langwierigen Fußverletzung vor der WM 2018 - nur elf Jahre, um sie zu egalisieren. Maier wurde 1974 Weltmeister, Neuer 40 Jahre später.

Und ein Ende von Neuer im DFB-Tor scheint nicht in Sicht. „Ich bin fit, ich fühle mich richtig gut und habe Spaß am Fußball“, sagte er bei seinen letzten DFB-Einsätzen im Oktober. Die nächsten Ziele sind die wegen Corona verschobene EM 2021 und die Winter-WM 2022 in Katar.

Maier ist überzeugt davon, dass Neuer als erster deutscher Torwart auch die magische Hunderter-Marke überbieten wird: „Manuel Neuer wird bestimmt über 120 Länderspiele bestreiten.“ Die Keeper-Legende sieht schließlich keinen Grund, warum der 34-Jährige in absehbarer Zeit abtreten sollte: „Warum denn? Dem fehlt ja nichts. Er wird noch mit 39 Jahren hervorragende Leistungen bringen. Das traue ich ihm zu“.

Manuel Neuer fehlt noch der Europameister-Titel

Ziele gibt es für Neuer schließlich auch noch genug. Sepp Maier gewann den Europapokal der Landesmeister schon dreimal, Neuer bisher „nur“ zweimal. Und im Gegensatz zu Maier fehlt dem DFB-Kapitän noch ein großer Titel: Europameister. Diese Lücke kann er im kommenden Jahr schließen.